Trump will Russland wieder bei G-7-Gipfel dabei haben
Die Teilnahme Russlands sei wichtig, um die Welt zu organisieren. Mit der Einladung düpiert der US-Präsident die Ansprüche Merkels und Macrons
Kürzlich sagte die deutsche Kanzlerin Merkel noch, dass eine Rückkehr Russlands zur G8 aus ihrer Sicht nicht vorstellbar sei. Die Begründung dafür war auf Ewigkeit ausgerichtet.
Russland müsste erst die Krim zurückgeben oder jedenfalls in der Sache Einsicht zeigen und auf jeden Fall eingestehen, dass, wie es Merkel erneut betonte, "die Annexion der Krim (...) ein flagranter Bruch des Völkerrechts gewesen (ist)", und daraus Konsequenzen ziehen. Wegen des Bruchs des Völkerrechts sei der Ausschluss Russlands aus der Gruppe richtig, so Merkel.
Jetzt schlug Trump ihr und allen EU-Politikern wie auch den Nato-Kommandeuren, die diese Haltung teilen und sie hochhalten, ein Schnippchen. Der US-Präsident findet, dass Russland zum Gipfeltreffen dazu gehört, wie er vor Journalisten erklärte.
Die Nachricht, dass Trump gerne wieder einen G8-Gipfel mit Russland am Tisch hätte, verbreitete sich besonders in Deutschland schnell. Alle großen deutschen Medien rückten sie sofort ganz nach oben. In Frankreich ließ sich Le Monde sehr viel Zeit und brachte die Meldung dann unter anderen, der Figaro versteckte sie bis 17 Uhr völlig und bei der Libération tauchte sie am Freitagnachmittag auch noch nicht auf.
"Warum haben wir ein Treffen ohne Russland?"
"Warum haben wir ein Treffen ohne Russland? Ich würde empfehlen, dass Russland dabei ist. Ob Sie mögen oder nicht und es ist möglicherweise nicht politisch korrekt, aber wir haben die Welt zu organisieren und beim G-7, der mal G-8 war, haben sie Russland rausgeworfen. Sie sollten Russland wieder einladen, weil wir Russland am Verhandlungstisch brauchen", wird Trump von der New York Times zitiert.
"Ich war Russlands schlimmster Albtraum, aber Russland sollte in diesem Treffen dabei sein", fügt der Spiegel hinzu, wie auch, dass Italiens neuer Ministerpräsident Conte sich der Forderung des US-Präsidenten anschloss.
Macron spricht von G-6 plus1
Der Vorschlag hat großes Polarisierungs-Potential. Er kommt zu einer Zeit, als der französische Präsident schon bei der Formel G-6 angelangt war und die Überzeugung, dass die sechs Staaten ohne die USA eine genügend starke Wertegemeinschaft und Wirtschaftsmarkt bilden, auf Twitter, dem Lieblingskanal des US-Präsidenten, ziemlich offensiv vertrat. Die sechs seien eine echte internationale Kraft. Von den USA war bei Macron in der Form von "plus 1" die Rede.
Das Thema des heutigen Tages war bis zur Empfehlung Trumps, Russland einzuladen, die Isolation der USA gegenüber der EU in Handelsfragen, beim Iran-Abkommen und überhaupt in der grundsätzlichen Haltung zu multilateralen Abkommen und zur Werte-Gemeinschaft. Nun hat Trump dem noch einen zusätzlichen Kick beigegeben.
"Wir schauen alle zusammen in die gleiche Richtung - mit Kraft und Entschlossenheit", twittert Macron zur Eröffnung des G-7 "mit den europäischen Freunden" und einem Video, dass neben ihm Merkel und May zeigt, Conte und Tusk.
Es wirkt wie Trotz angesichts der Finanzmacht USA, deren Präsident nun auch noch die andere politische Großmacht einladen will, mit der die bestimmenden EU-Mächte Deutschland und Frankreich in wichtigen Fragen (Ukraine, Syrien) überkreuz liegen.
Es sei riskant, wenn man eine Welt schafft, die nach dem Gesetz des Stärkeren funktioniert. "Das ist nicht gut weder für uns noch für eins der mit uns befreundeten Ländern. Deshalb müssen wir weiter dagegen kämpfen", schreibt Macron. Den Vorschlag Trumps, Russland einzuladen, kommentiert er nicht.
Dafür hat der österreichische Russland-Experte Gerhard Mangott noch einen spitzen Freitags-Kommentar übrig, der den Lesern nicht vorbehalten werden sollte: "Man muss Russland nicht notwendigerweise beim G-7-Treffen einschließen. Der Club ist gegenwärtig eher eine westliche Gruppen-Therapie, wo soul-searching betrieben wird."