Syrien: Dschaisch-al-Islam-Anführer getötet
IS- und al-Nusra-Anhänger ziehen aus dem Süden von Damaskus ab [Update]
Übereinstimmenden Medienberichten nach ist Zahran Allusch, der Anführer der Dschihadistengruppe Dschaisch al-Islam, bei einem Raketenangriff in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus ums Leben gekommen. Mit ihm sollen mehrere seiner Führungskräfte ausgeschaltet worden sein, die in seinem geheimen Hauptquartier eine Offensive planten. Während es in ersten westlichen Medienberichten dazu hieß, Russland habe den Angriff durchgeführt, spricht die syrische Nachrichtenegentur SANA von einem Schlag der syrischen Armee.
Der sunnitische Extremist Allusch war 2009 wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Im Juni 2011 amnestiert und aus dem Gefängnis entlassen worden. Zwei Jahre darauf lobte er öffentlich Osama bin Laden und forderte, Syrien vollständig von Alawiten und Schiiten zu säubern. Die al-Nusra-Front nannte er "Brüder", mit denen man zusammen kämpfe. Demokratie lehnte er explizit ab.
Seine aus der "Liwa‘ al-Isam" entstandene Dschihadistengruppe, die beim Adra-Massaker zusammen mit der al-Nusra-Front gezielt Alawiten, Christen und Drusen enthauptete und die am 1. November mit in Käfigen gesperrten Alawiten durch die Straßen paradierte, wird von Saudi-Arabien unterstützt, wo Allusch Scharia-Recht studierte und wo sein Vater predigte. Das Land hofierte Allusch unter anderem bei einer "Einigungskonferenz" der Rebellen in der saudischen Hauptstadt Riad, die die Ölmonarchie im Dezember veranstaltete.
Im Süden von Damaskus, in al-Hadschar al-Aswad und al-Kadam, hat währenddessen der unter Vermittlung der UN ausgehandelte Abzug von IS- und al-Nusra-Terroristen begonnen. Inklusive der Familienangehörigen soll es sich um 3.500 bis 5.000 Personen handeln. Die Anhänger der beiden Terrorgruppen werden mit Bussen in die IS-Quasi-Hauptstadt ar-Raqqa und in das al-Nusra-Herrschaftsgebiet Idlib transportiert werden. Dabei dürfen sie Pistolen und Gewehre, aber keine schweren Waffen mitnehmen.
[Update: Der BBC zufolge wurde der Abzug nach dem Bekanntwerden des Raketenangriffs auf Allusch vorerst gestoppt, weil die geplante Route durch ein von der Dschaisch al-Islam kontrolliertes Gebiet führte. Nun soll die Sicherheit erneut geprüft werden.]
In anderen Stadtteilen der Syrischen Hauptstadt feiern Christen währenddessen Weihnachten. Anders als in Saudi-Arabien, Somalia oder Brunei dürfen sie das dort öffentlich und mit Weihnachtsbäumen und roten Mützen.
In der Provinz Aleppo hat die syrische Armee dem russischen Generalstabssprecher Sergej Rudskoj zufolge in den letzten Tagen mit russischer Luftunterstützung fünf Ortschaften in der Umgebung der Luftwaffenbasis Kweires befreit. Außerdem habe es Gebietsgewinne im Nordosten der Provinz Latakia gegeben. Nun werde der Vormarsch in Richtung der fast ganz von der al-Nusra-Front beherrschten Provinz Idlib fortgesetzt.
Auf der Phillippineninsel Mindanao, wo sich die Dschihadistengruppe Bangsamoro Islamic Freedom Fighters (BIFF) dem IS angeschlossen hat, wurden am Heiligen Abend sieben Bauern bei der Feldarbeit überfallen und getötet. Zwei weitere Menschen kamen bei einem Granatangriff auf eine Kirche ums Leben. Die Bangsamoro Islamic Freedom Fighters (BIFF) spalteten sich von der Moro Islamic Liberation Front (MILF) ab, die am 24. Januar 2014 einen Friedensvertrag mit der philippinischen Regierung schloss.
Die BIFF streben ein weltweites Kalifat an, in dem Salafisten Anhänger anderer Glaubensvorstellungen, Agnostiker und Atheisten vertreiben, versklaven oder töten können - zum Beispiel zur Organentnahme, die angeblich eine Fatwa des IS erlaubt, die einem US-Spezialkommando am 16. Mai in die Hände gefallen sein soll. Sie kursiert seit Freitag in US-Medien, wurde bislang aber noch nicht von offizieller Seite bestätigt. Gerüchte, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat in den von ihr beherrschten Gebieten Gefallenen und Entführten Herzen, Lebern und Nieren entnimmt und sie auf dem schwarzen Markt verkauft, um damit den Kalifatshaushalt mitzufinanzieren, gibt es bereits seit Februar 2015 (vgl. IS-Vorbild UÇK?).
Die Türkei, die in diesen Gerüchten neben Saudi-Arabien als Zwischenhändler genannt wurde, sieht sich nach diesen und den Ölhandels- und Terroristenverarztungsverdächtigungen neuen Vorwürfen einer mindestens passiven Unterstützung des IS ausgesetzt: Ein im Dezember von der syrischen Kurdenmiliz YPG gefangen genommener IS-Kämpfer behauptet, dass er und seine Gesinnungsgenossen das Schießen mit Sturmgewehrern in der Türkei lernten, weil es dort sicherer sei als in Syrien. Ein IS-Ausbildungscamp in der (ehemals zu Syrien gehörigen) türkischen Provinz Hatay habe man der Öffentlichkeit als Einrichtung der "Freien Syrischen Armee" präsentiert, obwohl alle 60 Ausbilder und Auszubildenden dort IS-Anhänger gewesen seien.
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