Türkischer Geheimdienst liefert Steilvorlage für Agententhriller

Seite 2: Schauplatz Deutschland

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August 2017, Deutschland: Ein weiterer Spion des MIT wird in den Reihen der Polizeiführung von Hessen enttarnt. Dies erhärtet den Verdacht, dass der MIT mittlerweile seine Leute auch im deutschen Polizeiapparat hat und zwar an exponierter Stelle. Recherchen deuten darauf hin, dass es womöglich auch eine Verbindung zu dem Mörder von Halim Dener gegeben haben könnte.

Der alevitische Aktivist wurde 1994 von einem Polizisten in Hannover erschossen. Jener Polizist wurde von der Vorgesetzten des vermuteten MIT-Spions als Teil ihres Teams gedeckt. Ebenfalls in Hessen arbeitete beim Verfassungsschutz ein gewisser Andreas T., der in dem Internetkiosk "zufällig" zugegen war, als 2006 der kurdische Besitzer Halit Yozgat erschossen wurde.

Dieser Mord war der letzte der sogenannten NSU - Dönermorde. T. soll türkische V-Leute aus der rechtsextremen Szene (Graue Wölfe) beschäftigt haben. Dass der türkische Geheimdienst gerade in diesen Kreisen rekrutiert, dürfte bekannt sein.

September 2017, Deutschland: Der Prozess gegen einen mutmaßlichen MIT-Agenten hat in Hamburg begonnen. Dieser verstrickt sich in der Vernehmung in Widersprüche, widerruft frühere Versionen seiner Aussagen. Das Gericht verhandelt ausschließlich über den Vorwurf der geheimdienstlichen Tätigkeiten, nicht jedoch über die Mordaufträge an kurdischen Politikern. Diese werden erst gar nicht als Nebenkläger zugelassen

Koblenz, 2015: Vor knapp zwei Jahren gab es einen Gerichtsprozess, der vielleicht noch spektakulärer war als der gegenwärtige Hamburger Prozess. Muhammed Taha G., ein ehemaliger Erdoğan-Berater, und zwei weitere Personen wurden in Koblenz angeklagt, weil sie ebenfalls im Dienste des türkischen Geheimdienstes u.a. Informationen über kurdische Aktivisten in Deutschland sammelten. Das Verfahren wurde merkwürdigerweise eingestellt.

Ein Prozess in Frankreich

9. Januar 2013, Frankreich/Paris: Geht man ein bisschen zurück in der Geschichte, stößt man auf den dreifachen Mord an kurdische Politikerinnen in Paris, darunter die "rechte Hand" Abdullah Öcalans, Sakine Cansiz. Der in Frankreich inhaftierte Mörder hatte, wie im Nachhinein ans Licht kam, ebenfalls enge Kontakte zum türkischen Geheimdienst.

Frankreich verschleppte den Prozess über Jahre. Der gesundheitlich Angeschlagene verstarb in der Haft, bevor es zur Hauptverhandlung kam …

Diese Beispiele liefern ein perfektes Drehbuch für einen Agententhriller, der aktueller nicht sein könnte. Fatih Akin, übernehmen Sie!