Syrische Armee erobert Grenzort Abu Kamal
Der IS verliert die letzte Städte-Bastion in Syrien und die USA die Hoffnung, dass sich die Verbindung zwischen Damaskus und Bagdad verhindern lässt
Nach zwei Wochen Kämpfen haben die syrische Armee (SAA) und ihre Verbündeten, vorneweg die Hizbollah und andere schiitische Milizen, die Stadt Albu Kamal (auch Al Bukamal geschrieben) aus der Kontrolle von IS-Milizen erobert. Die Stadt liegt im äußersten Südosten Syriens nur wenige Kilometer vor der Grenze zum Irak.
Der Widerstand der IS-Milizen war heftig, die Verluste nach Angaben von Beobachtern des Geschehens in Syrien hoch. Bereits vor etwa zehn Tagen kursierte eine Meldung, wonach die syrische Armee Albu Kamal erobert habe. Sie stellte sich allerdings als voreilig heraus.
IS-Milizen lancierten eine Gegenoffensive über Kämpfer, die sich im weitverzweigten Tunnelsystem verborgen hatten. Sie konnten zunächst große Teile der Stadt zurückerobern. Der starke Widerstand wird damit erklärt, dass sich in Albu Kamal ein größeres Kontingent ausländischer IS-Kämpfer verschanzt hatte, die anders als etwa in Rakka keine Verhandlungen zu erwarten hatten.
Es gab Hinweise darauf, dass die durch die dortigen Verhandlungen freigelassenen IS-Milizen (siehe Schmutziger Deal mit dem IS) nach Albu Kamal gelangten, um dort gegen die Tiger Forces der SAA und ihre Verbündeten zu kämpfen. Aus Russland kamen Vorwürfe, die nahelegten, dass die US-Luftwaffe den IS bei Albu Kamal durch ihr Verhalten unterstützte.
Mit dem Einsatz russischer Langstreckenbomber des Typs Tupolev Tu-22M3 und mit der Unterstützung schiitischer Milizen, offenbar unter der Leitung des iranischen Generals Qassem Soleimani, gelang es der syrischen Armee am Sonntag, die IS-Milizen aus ihrer "letzten Stadt-Bastion" in Syrien verjagen und sie unter voller Kontrolle zu bringen, wie unterschiedliche Berichte bestätigen.
IS: Guerilla-Taktik
Den IS-Milizen verbleiben damit als Rückzugsgebiete nur mehr einige Dörfer am Euphrat und "Taschen" in der Wüste. Es ist die nächste Meldung einer ganzen Serie von Niederlagen, die das "Kalifat" in diesem Jahr in Syrien und im Irak beendet haben.
Der IS wird sich nun verstärkt einer Guerilla-Taktik bedienen, so die allgemeine Ansicht von Experten. Selbstmordattentate wie Anfang November und am vergangenen Freitag in der Provinz Deir ez-Zor zeigen, dass die IS-Milizen, etwa mit Schläferzellen, noch immer empfindlich zuschlagen können.
Der syrischen Armee stehen mit der Eroberung der strategisch wichtigen Stadt wieder mehr Kapazitäten für andere Offensiven zur Verfügung. Gerechnet wird von Beobachtern damit, die Idlib das nächste Ziel sein könnte.
Keine gute Nachricht für die USA
Für die USA ist die Übernahme von Albu Kamal keine gute Nachricht, denn damit wird der Weg frei für eine Verbindung zwischen den schiitischen Milizen im Irak (Hashd al-Shaabi) und den Hizbollah- wie anderen schiitischen Milizen in Syrien. Auch der syrisch-irakische Handel dürfte damit wieder in Gang kommen (zur Bedeutung von Albu Kamal für die syrische Regierung siehe: What an ISIS Retreat in Boukamal Could Mean for the War in Syria).
Die USA hatten versucht, diese Verbindung, die meist mit dem Stichwort "iranischer Korridor" belegt wird, zu verhindern. Das ist nun nicht mehr möglich. Gut informierte Beobachter wie Elija J. Magnier oder Moon of Alabama gehen fest davon aus, dass es kein Abkommen zwischen Russland und den USA gibt oder geben wird, das dazu führen könnte, dass die USA, wie es Verteidigungsminister Mattis ankündigte, länger in Syrien bleiben.