Trotz Entkopplung: Deutsche Firmen investieren weiter in China

Container im Hamburger Hafen. Bild: Hieronymus Ukkel, Shutterstock.com

Mehrere Unternehmen bauen Präsenz aus. Der chinesische Markt ist verlockend. Dennoch haben die politischen Spannungen erkennbare Folgen

In der Weltwirtschaft zeichnet sich eine Verschiebung der globalen Liefer- und Fertigungsketten ab. Während die USA eine Verlagerung der Produktion weg von China anstreben, halten deutsche Unternehmen wie der Motorenfabrikant SEW-Eurodrive und der Optikkonzern Zeiss an ihren Investitionen im Land fest und expandieren sogar, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet.

SEW-Eurodrive habe kürzlich den Bau einer dritten Fertigungsstätte in der südlichen Provinz Guangdong begonnen und vertraue auf das Geschäftsumfeld in China, so Zhao Gang, der Generalmanager des Unternehmens in Suzhou.

Das Hongkonger Blatt sieht darin einen Beleg, dass deutsche Firmen trotz Handelskonflikten mit der Europäischen Union und allgemeinen Entkopplungstendenzen weiterhin auf China setzen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Laut Zhao sind die Umsätze von SEW-Eurodrive in China führend. In anderen asiatisch-pazifischen Ländern – einschließlich Japan, Südkorea und Australien – würden nur 20 Prozent des China-Geschäftes erreicht. Zeiss hat der Quelle zufolge ebenfalls eine neue Produktionsbasis in Suzhou eröffnet.

Während sich die Bundesregierung politisch von China distanziere, seien die Direktinvestition deutscher Unternehmen in China im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 11,9 Milliarden Euro gestiegen, hatte die Nachrichtenagentur Reuters Anfang des Jahres unter Berufung auf eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft berichtet.

Die Umfrage der deutschen Handelskammer in China (AHK Greater China) zeigt jedoch, dass der Druck durch lokale Konkurrenz und steigende Risiken in der globalen Lieferkette für deutsche Unternehmen Herausforderungen darstellen.

Zwar planen etwa 53 Prozent der in China tätigen Unternehmen, ihre Investitionen in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen. Dies ist jedoch ein Rückgang im Vergleich zu den 61 Prozent, die im Vorjahr dieselbe Frage bejaht hatten.

China lockt ausländische Unternehmen

Die chinesische Regierung hat seit dem Ende der Corona-Beschränkungen Anfang 2023 Anstrengungen unternommen, ausländische Investitionen anzuziehen, So wurde der Marktzugang erweitert und Visabestimmungen gelockert.

Die South China Morning Post zitiert Benoit Ikhelif, den stellvertretenden Leiter der dänischen Logistikfirma DSV in Nanjing, der diese wirtschaftliche Öffnung positiv bewertet.

Handelskonflikte bleiben ein Problem

Chen Fengying vom China-Institut für internationale Beziehungen in Beijing, stellt fest, dass sich die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der EU und China trotz der Handelskonflikte positiv entwickelt. Dies sei ein erkennbarer Unterschied zu den USA, die nationalistischer und protektionistischer seien.

Dennoch ist die Zahl ausländischer Geschäftsleute und Fachkräfte in China rückläufig, so die EU-Handelskammer in China. Auch die South China Morning Post sieht einen Verlust an gegenseitigem Verständnis und Vertrauen.