Texas: Gesetzentwurf fordert 100 Dollar Strafe für Masturbation

Seite 2: Erschwernisse für Abtreibungswillige auf Bundesebene

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Justin Humphrey, der republikanische Abgeordnete, der den Entwurf mit der Nummer 1441 einbrachte, begründet ihn unter anderem mit der Vorstellung, dass eine Frau durch ungeschützten Geschlechtsverkehr einen Embryo "einlade" und damit ihr ausschließliches Verfügungsrecht über ihren Körper aufgebe. Er ist sich nach eigenen Angaben bewusst, dass der Oberste Gerichtshof das Gesetz mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für verfassungswidrig erklären wird, weil er im Fall Planned Parenthood v. Casey bereits eine von Pennsylvania eingeführte Pflicht zur bloßen Information des Befruchters als unangemessenes Hindernis wertete. Seinen Vorstoß will er trotzdem fortführen, weil er hofft, dass ein anders besetzter Supreme Court anders entscheidet.

Ob die Richternominierungen des neuen US-Präsidenten Trumps tatsächlich dazu führen, dass das geschieht, ist offen: Sein erster Vorschlag, der 49-jährigen Neil Gorsuch, positionierte sich in der Vergangenheit zwar gegen Sterbehilfe, ist aber bezüglich Abtreibung und Schwulenrechte ein relativ unbeschriebenes Blatt, (vgl. Supreme Court: Trump nominiert Scalia-Fan).

In ihrem Obamacare-Ersatz-Gesetzentwurf fügten die Republikaner zwar zwei Erschwernisse, aber keine unüberwindlichen Hindernisse für Abtreibungswillige ein: Dass die staatliche Armenkrankenkasse Medicaid künftig nicht mehr für Behandlungen in Kliniken von Planned Parenthood oder anderen Organisationen zahlen, die Abtreibungen anbieten, betrifft vor allem Vorsorgeuntersuchungen, die Patientinnen auch anderswo durchführen lassen können.

Die Kosten für Abtreibungen wurden auch unter Barack Obama nicht von Medicaid übernommen. Und die Regelung, dass zukünftig nur solche Krankenversicherungen steuerlich absetzbar sind, die keine Abtreibungen abdecken, schließt nicht aus, dass Versicherer getrennte Policen mit getrennten Rechnungen dafür anbieten.

Religiöse Grundlagen der Ächtung von "Selbstbefleckung"

Dass Farrar tatsächlich kein Masturbationsverbot beabsichtigt, bedeutet nicht, dass es keine Befürworter solch eines Verbots gäbe: Manche Christen beispielsweise interpretieren die Tötung des alttestamentarischen Onan, der seinen Samen "auf die Erde fallen" ließ, nicht als Strafe für dessen Weigerung, die Witwe seines verstorbenen Bruders zur Frau zu nehmen, sondern als Verbot der Selbstbefriedigung.

Im Katechismus der Katholischen Kirche wird die "absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen" genau so wie jeder andere außereheliche "Gebrauch der Geschlechtskraft" als Sünde und "schwere ordnungswidrige Handlung" wider die Keuschheit verdammt. Als diese Kirche noch über mehr politische Macht verfügte, schlug sich das auch im Strafrecht nieder: Kaiserin Maria Theresias bis 1787 gültige Constitutio Criminalis sah für solche "Unkeuschheiten wider die Natur" Prügel vor.

Bislang hat sich allerdings noch kein texanischer Abgeordneter gefunden, der Farrars Entwurf aus dieser Motivation heraus zustimmen möchte.

Every Sperm is Sacred aus dem Film Monty Python's The Meaning of Life

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.