"Terrorism now comes in Stars and Stripes"

Die neuen alten Rechtsextremen in Charlottesville. Screenshot aus dem YouTube-Video

US-Kino vor 9/11: Rechtsradikale im Kampf gegen Staat, Multikulturelle und Atheisten

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Die vielfältigen Bewegungen und Netzwerke der Rechten in den USA waren fast anderthalb Jahrzehnte lang der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen, doch nicht verschwunden. Auf ihr Konto geht ein beträchtlicher Anteil am Wahlsieg Donald Trumps. Der jüngste Terroranschlag in Charlottesville bringt die Gewaltbereitschaft des faschistoiden Spektrums in den Vereinigten Staaten auf erschreckende Weise wieder in Erinnerung. Bevor sich allgegenwärtig das antiislamische Kulturkampfparadigma durchsetzen konnte, gab es diesbezüglich bei den Produzenten von Blockbustern und B-Movies früher schon einmal ein ausgeprägtes Problembewusstsein. Es könnte hilfreich sein, die entsprechenden Filmkapitel heute noch einmal zu sichten.

Der nachfolgende Beitrag ist mit wenigen Änderungen dem Buch "Kino der Angst - Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood" entnommen, das der Verfasser im Jahr 2005 veröffentlicht hat (2. erweiterte Auflage 2007). Dort sind auch alle Quellennachweise zu finden.

Leitende Parolen der US-amerikanischen Gesellschaft wie "Freiheit" oder das "Sendungsbewusstsein einer auserwählten Nation" sind zentral auch für Ideologien und Bewegungen, die sich gegen den Staat stellen.

Im April 1995 sprengten der US-amerikanische Neonazi Timothy McVeigh und sein Komplize Terry Nichols in Oklahoma City das Bürogebäude einer Bundesbehörde in die Luft. 168 Menschen kamen dabei ums Leben. Der Anschlag in Oklahoma wurde zunächst islamistischen Terroristen zugeschrieben. Ihm folgten mehr als 200 Einschüchterungen und Angriffe gegen Muslime in den USA. Viele Stimmen forderten zunächst "einen Vergeltungsschlag gegen den Mittleren Osten, der auch gekommen wäre, wenn es sich um arabische Täter gehandelt hätte". (N. Chomsky)

Zum vielgestaltigen Komplex der rechtsextremistischen US-Szenen gehören "arisches Christentum", "Heiliger Rassekrieg" und Bücher, in denen ein "nuklearer Bürgerkrieg" als Überlebenskampf propagiert wird. Ähnlich wie die Endzeitsehnsüchte christlicher Chiliasten - etwa im Bereich der Südstaaten-Baptisten - beinhalten apokalyptische Phantasien und "Nuklearismus" der US-Neonazis die Vorstellung von auserwählten Überlebenden. Ihr Elite-Gedanke ist jedoch rassistisch geformt und ausdrücklich mit dem Wunsch einer Vernichtung Israels verbunden. Die Regierung in Washington gilt als "ZOG" (Zionist Occupied Government).

Wie in den 1960er Jahren wollen die Rechten im eigenen Land mit dem Kampf gegen die Gleichberechtigung von Afro-Amerikanern und anderen Minderheiten dem "Schutz der angelsächsischen Demokratie" dienen. Das Ideal ist eine ausschließende, rassistische "Nationaldemokratie". Bereits im "späten neunzehnten Jahrhundert wurde argumentiert, dass die freiheitliche Demokratie aus uralten angelsächsischen Sitten und Gebräuchen hervorgegangen sei und sich aus rassischen Gründen niemals über die angelsächsische Welt hinaus verbreiten werde." (Paul Berman)

"Ladet euer M-60 durch, mäht die kleinen Bastarde nieder!"

Es fällt schwer, an dieser Stelle lediglich auf Ku-Klux-Klan-Traditionen zu verweisen. Der schon von Kindesbeinen an eingeübte Kult der Nationalflagge, der ausgeprägte Militarismus der US-Gesellschaft und die Organisation mehrerer Millionen bewaffneter Bürger in sogenannten Bürgermilizen züchten offenbar gefährliche Patrioten heran.

Es sollte außerdem zu denken geben, dass eine Flut von Filmtiteln ehemalige Mitglieder der U.S. Army als gut ausgebildete Gewaltverbrecher und Terroristen präsentiert. (In einem früher auch bei U.S. Marines bekannten Lied heißt es: "Werft Süßigkeiten in den Schulhof, seht zu, wie sich die Kinder darum versammeln. Ladet euer M-60 durch, mäht die kleinen Bastarde nieder" und "Wir werden vergewaltigen, morden, plündern und brennen!")

Die Vorstellungswelt rechter paramilitärischer Gruppen in den USA trägt abstoßende "verschwörungstheoretische" Züge und reicht hinein in weite Kreise der Gesellschaft. Selbst ein kritischer Intellektueller wie Morris Berman scheut sich nicht, auf zentrale Motive der Milizenszene Bezug zu nehmen: "Wie sehr ich auch deren Antisemitismus, weißes Vormachtsdenken und Kryptofaschismus verabscheue, diese Gruppen haben in einem Punkt recht: Tag für Tag werden von der Regierung immer detailliertere Informationen über uns alle angehäuft und per Computer erfasst - wichtige Daten wie medizinische Informationen, Einkommen, Konsumverhalten, Kriminalität, psychologische Verfassung usw. - und unter der jeweiligen Sozialversicherungsnummer zentral gespeichert. Wie wir … gesehen haben, wird das logische Ergebnis von all dem in apokalyptischer Form von Ira Levin in This perfect Day beschrieben, ein Szenario, in dem eine computerisierte Gesellschaft von chemisch ruhiggestellten Bürgern von einer kleinen technologischen Elite gefügig gehalten wird."

Paradoxer Weise verfolgen die rechten Patrioten - unabhängig von ihrem sozialen Verliererstandort - zumeist eine pauschale Staatsfeindlichkeit, die dem sehr selektiven Ruf der ökonomischen Elite nach einem - sozialpolitisch - schwachen Staat durchaus entgegenkommt. Leider gehen liberale Bürgerrechtler bei ihrem Protest gegen Sicherheitsstaat und Patriotic Act offenbar punktuelle Bündnisse mit Vertretern eines militanten, rechten Anti- Etatismus ein.

Innere und äußere Terroristen

Nicht erst seit dem Anschlag in Oklahoma interessieren sich Filmmacher für den Terror von rechts. Bereits im Krimi Dead Bang (USA 1988) wird ein Neonazi-Mörder von Los Angeles nach Colorado verfolgt. In The Line Of Duty: The Twilight Murders (USA 1991) zeigt rechtsradikale, rassistische Terroristen, die sich in North Dakota paramilitärisch organisieren. Bei einer Schießerei tötet der Anführer zwei Polizeibeamte, doch die sympathisierenden Farmer halten ihm weiter die Treue.

Es scheint schwer zu sein, die "Verwandtschaft des inneren und des äußeren Terroristen zur Kenntnis zu nehmen" (Seeßlen/Metz 2002). Noch schwerer fällt der Blick auf eine andere Schnittmenge: "Delta-Force-Filme sind seit Jahren ein Trash-Genre für das rechte Publikum, in dem die Helden à la Chuck Norris oder Michael Dudikoff in der Welt der Terroristen und Amokläufer aufräumen." (Seeßlen/Metz 2002) - Möglicherweise ist es der Bush-Administration im Rahmen ihres "Antiterror-Krieges" gelungen, Energien der patriotischen Ultra-Amerikanisten auf ein äußeres Feindbild zu lenken und der zeitweiligen - antisemitisch motivierten - Solidarisierung mit militanten "Islamisten" Grenzen zu setzen. Der rechtsextremistische Terrorismus aus der eigenen Mitte war vor einem Jahrzehnt jedenfalls kaum noch ein Thema.

Ende der neunziger Jahre hat das US-Kino dem Problem jedoch noch reichlich Aufmerksamkeit geschenkt. Hakenkreuz-Skinheads in Venice Beach (Kalifornien) und der rassistische Mord an drei Afro-Amerikanern sind z.B. Thema in American History X (USA 1998). Ungewöhnlich ist die konstruktive Resozialisierungsperspektive dieses Films. Ähnliches wird uns in den nachfolgenden Beispielen nicht begegnen.

Totale Überwachungstechnologie und Milizenideologie

Diamondbacks (USA 1998) illustriert die Angst vor totaler Überwachung im Umkreis der Bürgermilizen: Die Weltraumbehörde NASA will einen neuen Nachrichtensatelliten in Umlauf bringen und damit die Vorreiterrolle der USA in moderner Kommunikationstechnik weiter vorantreiben. Die Mitglieder der Bürgermiliz "Diamondbacks" glauben jedoch, dass die Regierung dem Volk die Wahrheit vorenthält und dass der neue Satellit in Wirklichkeit "alle aufrechten Bürger, die es wagen, eine eigene Meinung zu haben", ausspionieren soll. Sie zünden zunächst eine Bombe im lokalen Gerichtsgebäude. Danach besetzen sie eine außen gelegene NASA-Station, um zu verhindern, dass der Satellit in die Erdumlaufbahn gelangt. Ein Gemetzel zwischen FBI und rechten Terroristen vereitelt am Ende diesen Plan.

Die Moderatorin des lokalen Hass-Radios ("Lady of Liberty") und der Sheriff gehören gleichermaßen zum Netz der "Diamondbacks". Die Vorstellungswelt der Milizionäre: Man hat die Helden ihres Heimatlandes zu Almosenempfängern gemacht, während die Bürokraten ein gutes Auskommen haben. Die Überwachungssysteme der Regierung sind der letzte Beweis dafür, dass die Macht nicht mehr beim Volk liegt. Nun sind sie bereit, im Gedenken an die Vorfahren ihr Leben für ein "freies Amerika" und für ihre Kinder zu opfern und dabei alle Macht einzusetzen, die ihnen der Allmächtige gegeben hat. Für seinen Widerstand beruft sich der Milizanführer auf die Verfassung der Vereinigten Staaten: "Ich berufe mich auf das Grundrecht, alles tun zu dürfen, damit mein Volk die Macht wieder zurückbekommt."

Ähnlich anspruchslos als Actionfilm gestaltet wie Diamondbacks, richtet Land Of The Free (USA 1998) von Jerry Jameson den Blick auf spezielle Ambitionen von Milizen-Ideologen: Der rechtsradikale Senatorenkandidat Carvell ist Anführer der Bewegung "Free America". Weite Kreise der Bevölkerung teilen seine "Ideale" und seine Thesen zu "Law and Order". (Das entsprechende Buch "Land of the Free" über Drogen, Kriminalität und Erziehung ist längst ein Bestseller.)

Eines Tages entdeckt Carvells bis dahin loyaler Wahlkampfleiter Jennings, dass die Wahlkampfgelder der Bewegung für den Aufbau eines breiten Netzes von paramilitärischen Gruppen missbraucht werden. Die "Northern Militia" soll der Bewegung "Free America" zur militärischen Machtübernahme verhelfen. Jennings offenbart sich dem FBI, doch dort gibt es einen Informanten der Rechtsradikalen. Nun ist sein Leben und das seiner Familie bedroht ... Während politisch motivierte Filme wie Bob Roberts (USA 1992) uns über die Ideologie der Rechten und ihre Beheimatung im republikanischen Spektrum aufklären, ist Land Of The Free nahezu inhaltsleer.

"Kein Gesetz verbietet es, Krieg zu spielen!"

Immerhin brisant in seiner Themenwahl ist The Patriot (USA 1998) von Dean Semler. Nahe einer Kleinstadt in Nebraska hat sich ein Milizenanführer mit seinen rechtsextremistischen Anhängern verschanzt. In die Hände dieser Leute ist ein staatlicher Posten mit Viren aus den Bio-Kampfstoff-Laboratorien der US-Regierung gelangt, ebenso ein Sortiment mit passendem Antikörper-Serum.

Die Miliz übt sich im Bio-Krieg und verseucht die ganze Kleinstadt. Das FBI erklärt die Stadt unter Kriegsrecht-Bedingungen zum Speergebiet. Da es sich um eine mutierte Virenvariante handelt, sind auch die Anti-Toxine in der Hand der Terroristen letztlich wirkungslos. Als Retter in der Not bietet sich ein phantastischer Held mit indianischer Herkunft an: Dr. Wesley McClaren. Er ist Cowboy, Landarzt und ehemaliger Wissenschaftler aus dem Bereich der Biowaffen-Forschung. Als Einzelkämpfer erledigt er kurzerhand die noch lebenden Terroristen. Als Heilmittel gegen die resistenten Viren findet er eine alte Medizin seiner Vorfahren (Wildblüten-Tee).

Die Anschauungen des Milizenführers werden im Film wie folgt deutlich: Er möchte auf seinem Land - frei von allen Bundesgesetzen - machen können, was er will. Scheinheilig verteidigt er seine kriminelle Bürgerwehr: "Kein Gesetz verbietet es, Krieg zu spielen!" Seine Anhänger begeistert er mit einem Zitat von Thomas Jefferson: "Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen gedüngt werden." (Nach dem Sturz von Allende am 11. September 1993 erklärte ähnlich lautend der chilenische Diktator Pinochet: "Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden.") Zustimmung findet bei McClaren auch die Feststellung: "Es gibt nur Platz für hundertprozentigen Amerikanismus und nichts anderes." (Roosevelt)

Für die Miliz sind die "hilflosen Regierungs-Heinis, die ihre Treue den Vereinten Nationen geschworen haben, keine Amerikaner!" - Die Thematisierung der us-amerikanischen Bio-Waffen im Film ist nicht einfach aus der Luft gegriffen: "1995 wurde die - in den USA völlig legale - Lieferung von Pest-Erregern (Yersinia pestis) an den Mikrobiologen Larry Wayne Harris, Ex-Mitglied der Aryan Nations, im letzten Moment gestoppt." (Thomas Grumke 2002)

"Bruderschaft der Freiheit"

Wenige Jahre später wurde man durch The Patriot zudem an die - einzelnen Milzbrandfällen folgende - Anthrax-Kampagne nach dem "Elften Neunten" erinnert, die in der ganzen westlichen Welt Panik erzeugte und schließlich im Sande verlief, nachdem ab Ende November 2001 Presseberichte über die Verdächtigung eines US-Biowaffenexperten erschienen waren. Die Spurensuche nach fünf Todesfällen führte nicht zu "Al Qaida", sondern in Einrichtungen des US-Staates.

Der Spielfilm Militia (USA 2000) hatte zu diesem Zeitpunkt bereits fiktiv gezeigt, wie eine Ampulle mit Anthrax aus US-Regierungslabors in die Hände einer rechtsradikalen "Bruderschaft der Freiheit" gelangt: "Terrorism now comes in Stars and Stripes!" Diese Bruderschaft weißer Angelsachsen fürchtet eine "neue Weltordnung", in deren Rahmen die UNO die Regierung in Washington korrumpiert und fremde NATO-Truppen verfassungswidrig innerhalb der USA stationiert werden. Sie ist antisemitisch, betrachtet den Indianerjäger General Custer als historisches Vorbild und verficht ein Recht auf "Selbstverteidigung" mit automatischen Waffen.

Die vermeintlichen "Dorftrottel arbeiten mit Internet und haben alle eine Ausbildung bei der U.S. Army absolviert". Einer der rechten Top-Helden war acht Jahre lang im Mekong-Delta als Soldat eingesetzt. Die Antiterror-Force der US-Regierung geht mit rigorosen Militäreinsätzen gegen Stützpunkte der Bruderschaft vor, wobei sie offenbar auch den Tod Unschuldiger in Kauf nimmt.

Die Terroristen sind ihrerseits bereit, mit einer Anthrax-Rakete alle Teilnehmer eines NATO-Gipfels und die Hälfte der Bevölkerung von L.A. zu töten. Sie wollen ausdrücklich eine Einschränkung der Bürgerrechte durch die Regierung provozieren, weil sie sich davon eine Verbreiterung ihrer Basis erhoffen. Ein Kollaborateur liefert ihnen Militärinformationen zur Raketenabwehr am Pentagon und anderen großen Regierungsgebäuden. Der US-Präsident muss seine Rede auf dem NATO-Gipfel unterbrechen. Erst in letzter Minute kann die Waffe der Bruderschaft entschärft werden.

"Fürchte deinen Nachbarn!"

Dem Sprengstoffattentat von Oklahoma kommt das Drehbuch von Arlington Road (USA 1999) wohl am nächsten. Der ursprünglich vorgesehene Titel enthielt die paranoide Botschaft: "Fürchte deinen Nachbarn!"

Zum Plot: Michael Faraday ist Dozent für Terrorismus an der George Washington University und untersucht mit besonderer Vorliebe Netzwerke der Verschwörung. Seine Ehefrau war FBI-Beamtin und wurde bei einem Einsatz gegen das Quartier einer rechten Bürgermiliz erschossen. Eines Tages bekommt er neue Nachbarn. Obwohl Freunde - darunter ein FBI-Mitarbeiter - ihn für paranoid erklären, hält Faraday daran fest, dass mit dieser netten Familie und ihren anständigen Gästen etwas nicht stimmt.

Tatsächlich plant der Nachbar Oliver Lang mit seinem Netzwerk einen Bombenanschlag auf den Gebäudekomplex des FBI. Zum Transport der Bombe benutzt er den nichts ahnenden Faraday, der wie viele andere den Tod findet und in der Presse auch noch als verrückter Täter des Sprengstoffattentates präsentiert wird.

Zum sozialen Hintergrund des rechten Terroristen Lang gibt es einen Hinweis auf dessen Kindheitsgeschichte. Bundesbehörden haben das Land seines Vaters und anderer Farmer für ein öffentliches Projekt enteignet. Das hat den Vater in den wirtschaftlichen Ruin und in den Selbstmord getrieben. Seitdem arbeitet Lang mit wechselnden Identitäten gegen den Staat.

Weiße Herrenmenschen

Wiederum ein Actionfilm der unteren Kategorie zeigt, wie Neonazis Zug um Zug eine Militärakademie in den Vereinigten Staaten unterwandern: Honor & Duty (The Substitute IV): Failure Is Not An Option (USA 2000). Sie stehen ein für "White Power" der "Herrenmenschen", hassen Schwarze, Multikultis oder Atheisten, verweigern den us-amerikanischen Teilnehmern des Zweiten Weltkriegs die Ehre und leugnen den "Holocaust". (Die deutschen Nazis seien nur in berechtigter Weise "gegen Juden, Zigeuner, Schwule und Degenerierte" vorgegangen.)

Die rechte Gruppe der "Werwölfe" übt sich nicht nur in verschwörerischen Ritualen, sondern unternimmt Terroranschläge auf eine "Minderheiten-Bank" und auf ein Kraftwerk. (An dieser Stelle durchbricht der triviale Titel ein Tabu, indem er die Verwundbarkeit der 103 us-amerikanischen Atomkraftwerke durch Terror zumindest aus der Bodenperspektive zeigt. Eine Flugzeugvariante bietet 2001 der Film Air Panic.) Der Geschichtslehrer der Militärakademie, ein verdienter Kriegsveteran, gewinnt Kadetten der Einrichtung für eine Gegentruppe, und nun werden die Nazis regelrecht zur Strecke gebracht.

Polizeistellen oder öffentliche Behörden, die man einschalten könnte, gibt es in Honor & Duty offenbar nicht. Wie in Diamondbacks, Land Of The Free und The Patriot<tk< (1998) werden Probleme mit rechten Milizen und Neonazis durch unerschrockene Einzelkämpfer, gnadenlose Gegengewalt oder Selbstjustiz gelöst. Über die Ideologie der Gegner erhält man in all diesen Titeln eher spärliche Auskünfte. Ihre Methoden werden im Kampf gegen sie weithin übernommen. In Militia führt die Antiterror-Force des US-Innenministeriums einen regelrechten Krieg, in dem sie Stützpunkte der Rechten bombardiert und dabei "Kollateralschäden" in Kauf nimmt. Behörden eines Rechtsstaates, die rechtsradikale Aktivitäten analysieren und dann polizeilich verfolgen, tauchen zumeist nicht auf. Ein Jahr nach der Oklahoma-Bombe, "im Jahre 1996 erhielten als Militia-Mitglieder auftretende FBI-Agenten von zwei Litauern Flugabwehrraketen und taktische Nuklearwaffen aus dem Bestand der ehemaligen Sowjetarmee zum Kauf angeboten." (Thomas Grumke 2002) Diese Nachricht greift ein halbes Jahrzehnt später der Terrorfilm The Sum Of All Fears<tk< (USA 2002) auf. Drahtzieher sind dort allerdings weltweit vernetzte Neonazis außerhalb der USA. Der Blockbuster bediente das "Anti-Terror-Paradigma" der Bush-Administration. Fortan wurde das "Böse" in einem Weltkrieg auf Raten in aller Welt bekämpft. Die faschistoiden Terrornetze in den eigenen Landesgrenzen waren hingegen bis auf weiteres kein Thema mehr.

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