Türkisierung und Islamisierung in Nordsyrien

Seite 2: Journalisten als Propagandakompanie

Im Irakkrieg hat es die USA vorgemacht, wie man sich die Presse zu eigen machen kann, ohne diese mit Repressionen gleichzuschalten. Man lädt ausgewählte internationale Journalisten ein, als "embedded journalists" die Militäroperationen zu begleiten.

Allerdings ist der Preis hoch: Wenn man nicht im Sinne der Operation berichtet, fällt man in Ungnade und fliegt raus aus der Gruppe der privilegierten Schreiberlinge. Dieses Konzept hat sich die Türkei zu eigen gemacht. Ein Beispiel ist die Chefin des Istanbuler Büros der New York Times, Carlotta Gall, die sich als "embedded journalist" ein Bild von der Region im Nordwesten Syriens machen durfte.

In ihrem Artikel in der New York Times wirft sie die Frage auf, ob man heute die türkische Intervention neu bewerten, also positiv bewerten müsse. Die türkischen Staatsmedien griffen die Berichterstattung der Zeitung auf und nutzten sie, um für die türkische Besatzung Nordsyriens zu werben.

Diese Aktivitäten sind vor allem im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel in den USA zu sehen. Die Türkei versucht derzeit massiv, auf die Nahost-Politik der Biden-Regierung Einfluss zu nehmen und die US-Unterstützung für die syrischen Kurden zu torpedieren.

Der tendenziöse Bericht der New York Times rief vehemente Kritik hervor. Die Jerusalem Post sprach etwa von einem "Weißwaschen" der türkischen Okkupation durch das remontierte Ostküstenblatt, das in seinem Bericht einseitig die Sichtweise der türkischen Besatzer wiedergab:

Eine illegale Okkupation. Gestohlene Oliven, die zum Weiterverkauf an die Besatzungsmacht verschifft werden. Marodierende rechtsextreme Siedler, die indigene Gemeinden angreifen. Religiöse Verfolgung. Einheimische, die bei außergerichtlichen Überfällen entführt und in geheimen Militärgefängnissen inhaftiert wurden. Ethnische Säuberungen. All dies ist in Afrin im Nordwesten Syriens geschehen, einem Gebiet, das einst kurdisch war und 2018 von der Türkei und türkisch unterstützten extremistischen Milizen eingenommen und besetzt wurde. Seitdem wurde es von Kurden ethnisch gesäubert, die Friedhöfe und religiöse Stätten der Minderheit wurden geplündert und zerstört.

Jerusalem Post

Die Jerusalem Post brachte den faschistischen Charakter des türkischen Expansionsstrebens in Syrien klar auf den Punkt. Die Vertreibung der Kurden sei kein "Fehler" gewesen, da Ankara in Idlib genügend Platz gehabt hätte, um syrische Bürgerkriegsflüchtlinge unterzubringen.

Es gehe der Türkei vielmehr darum, die demographische Zusammensetzung Afrins zu ändern, die Kurden und sonstige Minderheiten zu vertreiben. Ankara bezeichne diese Gebiete als "Sichere Zonen" - dies ähnle dem Vorgehen des Nazi-Regimes, das im okkupierten Osteuropa diejenigen Gebiete als "Lebensraum" bezeichnete, wo "Juden und Slawen entfernt wurden", um ethnische Deutsche anzusiedeln, so die Jerusalem Post.