Trump sagt Treffen mit Kim Jong-un ab

Kürzlich war doch noch alles lustig? Außenminister Pompeo und Kim Jong-un. Foto: KCNA

Der US-Präsident findet ein Treffen derzeit "unangemessen"; er erneuert militärische Drohungen und erklärt, dass er ein Zusammentreffen weiter für möglich halte

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Als Anfang März bekannt wurde, dass es zu einem Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un kommen könnte, gab es auch Warnungen von Experten, dass sich die Spannungen zwischen den beiden Staaten noch verschärfen könnten, sollte das Treffen scheitern. "Die Tür könnte dann so fest zugeschlagen werden, dass gar nichts mehr weitergeht", war in Asia Times zu lesen.

Das Risiko könnte auch in der Absage des Treffens, die heute erfolgte, stecken. Trump hat das für den 12. Juni in Singapur anberaumte Treffen in einem Brief abgesagt. In dem Schreiben, gerichtet an "His Excellency Kim Jong Un", erklärt Trump, dass er das lange geplante Treffen leider nicht einhalten könne, weil er es derzeit "unangemessen" finde. Der Grund dafür sei der "gewaltige Ärger und die offene Feindschaft" in den jüngsten Stellungnahmen aus Nordkorea.

Die stellvertretende Außenministerin Choe Son Hui hatte Bemerkungen von US-Vizepräsident Mike Pence als "dumm und ignorant" bezeichnet, wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur berichtet hatte. Choe Son Hui ärgerte sich deutlich über Bemerkungen von Pence, wonach Nordkorea enden könnte wie Libyen.

Mit einem Libyen-Nordkorea-Vergleich hatte zuvor schon der Nationale Sicherheitsberater John Bolton für Verärgerung in der nordkoreanischen Führung gesorgt. Zwar wurde zunächst in Washington versucht, ein "Missverständnis" aufzuklären, indem man darauf verwies, dass die Einstellung des libyschen Atomprogramms im Jahr 2003 gemeint war und nicht der viel spätere Regime Change in Libyen, das brutale Ende von Gaddafi 2011.

Doch verknüpfte Vizepräsident Pence am Montag bei einem Auftritt beim TV-Sender Fox beide libyschen Fäden mit der Warnung, dass die nordkoreanische Regierung enden könnte wie Muammar Gaddafi.

In seinem Brief nahm Trump auch einen früheren Faden wieder auf: "Sie reden von Ihren nuklearen Möglichkeiten, aber unsere sind so massiv und stark, dass ich zu Gott bete, dass sie nie benutzt werden müssen." Schon zu Anfang des Briefes erklärt er nach einem Einstieg mit freundlichen Formalitäten, dass die Forderungen zu einem Treffen an ihn herangetragen wurde und von Nordkorea stammt, das sei "für uns aber total irrelevant"- "but that to us is totally irrelevant". Nach den Worten zuvor erstaunt die plötzlich so brüske Formulierung. Das zeigt an, wie sehr das Verhältnis von Kippmomenten geprägt ist.

Am Ende des Briefes versucht es Trump noch einmal mit einem versöhnlichen Signal. Wenn der nordkoreanische Staatschef seine Haltung zu dem Gipfel noch ändern wolle, so solle er nicht zögern, ihm zu schreiben oder ihn anzurufen. In deutscher Übersetzung endet sein Brief mit den Worten: "Die Welt, und Nordkorea im Besonderen, hat eine großartige Möglichkeit für Frieden und Wohlstand verloren."

Als ziemlich sicher gilt nun, dass Trump so schnell keinen Friedensnobelpreis für seine Nordkorea-Initiative bekommt, wie dies manche Enthusiasten nach Bekanntwerden des Treffens gefordert hatten. Ansonsten ist die erste Einordnung unterschiedlich.

Nicht wenige, wie sich dies in den Diskussionen in politischen Kreisen in sozialen Netzwerken zeigt, sehen im Scheitern des Treffens erneut eine deutliche Handschrift der Falken und Hardliner in der US-Regierung, die wie im Fall Iran auch bei Nordkorea auf Konfrontationskurs gehen.

Dass Trump wenig auf Fingerspitzengefühl setzt, dafür aber umso mehr auf militärischen Druck, war in der jüngsten Vergangenheit nicht zu übersehen. Laut Spiegel macht er das auch aktuell klar.

Trump machte in einer Fernsehansprache deutlich, dass die US-Streitkräfte bereitstünden, sollte es militärische Aggressionen seitens Nordkorea geben. "Unser Militär ist bereit", sagte er.

Spiegel

Allerdings ist auch Nordkoreas Vorgehen sehr von Taktik und Show bestimmt (siehe Nordkorea: Atomwaffentestgelände scheint unbrauchbar geworden zu sein und Veranstaltet Kim Jong-un eine große Show mit der Sprengung der Atomtestanlage?)