Syrischer Außenminister bietet USA Zusammenarbeit gegen IS an
Washington will Damaskus vor Luftschlägen nicht um Erlaubnis fragen
Der syrische Außenminister Walid al-Muallem verkündete gestern auf einer Pressekonferenz in Damaskus, dass sein Land grundsätzlich zu einer Zusammenarbeit mit westlichen Ländern bereit sei, um die Terrorgruppe "Islamischer Staat" zu bekämpfen. Das Angebot, so der Politiker, schließe explizit auch die USA und Großbritannien ein.
Als Bedingung für eine Zusammenarbeit nannte al-Muallem, die Länder müssten beachten, dass Syrien ein unabhängiger Staat ist sei und seine Regierung müsse bei Operationen auf eigenem Territorium das letzte Wort habe. Führten Länder solche Operationen ohne Absprache mit der syrischen Regierung durch, werde man dies als "aggressiven Akt" verstehen.
Dabei bezog er sich offenbar auf eine Äußerung des amerikanischen Verteidigungsministers Chuck Hagel, der am Freitag Luftangriffe gegen den "Islamischen Staat" auch auf syrischem Territorium nicht grundsätzlich ausgeschlossen hatte. Angeblich hat US-Präsident Obama Aufklärungsflüge über Syrien bereits genehmigt. Entscheidet man sich zusätzlich für Bombardements, will die US-Regierung einem Sprecher des Weißen Hauses zufolge die syrische Regierung vor solchen Angriffen nicht um Erlaubnis fragen.
Am Sonntag hatten IS-Terroristen nach tagelangen Angriffen den syrischen Fliegerhorst al-Tabqa erobert. Dabei soll es über 500 Tote gegeben haben. Unter ihnen sind mindestens 170 syrische Soldaten, die von den vorrückenden Salafisten häufig bestialisch geschlachtet wurden.
Dass die Verluste unter den Kalifatstruppen doppelt so hoch waren, muss deren Führer Abu Bakr al-Bagdadi insofern wenig kümmern, als der Zulauf von Extremisten ungebremst anhält: Alleine am Wochenende sollen sich der Terrorsekte etwa 300 Mann aus anderen syrischen Rebellengruppen angeschlossen haben. Im Juli sollen es 6.300 gewesen sein. Insgesamt verfügt al-Bagdadi alleine in Syrien über 50.000 Soldaten - 20.000 davon sollen Tschetschenen, Albaner und andere Ausländer sein, die mit besonderer Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vorgehen.
Nach der Eroberung von al-Tabqa beherrscht die Kopfabschneidersekte die syrische Provinz ar-Raqqa praktisch vollständig. Damit kontrolliert das "Kalifat" nun etwa ein Drittel Syriens - darunter praktisch alle Öl- und Gasförderstätten.
Im Irak versuchten die Salafisten am Wochenende die Raffinerie Baidschi und die etwa 180 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt Tus Churmatu zu erobern, konnten aber an beiden Orten abgewehrt werden. In Baidschi geschah dies durch die irakische Armee, in Tus Churmatu durch kurdische Peschmerga und schiitische Milizen.
Auch hier wären einem Erfolg der Kalifatstruppen wahrscheinlich extreme Grausamkeiten gefolgt: Inzwischen wurde durch die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay bekannt, dass die sunnitische Sekte nach der Eroberung von Mosul im Juni etwa 670 Häftlinge nur deshalb hinrichtete, weil sie keine Sunniten waren. Darüber hinaus verschleppte sie systematisch Frauen und ließ diese bei Lösegeldforderungen an die Familien am Telefon erzählen, wie Töchter und Söhne [sic] als Sklaven gehalten und vergewaltigt werden. Angesichts dieser bestätigten Erkenntnisse forderte Pillay die internationale Gemeinschaft auf, die Verantwortlichen für solche "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit […] nicht straflos davonkommen zu lassen."
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