Trump und Kim Jong-un: Treffen im Mai?

Kim Jong-un freut sich über den Test mit der Langstreckenrakete im Juli 2017. Bild: Korea Today

Erste vertrauensbildende Annäherungen zwischen USA und Nordkorea

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Treffen ist so plakativ wie ein Boxkampf von Supergürtelträgern in Las Vegas. Wenn sich Trump und Kim Jong-un tatsächlich treffen sollten, dann ist das ein politisches Mega-Event, zu dem eine merkwürdige, halb kindische, halb kinomäßige Selbst-Stilisierung beider Politiker beigetragen hat. Das eigentlich Verwunderliche liegt darin, dass damit etwas erreicht werden könnte, wozu sogenannte seriöse Politik jahrzehntelang nicht imstande war.

Dass es zur Einladung kam, ist allerdings auch mit seriöser Arbeit verbunden: Seit den letzten Waffentests Nordkoreas drängten auch China und Russland auf Verhandlungen und die nord- wie südkoreanischen Unterhändler haben seither und mit ersten auffallenden Ergebnissen bei den olympischen Winterspielen einiges auf den Weg gebracht ("Nordkorea wird mit Sicherheit weiterhin am Atomprogramm festhalten").

Eine Befriedung des Konflikts mit Nordkorea würde als diplomatischer Erfolg auf einer Höhe angesiedelt wie die Befriedung des Nahost-Konflikts. Es gibt nicht viel anderes, das gleichen Rang hätte. Das veranschaulichte US-Präsident Clinton, dessen Außenministerin Madeleine K. Albright im Jahr 2000 zuletzt als höchstrangige US-Vertreterin ihren Fuß auf nordkoreanischen Boden setzte. Albright sollte ein Gipfeltreffen zwischen Clinton und Kim Jong-il vorbereiten.

Es kam nicht dazu, weil Kim Jong-il, der Vater des derzeitigen Machthabers, sich nicht mit Abmachungen über Raketen im Vorhinein festlegen wollte, sondern diese nur im persönlichen Gespräch mit Clinton treffen wollte. Dieses Risiko wollte Clinton, wie die New York Times schreibt, nicht eingehen. Er sagte die Reise nach Nordkorea ab und wandte sich in den letzten Wochen seiner Amtszeit der Lösung des Nahost-Konflikts zu.

Implosion?

Das Treffen zwischen Trump und Kim Jong-un gilt als ausgemacht. Der südkoreanische Sicherheitsberaters Chung Eui-yong überbrachte dem US-Präsidenten eine Einladung des nordkoreanischen Führers und Trump gab der Welt über Twitter Bescheid, dass ein Treffen geplant sei. Die Formulierung lässt Spielräume. Das "Meeting" könnte je nach Formulierungskunst und vorausgehenden Zerwürfnissen noch ohne Gesichtsverlust abgesagt werden.

Würde sich dagegen beim Treffen der beiden Träger des "Strong leader"-Gürtels zeigen, dass es zu keiner Einigung beim Thema Abbau des nordkoreanischen Atomarsenals und US-amerikanische Gegenleistungen kommen, besteht, wie es zum Beispiel die Asia Times beschreibt, das Risiko, das der Trump-Vorgänger Clinton befürchtet haben mag.

Am meisten beunruhigend wäre, wenn die Implosion der Gespräche die Halbinsel zurück in solche Spannungen brächte, dass Washington zur Überzeugung gelangt, dass ein militärischer Schlag der einzige Weg nach vorne wäre.

Asia Times

Quelle der Angst sind wie so oft in Hintergrundberichten die Experten und Buchautoren, die zum Hintergrund befragt werden und in diesem Fall wird viel Hintergrund in der Psychologie gesucht: "Wenn es schlecht läuft und der berüchtigt launenhafte Trump nicht mag, was passiert und das Treffen missvergnügt verlässt, dann wird die Tür laut zugeschlagen werden". Es lauern große Risiken, so Andray Abrahamian, der als Autor eines Buches über Nordkorea und Myanmar vorgestellt wird.

Was ist "Denuklearisierung" und worin bestehen die Gegenleistungen?

Soweit ist es aber noch gar nicht. Bislang ist laut Angaben des südkoreanischen Sicherheitsberaters Chung Eui-yong nur bekannt, dass das Treffen im Mai stattfinden soll, aber der Ort des Treffens, ob in Nordkorea oder anderswo, muss erst noch bestimmt werden.

Es gab aber bereits eine Überraschung: Angeblich wurde von Kim Jong-un mitgeteilt, dass ihn das anstehende Militär-Manöver mit US-Truppen in Südkorea, üblicherweise ein Trigger für Drohungen, nicht stören würden, ihn auf jeden Fall nicht von seiner Einladung abbringen würde.

Trump betonte in seiner offiziellen Reaktion, dass es nicht nur um Einfrieren des Nukleararsenals gehe, sondern um Denuklearisierung. Wie er auch betonte, dass die Sanktionen gegen Nordkorea aufrechterhalten würden. Erst bei konkreten Ergebnissen zum Abbau des Atomwaffenarsenals würden solche Schritte unternommen werden.

Ob Kim Jong-un zu einem Abbau überhaupt bereit ist und in welchem Ausmaß, ist völlig unbekannt wie auch die Gegenleistungen, die die USA anbieten.

Zugesagt ist von Kim Jong-un, dass es erstmal keine Waffentests geben würde, was nach ersten Kommentaren allerdings kein großes Entgegenkommen ist, das der nordkoreanischen Führung schwer falle, da die wichtigen Waffen-oder Raketentest erst vor Kurzem durchgeführt wurden und keine neuen anstehen.

Mitglieder der früheren Obama-Adminstration zeigten sich gegenüber dem Gipfeltreffen skeptisch und abwehrend, da der nordkoreanische Diktator dadurch aufgewertet würde.

Allerdings hat die Obama-Administration auch keinerlei Erfolge mit ihrer Politik gegenüber Autokraten vorzuweisen.