Syrien: Die "Rebellen" wollen Rache nehmen an den Kurden in Afrin

Miliz Jaish asch-Scharkia (oder Jaysh al-Sharqyia) in Jindires/Afrin. Foto: Twitter/Propaganda

Abgesagte Hilfstransporte, einseitige Wut und 1.000 getötete Kinder

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Nichts steht am heutigen Donnerstag in der Guardian-Rubrik Middle East über die Geschwister Hisen (15), Rifat (10) und Hale (14), die bei einem Artillerieangriff der türkischen Besatzungsarmee auf das Dorf Tirindê in der Nähe der Stadt Efrîn ums Leben kamen. Ansonsten muss man beim früheren britischen Qualitätsmedium nicht lange suchen, um auf das herzzerreißende Leid von Kindern im syrischen Krieg aufmerksam zu werden.

1.000 Kinder wurden in diesem Jahr in Syrien getötet, liest man im ersten Satz eines Berichts über die "wütende Bevölkerung" in Ost-Ghouta. Dort, so der Guardian, mussten laut UN wieder einmal Hilfslieferungen aus der Enklave abrücken, ohne dass sie wirklich helfen konnten. Sie durften nicht alles abladen.

Leser, so sagen Studien, würden meist nur einige Sekunden ihrer kostbaren Lebenszeit auf Artikel verwenden. Sie würden meist nur kurz "abgescannt". Die schnellen Leser ziehen mit dem Eindruck ab zum nächsten Artikel, dass die Leute in Ost-Ghouta wahrscheinlich wütend sind, weil die Hilfslieferungen wegen einer Gewalt flüchten mussten, die im Zusammenhang mit Bombardierungen steht, denen auch die anfangs genannten 1.000 Kinder zum Opfer gefallen sind.

Keine präzisen Angaben

Genaues erfahren auch die geduldigeren Leser nicht. Weder wird die UN-Zahl der 1.000 getöteten Kinder in irgendeiner Weise präzisiert oder eine genaue Quelle dazu angegeben, noch wird genau dargelegt, warum der Hilfskonvoi, der nur teilweise abgeladen werden konnte, so schnell wieder abfuhr. "Die Vorstadtviertel wurden angegriffen", heißt es lediglich. Daraufhin wird kurz erwähnt, dass Russland den oppositionellen Milizen einen freien Abzug samt Familien plus den eigenen persönlichen Waffen angeboten habe.

Später wird im Bericht erwähnt, dass das internationale Komitee für das rote Kreuz (ICRC) bekräftigt habe, dass der Konvoi wegen einer sich "verschlechternden Sicherheitssituation" am Montag vorzeitig abfahren musste.

Nach einem ganz ähnlichen ungenauen, mit Suggestionen arbeitenden Muster verfährt der aktuelle Guardian-Bericht über einen Hilfskonvoi, der für den heutigen Donnerstag angekündigt war, aber nicht kam. Der erste Satz suggeriert, dass er abgesagt wurde, weil auf die Enklave ein Giftgas-Angriff erfolgt war. Die Quelle dafür sind "Beobachter".

Im zweiten Satz äußert die Sprecherin des ICRC, dass die Abfahrt des Konvois vertagt wurde, "weil es die Lage am Boden nicht erlaubt , dass wir den Transport unter solchen Bedingungen ausführen". Mit keinem Wort wird vom ICRC ein Angriff mit Chemiewaffen erwähnt oder darauf Bezug genommen.

Nichts über den Beschuss, der von Milizen kommt

Die Beobachter, die einen Giftgas-Angriff vermuten, werden dann weiter unten genannt: Es ist die Londoner syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights). Der Verdacht, dass die syrische Regierungstruppen für den Chemiewaffenangriff verantwortlich sind, wird nicht ausdrücklich geäußert, sondern nur nahegelegt.

Der Zusammenhang mit dem Hilfstransport wird an keiner Stelle erhärtet. Dafür benennt die russische Tass ganz präzise Ursachen. Laut dem Vertreter des russischen "Zentrums für Versöhnung der Konfliktparteien", Juri Jeftuschenku, sieht der Hintergrund für die Entscheidung, den Transport zu vertagen, so aus:

Die Internationalen Hilfsorganisationen trafen die Entscheidung im Austausch mit den syrischen Behörden, um den humanitären Konvoi für Duma, geplant für den 8. März, auf später zu verschieben, weil es intensiven Artilleriebeschuss der Jabhat al-Nusra auf Regierungstruppen und den humanitären Korridor in el-Vafedin gab.

Tass

Rache und Rettungen vor bereit gehaltenen Kameras

Keine Leserin und kein Leser kann mit Sicherheit wissen, welche Version der Wahrheit näherkommt. Aber festzuhalten ist, dass der Guardian solche Aussagen systematisch auslässt wie so vieles, das ein schlechtes Bild auf die islamistischen, salafistischen oder dschihadistischen Milizen wirft.

Diese töten momentan beim Militäreinsatz mit der Türkei in Afrin Kinder - ohne dass ein Team von Fotografen mit ihren bereitgehaltenen Apparaten darauf warten, dass ein "Retter" ein Kind ganz spontan und wundersam aus dem Bombenschutt befreit und auf sie zugelaufen kommt.

Die vom Dschihad in Syrien befeuerten "Rebellen", die nun mit Härte und Grausamkeit in Afrin unterwegs sind, haben dagegen keine Scheu, dies auch offen auszusprechen: Es ist Rache, die sie nun gegen an den Kurden und der YPG nehmen wollen, sagen sie. Man kann sich vorstellen, in welches Racheblutbad sie das Land tauchen würden, hätten sie den Freilauf, den ihnen manche gerne gönnen würden.

Auch wenn manche Teile der Bevölkerung genau auf diese Milizen wütend sind, was beim Guardian ebenfalls unerwähnt bleibt. Dem schnellen Leser fällt das ohnehin nicht auf.