Submit a Death
Virtueller Friedhof für MySpace-Mitglieder
Katelyn Disessa ist der letzte Neuzugang (Stand: 26.08.06). Und damit die Nummer 457 auf der Seite MyDeathSpace, auf der verstorbene Mitglieder des beliebten Netzwerks MySpace aufgelistet werden – mit Bild und einem begleitenden Text, der dann die jeweilige Todesursache beschreibt. Im Fall von Katelyn Disessa war es übrigens ein Autounfall: „A man from Littleton is under arrest and charged with drunk driving after police say he struck and killed a 21-year-old woman and her unborn child as they were traveling in the opposite direction on Route 62 in Leominster Saturday night.“
Wer dann bei MyDeathSpace auf das Foto des jeweiligen Toten klickt, wird weitergeleitet auf dessen MySpace-Profil, das trotz des Todesfalles meist kaum verändert worden ist. Dort verrät also auch Katelyn Disessa dem Leser immer noch ihre inzwischen unerfüllbaren Wünsche:
I wish to be a model someday. I wish I lived in New Jersey. I hope to get married next year. I love four-wheeling, snowmobiling, fishing (only in the summer), hiking, running, walking my dog. I love all kinds of things but most of all MY FIANCE!!!!
Und oft erst in den Besucherkommentaren findet man dann Hinweise auf ihren Tod:
alot of us think of Katie everyday, allday... she will never be forgoten! she made me who i am. and she was deff. my bestfriend and always will be now and forever!
Da die Mehrzahl der angeblich rund 100 Millionen MySpace-Mitglieder noch recht jung ist, sind auch die meisten bei MyDeathSpace aufgelisteten Toten früh verstorben. Unter den Todesursachen findet man neben den recht häufigen Autounfällen auch Mord, Drogenmissbrauch, Selbstmord und sogar eine Hinrichtung. Junge Tote machen natürlich erst einmal betroffen – besonders dann, wenn man sich in diesem Zusammenhang auch noch ihr MySpace-Profil durchliest.
Gleichzeitig bedient allerdings dieser virtuelle Friedhof auf ziemlich makabre Weise auch den Voyeurismus seiner Besucher, der sich hier ganz einfach mit der Maus gleichsam durch tragische Schicksale klicken kann. Ein Eindruck, der verstärkt wird von der Aufmachung dieser Seite. Da heißt es also tatsächlich: „submit a death“. Außerdem ist oben auf der Website ein Comic-Totenkopf zu sehen, den man als farbigen Button für einen halben Dollar erwerben kann.
Diese makabere Aufmachung ist wohl auch einer der Gründe, dass sich bereits Angehörige der Verstorbenen erfolgreich gegen eine solche Veröffentlichungd des Todessfalls gewehrt haben. Das belegen unter anderem Diskussionen, die in einem angehängten Forum geführt werden. Dort heißt es beispielsweise: „I have noticed alot of people being taken off recently, must be people are highly offended about this site.“ Und der Administrator betont dazu ausdrücklich:
We have honored all requests made by family members to take down a death if requested to do so. Except for a murderer who was put to death by the state of Texas for stabbing a woman to death with a screw-driver. He doesn't get any sympathy and his profile will remain on the site.
Heftige Kritik kommt auch von einer Webseite, die sich Action against Mydeathspace nennt. Dort wird unter anderem behauptet, dass Mitglieder dieser Friedhofsgemeinschaft gezielt die Presse nach verstorbenen MySpace-Mitglieder durchsuchen würden. Außerdem, heißt es, soll diese Seite vor allem die Besucher amüsieren. - Dazu ist allerdings dann ein mehr als seltsames Humorverständnis vonnöten.