"Treffen Sie niemanden!"
Österreich geht in einen zweiten harten Lockdown
Von Dienstag an und zunächst bis einschließlich 6. Dezember geht Österreich erneut in einen harten "Lockdown". Dies kündigte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz am späten Samstagnachmittag an. Damit werden bereits seit Anfang November geltende Corona-Maßnahmen um weitere restriktive Regeln ergänzt.
"Meine eindringliche Bitte für die nächsten Wochen ist: Treffen Sie niemanden! Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel", so Bundeskanzler Kurz während einer Pressekonferenz. Der bereits seit dem 3. November geltende "Teil-Lockdown" habe nicht zu den erhofften Erfolgen geführt. Die Infektionszahlen würden trotz der bisherigen Maßnahmen nicht in dem notwendigen Ausmaß sinken.
In Österreich bestehe derzeit eine "angespannte Gesamtsituation", so Kurz, nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch aufgrund der damit verbundenen Weltwirtschaftskrise und des Terroranschlags in Wien.
Derzeit würden in Österreich im Durchschnitt mehr als 7000 positive Corona-Fälle pro Tag registriert. 77 Prozent der Neuinfektionen könnten von den Behörden nicht mehr zurückverfolgt werden. In manchen Regionen, darunter Kärnten, Vorarlberg und Oberösterreich, würden die Fallzahlen exponentiell steigen.
"Die Behörden wissen gar nicht mehr", so Sebastian Kurz, "wo diese Ansteckungen überhaupt stattfinden." Dies beweise, dass Ansteckungen überall dort stattfinden, "wo Menschen miteinander in Kontakt kommen, ganz gleich, wo das ist".
Mit der ab kommenden Dienstag geltenden Verordnung werden die bislang nachts geltenden Ausgangssperren auf den ganzen Tag ausgeweitet. Private Kontakte sind nur noch mit "dem nicht im gemeinsamen Haushalt lebenden Lebenspartner" oder mit "einzelnen engsten Angehörigen" sowie mit "einzelnen wichtigen Bezugspersonen" gestattet.
Der private Wohnbereich darf nur noch aus triftigen Gründen verlassen werden. Darunter fallen der Gang zur Arbeit, Einkäufe von Lebensmitteln, Arztbesuche und Erholung im Freien. Arbeit soll möglichst auf Home-Office umgestellt werden. Nach den Oberstufen müssen nun auch alle anderen Jahrgänge der Schulen schließen und auf Fernunterricht umstellen.
Bereits mit dem Teil-Lockdown mussten Gastronomie, Tourismus, Kulturbetriebe und Freizeit- und Sporteinrichtungen überwiegend zusperren. Nun wird die Schließung für den Handel angeordnet sowie für "körpernahe Dienstleister", wie Friseure und Kosmetikstudios. Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs bleibe von den Schließungen ausgenommen.
Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) beläuft sich die derzeitige 7-Tage-Inzidenz im Landesdurchschnitt auf 543,80. Dahinter stehen jedoch beträchtliche regionale Schwankungen. In Wien und in Niederösterreich liegt die Inzidenz bei circa 400. In Oberösterreich liegt sie bei etwa 800 oder darüber (Stand: 14.11.).
Ende letzter Woche lagen 3355 Patienten mit COVID-19 auf den Normalstationen der österreichischen Krankenhäuser, 567 Patienten befanden sich auf den Intensivstationen (Stand: 13.11.). Berichten österreichischer Medien (auch hier) zufolge werde Mitte kommender Woche mit 700 coronapositiven Intensivpatienten gerechnet. Das Gesundheitssystem sei bereits jetzt vollkommen ausgelastet.