Traumberufe für Dummbatzen. Heute: Der Bordelltester
Wo bei manchen Männern das Denken aussetzt, ist anscheinend gut Geld zu verdienen
Restaurant-Tester müssen die Zeche natürlich trotzdem zahlen – schließlich essen sie ja die Ware auch persönlich auf. Den Testern der diversen Computermagazine bleibt dies dagegen erspart, weil sie die Testgeräte ja nicht behalten müssen. Doch nun will ein Unternehmen auf den Cayman-Inseln zu potenten Männern einen dicken Bären aufbinden.
Wer kennt nicht die Annoncen dieser Zeitarbeitsfirma mit dem tollen Jonangebot "Astronaut" und dem Hinweis "Zur Zeit keine Vakanzen"? Doch noch lieber als Astronaut wäre mancher Mann wohl Haremsbesitzer. Fehlt es am Charme und klappt es auch nicht, Chef mit eigener Besetzungscouch oder Zuhälter zu werden, so wird die Sache teuer.
Als Alternative zum "Recht des Königs" bleibt erotischen Losern der Besuch in gewissen Etablissements. Doch der kostet viel Geld. "Monatskarten" gibt es dort – im Gegensatz zum öffentlichen Verkehr – nämlich nicht.
Stammkunden im Puff werden deshalb nun mit einem neuen "Traumberuf" geködert: "Bordelltester". Mit einer sogenannten "FF-Card" (Frei-F*ck-Card) sollen sie "in allen angeschlossenen Bordellen" – die vermutlich ebenso wie die hinter dem unmoralischen Angebot steckende Firma auf den Cayman-Inseln residieren, falls es sie denn überhaupt gibt – beliebig viele Freischüsse haben, wenn sie denn nur brav alle drei Monate detailgetreuen Bericht erstatten. Die Macher der Seite wissen dabei offensichtlich sehr gut um die Nöte ihrer Kundschaft Bescheid und lassen auch keinen Zweifel offen, was sie mit dem verdienten Geld anstellen werden:
Wir wissen, dass Sie ein ganz geiler Hecht sind und einen Großteil Ihrer Freizeit außerhalb Ihrer Familie im Puff verbringen. Sie gehören damit zu etwa 62% der Männer in Europa, die Bordellbesuche schätzen. Das kostet Sie eine ganze Menge Geld und wir wissen aus Erfahrung, dass diese Besuche nicht billig sind.
Tja, und wieder mal muss der Autor feststellen, dass er offensichtlich einer Minderheit angehört, nämlich zu den 38 Prozent der Männer, die ihre Freizeit anderweitig verbringen, obwohl man ja keiner Statistik glauben soll, die man nicht selbst gefälscht hat. Gesellschaftliche Ächtung ist dennoch die logische und unausweichliche Folge, so wie an jenem Tag vor ein paar Jahren, als man den damaligen Chef zu einer Party einer Bekannten ins legendäre Münchner "Nachtcafé" einladen wollte, dieser aber zauderte und fragte "Also da drinnen kostet das Bier doch genauso viel wie im Puff, oder?". Die spontane Antwort "Keine Ahnung – ich kenne die Preise im Puff nicht…" führte natürlich sofort zu Minuspunkten.
Ebenso unvergesslich der Tag auf der gerade wieder stattfindenden Computermesse Systems als Unterstützung am Messestand eines bekannten Computerherstellers, als die restliche Standbesatzung erst erheblich verspätet und zudem sehr derangiert anrückte und die Frage, was denn passiert sei mit "wir sind im Puff versackt" beantwortet wurde. Ja, selbstverständlich sei es schrecklich gewesen und nein, man wisse absolut nicht, wer diese bescheuerte Idee eigentlich gehabt habe…
Natürlich gibt es im Leben nichts umsonst: Der Bordell-Tester soll auch von den Damen bewertet werden – und mancher könnte dabei den Kürzeren ziehen. Auf jeden Fall ist er aber schon mal mindestens 2000 Euro pro Jahr los – außer er will nur eine Scherzmitgliedschaft ohne echte Testmöglichkeit mit einem Pseudo-Mitgliedsausweis zum Vorzeigen am Stammtisch für 50 Euro. Wer andere Trottel für den Bumsverein wirbt, soll dagegen eine Provision erhalten.
Sicher ist an der Schwachsinnsidee nur, dass die Kunden hier sehr schnell viel Geld loswerden können, worüber sich das Mitleid zugegeben in Grenzen halten dürfte. Doch tatsächlich funktioniert nicht einmal das: Mann sollte sich zwar bereits ab 1. Februar 2004 anmelden können, doch dann landete der Seiteninhaber wohl statt in einem der von ihm beworbenen Etablissements in einem der preiswerteren Sorte mit schwedischen Gardinen. Völlig ohne Mitgliedsausweis.