Tücken der Technik

Im Bundesministerium des Innern legt man großen Wert auf Sicherheit

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Stellen wir uns vor, wir würden Bundesinnenminister sein. Wir könnten über Pressemitteilungen und Reden Positionen zu Biometrieeinsatz, Asylpolitik und Sport verbreiten, so wie es uns gerade gefällt. Vielleicht kritisieren wir das eine oder andere dann, was der eigentliche Bundesinnenminister so formuliert. Oder wir unterstützen seine Position. Einmal im Leben Bundesinnenminister sein? Für viele, nicht nur Justizministerin Brigitte Zypries, ein Traumjob.

Nur für wenige - mit Ausnahme von Frau Zypries - liegt dieses Amt auf absehbare Zeit in Reichweite. Üben konnte man an diesem Freitag jedoch bereits einmal im kleinen Stil: Das Bundesministerium des Inner betreibt einen Email-Newsletter. Dieser war eher unüblich konfiguriert: Statt dass ein Moderator die Mails für den Newsletter freigibt, gingen die Mails direkt an die Abonnenten. Das Autoreply eines der nach BMI-Angaben 10.000 Abonnenten ging über die Liste, auf der sich dann ein munteres Gespräch mit Spott und guten Ratschlägen für die BMI-Verantwortlichen entwickelte.

Gestern Abend haben einige von Ihnen durch eine fehlerhafte Konfiguration in einer Newsletter-Komponente irrtümlich mehrere Newsletter und einige E-Mails erhalten, die zwischen 20.00 Uhr und 23.00 Uhr versandt wurden. Der Fehler konnte noch um ca. 23.00 Uhr behoben werden. In der Nacht wurde die Konfiguration so geändert, dass dieser Fehler sich nicht wiederholt. Wir bitten die Unannehmlichkeiten, die Sie damit hatten, zu entschuldigen.

Newsletterredaktion im Bundesverwaltungsamt

Dem Bundesministerium des Innern zugehörig ist auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Dieses weiß um derartige Probleme und schreibt dazu in seinem IT-Grundschutzhandbuch:

Fehlende Aktualisierung im IT-Sicherheitsprozess: Neue IT-Systeme oder neue Bedrohungen beeinflussen den IT-Sicherheitszustand innerhalb einer Organisation. Ohne effektives Revisionskonzept verringert sich das IT-Sicherheitsniveau.

Falsche Newsletter im Namen des Innenministers, falsche Reden: Alles Fehlanzeige. Keiner wollte an Otto Schilys Stelle zweifelhafte Neuigkeiten verbreiten. Schade eigentlich - ein Test der Logiken des Mediensystems wurde verpasst. Ein falscher Rücktritt, die Festnahme Osama bin Ladens in München, Hinweise auf die Kosten der um Irisscan und Fingerabdruck angereicherten Ausweisdokumente oder ein Ausfall der Fußball-WM 2006 - es hätte die eine oder andere interessante Schlagzeile fabrizieren können. Beim nächsten Mal also bitte solche Fehler vorher ankündigen, Herr Innenminister. Und bitte nicht wieder am Freitagabend.