Syrien: Kurden wollen Korridor schließen
IS öffnet antikes Theater von Palmyra - für Massenhinrichtungen
Im Norden Syriens haben kurdische YPG-Milizen die 6.000-Einwohner Ortschaft Mabrouka erobert, die zwischen ihrem mit dem irakischen Kurdengebiet verbundenen Kanton Cizîrê und der Stadt Tall Abyad liegt, die die Kurden nach eigenen Angaben als nächstes Ziel angepeilt haben.
Erobern sie auch diese Stadt und deren Umgebung, dann hätten sie nicht nur einen Nachschubkorridor zum Kanton Kobanê geschaffen - sie hätten der Terrorgruppe Link auf http://www.heise.de/tp/artikel/43/43729/s1.html auch die Kontrolle über einen Grenzabschnitt zur Türkei entrissen, über den viele ausländische Kämpfer und Bräute in das Kalifat einreisten. Allerdings würde die Terrorgruppe auch nach dem Verlust von Tall Abyad noch einen Gebietsabschnitt mit der Stadt Dscharabulus kontrolliere, den die Kurden ebenfalls besetzen müssten, um den IS ganz vom Nachschub über die Nordgrenze abzuschneiden.
Mabrouka ist keine kurdische, sondern eine arabische Ortschaft. Über Vertreibungen wurde bislang trotzdem nichts bekannt - was nicht zwangsläufig heißen muss, dass sie nicht stattfanden.
Südöstlich von Mabrouka eroberte die YPG zusammen mit der Christenmiliz Mawtbo Fulhoyo Suryoyo (MFS) in der letzten Woche den Berg Kizwan (arabisch: Abdel Aziz) und mehrere assyrische Dörfer im Gebiet Alya zurück, aus denen der IS zahlreiche Christen verschleppte, als er sie im Februar besetzte.
Dass den Kurden die Eroberung Mabroukas und die Befreiung der assyrischen Dörfer gelang, liegt wahrscheinlich auch daran, dass der IS seine Kräfte in den letzten Wochen auf die Einnahme der irakischen Provinzhauptstadt Ramadi und der syrischen Stadt Palmyra konzentrierte. In Palmyra wird befürchtet, dass die Dschihadisten die antiken Kunstschätze zerstören, wie sie das bereits im Nordirak machten. Ein Sprecher der Salafisten bestätigte dieses Vorhaben bereits, schränkte aber ein, das beträfe nur "Götzenbilder".
Was die Terrorgruppe mit Bauwerken vorhat, die keine Lebewesen abbilden, zeigte sie am Mittwoch anhand des antiken Theaters von Palmyra: In diesem Relikt aus der Römerzeit wurden vor zahlreichen Zuschauern 20 Personen öffentlich hingerichtet. Insgesamt sollen nach der Einnahme der Stadt mehrere Hundert Zivilisten geköpft oder erschossen worden sein.
Auch in Libyen ist der IS auf dem Vormarsch: Dort nahm er am Donnerstag den Flughafen von Sirte ein - der neuntgrößten Stadt des Landes. Mit ihr kontrolliert er einen weiteren Abschnitt der Mittelmeerküste, wo er von Schleusern Schutzgeld kassiert. Dieter Romann, der Präsident der Bundespolizei, geht davon aus, dass solche Schleuser heute häufig mehr Geld umsetzen als Drogenschmuggler.
Außerdem ermöglicht es die Küstenkontrolle dem IS, ausgebildete Terroristen nach Europa zu schleusen, wie der Fall eines 22-jährigen Marokkaners zeigt, der mindestens zweimal illegal nach Italien einreiste und am 19. Mai in Gaggiano bei Mailand festgenommen wurde. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mann ist dringend verdächtig, am Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis beteiligt gewesen zu sein, bei dem am 18. März 24 Menschen ums Leben kamen.
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