Transrapid weiter gedacht: Maglev in Shanghai

Changsha Maglev Express. Bild: Baycrest / CC-BY-SA-2.5

Während der letzte Zug des deutschen Transrapid heute als Konferenzraum einer Wurstfabrik sein Gnadenbrot erhält, wurde das Prinzip in China weiterentwickelt.

Der Transrapid wurde zwar in Deutschland entwickelt, hat jedoch nie eine Chance für eine Umsetzung erhalten. Der letzte Transrapid mit der Nummer 09 wurde im Jahre 2016 von der bundeseigenen Verwertungsfirma Vebeg für 200.000 Euro an die damalige Firma Kemper (heute The Family Butchers) verkauft, die in Nortrup bei Osnabrück Brühwurst, Schinken, Aspik und Kochwurst herstellt.

Die Firma Kemper hatte eine besondere Beziehung zum Transrapid, da Hermann Kemper, der 1977 gestorbene Sohn des Firmengründers am 11.08.1934 das Patent einer "Schwebebahn mit raederlosen Fahrzeugen, die an eisernen Fahrschienen mittels magnetischer Felder schwebend entlang gefuehrt werden" angemeldet hatte.

Mehr Glück als in Deutschland hatte die Magnetschwebebahntechnik in der Volksrepublik China, wo man aus der Strecke in Shanghai offensichtlich gelernt hat. Dass der Maglev in Shanghai bei jeder Fahrt die Höchstgeschwindigkeit von 431 km/h erreicht mag für westliche Betrachter unerheblich sein, für die Menschen im Reich der Mitte jedoch keinesfalls. Bei der Höchstgeschwindigkeit vom 431 Stundenkilometern klingt die Quersumme 8 in Mandarin ganz ähnlich wie das Wort für Wohlstand Prosperität.

Noch wirkt die nur 800 Meter lange Versuchsstrecke unter dem Namen "Red Track" oder "Red Rail", die im Landkreis Xingguo in der südchinesischen Provinz Jiangxi fährt, auf den ersten Blick noch ziemlich unspektakulär.

Dabei hat die Hochbahn, entwickelt vom Permanent Magnet Maglev Technology and Rail Transit Research Institute der Jiangxi University of Science and Technology, der China Railway Liuyuan Group und der China Railway Hi-Tech Industry, die entfernt an das Wuppertaler Schienensystem erinnert, einige Systemvorteile. Sie wären in Deutschland aus Gründen der nicht verfügbaren Rohmaterialien nicht realisierbar.

Die Bahn, die derzeit pro zweiteiliger Einheit 88 Passagiere mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h befördern kann, wird von starken Permanentmagneten, die unter anderem aus seltenen Erden bestehen, getragen und schwebt auch ohne elektrischen Strom.

Bei dem in Deutschland entwickelten System wird das sogenannte Magnetkissen, das den bei Rädern üblichen Rollwiderstand vermeidet, durch elektrische Magnete erzeugt. Der dadurch bedingte Stromverbrauch mindert den energetischen Vorteil gegenüber einem radbasierten System deutlich.

Die auf etwa 10 Meter hohen Ständern errichtete Teststrecke nutzt ein elektromagnetisches System nur für den Antrieb, bzw. das Abbremsen. Sie dient als Ausgangspunkt für ein Nahverkehrssystem, das deutlich weniger Platz am Boden benötigt als eine klassische S-Bahn und nur 10 Prozent der Baukosten einer U-Bahn. Die aktuelle Strecke soll in einem nächsten Schritt auf 7,5 Kilometer Länge erweitert werden und eine Höchstgeschwindigkeit 120 km/h ermöglichen.

Deutliche Vorteile der magnetischen Hängebahn

Die Bahn in Xingguo besitzt neben den energetischen Vorteilen einen kleineren Kurvenradius und kann größere Steigungen überwinden als ein System mit Eisenrädern auf Schienen. Die gegenüber Radsystemen deutlich reduzierte Erschütterung im Betrieb soll für eine deutlich längere Haltbarkeit des Fahrweges sorgen.

Die Bahn in Südchina basiert offensichtlich auf Entwicklungen, die keinen ausländischen Rechten unterliegen und damit nicht von westlichen Intellectual Property Rechten blockiert werden können, was China derzeit im IT-Bereich und der Prozessorentechnik immer mehr zu schaffen macht.

Bei der knapp zehn Jahre dauernden Entwicklung hat man wohl stark darauf geachtet, keine fremden Rechte zu verletzen und eigenen Patentschutz zu sichern. Da China bei Permanentmagneten über 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten verfügt, scheint die Versorgung mit den benötigten Komponenten auch langfristig gesichert und man muss eine Abkopplung vom Markt der Industriestaaten, wie sie die deutsche Politik derzeit verfolgt nicht fürchten.

Die China Railway Liuyuan Group Co., Ltd.(CRL) ist eine Tochter der marktführenden China Railway Group Limited (CREC) und hat ihre Hauptverwaltung in der Tianjin Airport Economic Zone. Das Unternehmen ist auch stark in der der Infrastrukturentwicklung in Ländern wie Iran und Belarus tätig, die von westlichen Ländern gemieden werden.

Der Hauptmarkt für das Maglev-Nahverkehrssystem dürfte daher neben den Anbindungen an Schnellfahrstrecken wie sie derzeit in Asien realisiert werden, in Ländern liegen, die nur wenige radbasierte Nahverkehrssysteme besitzen und moderne Verkehrssysteme planen.

Mit der Magnetschwebebahn können diese Länder mindestens einen Entwicklungsschritt überspringen, weil sie keine traditionellen Verkehrssysteme, die teilweise schon eine Tradition von über 100 Jahren als Belastung mit sich führen, besitzen.