Studie enthüllt: Mensch ist Hauptschuldiger am Aussterben der Riesensäuger
Vor 50.000 Jahren gab es weltweit 57 Arten von Riesensäugern, heute nur noch elf. Eine neue Studie zeigt: Der Mensch trägt die Hauptschuld daran.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Erde von vielen großen Tieren bevölkert war. Die Rede ist nicht von Dinosauriern, sondern von riesigen Wapiti, Riesengürteltieren, Wollhaarmammuts, Riesenfaultieren oder einem drei Meter großen Känguru. Gemeinsam ist diesen Lebewesen, dass die meisten von ihnen vor 50.000 bis 10.000 Jahren ausgestorben sind.
Warum die Megafauna ausstarb: Mensch oder Klima?
Warum sie ausstarben, war lange Zeit unklar. Man schrieb dem Klimawandel eine Rolle zu; damals endete eine Eiszeit und die Erde erwärmte sich. Aber auch der Mensch könnte etwas mit dem Verschwinden der Arten zu tun haben, so eine andere Vermutung. Ein internationales Forscherteam um Professor Jens-Christian Svenning von der Universität Aarhus in Dänemark hat nun die Belege für diese Theorien überprüft.
Das eindeutige Ergebnis: Der moderne Mensch (Homo sapiens) ist hauptverantwortlich für das Aussterben der Tierarten. "Es gibt starke und zunehmende Beweise dafür, dass der menschliche Druck der Schlüsselfaktor für dieses Aussterben war", sagt Svenning.
Drastischer Rückgang der Riesensäuger in den letzten 50.000 Jahren
Vor 50.000 Jahren gab es weltweit mindestens 57 Arten von pflanzenfressenden Riesensäugern, die mehr als eine Tonne wogen. Heute gibt es nur noch elf, darunter Elefanten, Nashörner und Flusspferde. Die meisten der ausgestorbenen Arten lebten in gemäßigten bis tropischen Regionen in Wäldern, Savannen, Grasländern und Wüsten.
Dass der Klimawandel die einzige Ursache für ein solch drastisches Aussterben war, lässt sich den Forschern zufolge nicht plausibel erklären. ""Der große und sehr selektive Verlust der Megafauna in den letzten 50.000 Jahren ist einzigartig in den letzten 66 Millionen Jahren", so Svenning.
Frühere Perioden des Klimawandels hätten auch nicht zu großem, selektivem Aussterben geführt. Außerdem sei die Megafauna in klimatisch stabilen Gebieten genauso stark ausgestorben wie in instabilen Gebieten.
Aussterben folgte dem Ausbreitungsmuster des modernen Menschen
Das Aussterben konzentrierte sich auf unterschiedliche Zeitfenster auf verschiedenen Kontinenten und Inseln. Es reichte von etwa 50.000 Jahren vor heute bis weit in das Holozän vor wenigen tausend Jahren. Diese zeitliche Verschiebung entspricht demnach dem Ausbreitungsmuster des modernen Menschen.
Die Studie zeigt, dass der frühe moderne Mensch ein effektiver Jäger auch der größten Tierarten war. Aufgrund der langen Tragzeiten und der geringen Nachkommenzahl waren die Riesen besonders anfällig für Überjagung.
Modellrechnungen und Knochenfunde an menschlichen Jagdplätzen untermauern nach Ansicht der Forscher die dominante Rolle des Menschen beim Aussterben der Megafauna.
Demnach kann der Klimawandel allein das selektive Aussterben der Großtiere nicht erklären. Die Megafauna hat viele frühere Klimaschwankungen überlebt. Viele der ausgestorbenen Arten waren Generalisten in Bezug auf Klima, Lebensraum und Ernährung und hätten von der nacheiszeitlichen Erwärmung profitiert, so die Forscher.
Verschwinden der Megafauna hatte tiefgreifende Folgen für Ökosysteme
Mit dem Verschwinden der Megafauna veränderten sich der Studie zufolge die Vegetationsmuster grundlegend, was zum Beispiel auf dem amerikanischen Kontinent zu dichteren Wäldern führte. Das Verschwinden der Riesentiere hatte demnach tiefgreifende Folgen für die Struktur und Funktion von Ökosystemen weltweit.
Die Forscher plädieren daher für eine aktive Wiederansiedlung von Großsäugern in geeigneten Gebieten. Dies könnte dazu beitragen, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen und die Artenvielfalt zu fördern, die sich in Ökosystemen mit einer reichen Megafauna entwickelt hat.
"Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit aktiver Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen", sagt Svenning. Das vom Menschen verursachte Aussterben der Megafauna markiere den Beginn des Anthropozäns, in dem der Mensch zum bestimmenden Faktor der Biosphäre geworden sei.