Syrien: Die unbedrängte Terror-Unterstützung aus Katar
Ein US-Bericht rät Trump dazu, das Centcom-Hauptquartier bei Doha zu verlegen, um den Druck auf den Golfstaat zu erhöhen
Es war ein großer Schwindel an der Öffentlichkeit, dass Politiker und große Medien die al-Nusra-Front und Ahrar al-Sham im Kampf um Aleppo als "Rebellen" zu verkaufen suchten. Dabei spielte Geld keine geringe Rolle, nämlich Millionen Dollar aus Katar, die eingesetzt wurden, um Dohas Schützlinge - und die eigene Rolle im Spiel - gut zu präsentieren.
Experten aus US-Think Tanks, zu denen Katar gute Beziehungen hat, machten interpretatorische Vorgaben, die von westlichen Medien bereitwillig übernommen wurden. Dazu gehörte, die al-Qaida-Miliz al-Nusra-Front und ihre Kampfverbündeten von der Ahrar al-Sham als Teil einer Widerstandsbewegung zu schildern, die im Mondscheinlicht der Verallgemeinerungen als "gute Opposition" den wahren Schurken al-Assad und Putin gegenübergestellt wurde.
Einer dieser Think Tanks, die mit Millionen aus Katar begünstig werden, ist das Brookings Doha Center, ein Ableger des US-Think Tanks Brookings Institution. Charles Lister, ein britischer Syrien-Spezialist mit exzellenten Verbindungen nach Washington und zu US-Publikationen, war als visiting fellow für das Brookings Doha Center tätig. Er setzte sich beständig dafür ein, dass die syrische Opposition sehr viel stärker mit Waffen unterstützt werde und dass sie in gutem Licht dargestellt wird.
IS-Zellen in der al-Nusra-Front
Bei Lister, der auch über gute Verbindungen zu Kommunikatoren der beiden extremistischen Milizen verfügt, kann man derzeit nachlesen, dass sich al-Nusra und Ahrar al-Sham in Idlib und im Grenzgebiet zur Türkei bekämpfen. Dabei zeigt sich, was schon in Aleppo galt. Wer verhandeln will, gilt als nächststehender Feind, der sofort bekämpft werden muss. Moderat darf nicht sein. Es gibt eine Fraktion innerhalb von Ahrar al-Sham, die mit der Türkei zusammenarbeiten will und sich auch geneigt zeigte, an der großen Syrien-Konferenz im kasachischen Astana teilzunehmen.
Selbst Russland war gewillt, Ahrar al-Sham auf die Liste der moderaten verhandlungsbereiten bewaffneten Opposition zu setzen. Doch gibt es auch eine andere Fraktion, die den Dschihadisten der al-Qaida-Frontgruppe al-Nusra sehr nahesteht. Für welche Richtung sich Ahrar al-Sham entscheiden wird, ist noch nicht klar.
Ein interessantes Detail in Listers Bericht ist, dass sich dort nicht nur die engen Verbindungen von Ahrar al-Sahm zur al-Qaida zeigen. Bemerkenswert ist auch, dass Ahrar al-Sham den langjährigen Kampfgenossen al-Nusrah beschuldigt, dass dort "IS-Zellen" operieren. In diesem Zusammenhang wird die Einverleibung der Jund al-Aqsa durch die al-Nusra-Front genannt.
Emir von Katar: "Terror? In unserer Region sehen wir das nicht so"
Alle drei Gruppen tauchen in einem ausführlichen 40-seitigen Bericht auf, der sie als Empfänger beträchtlicher Unterstützung seitens Katar ausweist. Der Bericht von David Weinberg hat zum tragenden Thema den Vorwurf, dass Katar trotz einer Vereinbarung mit den USA und mehrmaliger "Ermahnungen" bekannte Terrorfinanziers nicht verfolgt.
Was die katarische Regierung immer bestreitet, tritt im Bericht deutlich hervor: Dass besonders al-Nusra kräftig vonseiten Katars unterstützt wurde - mit Geld und mit PR. Die millionenschwere Unterstützung lässt sich an manchen Stellen bis in Kreise der Regierung verfolgen.
Ideologisch untermauert wird dies mit einem Schlüsselsatz des Emirs von Katar Tamim bin Khalifa al-Thani, wonach "manche Bewegungen in den USA als terroristisch bezeichnet werden. In unserer Region sehen wir das nicht so". Gestützt wird dies mit Insideraussagen, die bestätigen, dass Doha die al-Nusra-Front nicht als terroristische Vereinigung ansieht, sondern als "authentische örtliche syrische Widerstandsorganisation".
Dies rechtfertigt das Gewährenlassen von bekannten al-Qaida-Terroristen, die von katarischen Boden aus ihnen zum Teil familiär verbundene Gruppen wie Jund al-Aqsa oder nahestehende Gruppen wie al-Nusra mit Millionen Dollar unterstützten. Dazu zitiert der Bericht eine Fülle von Fakten aus Dokumenten des US-Finanzministeriums.
Verlegung der al-Udeid-Air-Base angeraten
Der Verfasser des Berichts, David A. Weinberg, ist ebenfalls Mitarbeiter eines Think Tanks, der Foundation for Defense of Democracies, die sich seit längerem der Aufdeckung der al-Qaida-Aktivitäten widmet, zum Beispiel über die Publikation Long War Journal.
Weinberg rät dem neuen Präsidenten, mehr Druck auf Katar auszuüben. Er solle auch nicht davor zurückscheuen, gegebenenfalls das US-Centcom-Hauptquartier in der al Udeid Air Base bei Doha langsam aufzulösen. Kritiker der US-Politik führen die große Militärbasis als Grund dafür an, dass Washington Katars Terrorunterstützung gegenüber so zaghaft blieb. Ob sich das unter dem neuen Präsidenten Trump ändern wird, ist, wie so vieles, noch offen.