UN-Chef: Propaganda-Maschine der fossilen Industrie muss gestoppt werden

Seite 2: Leaks: BP, Exxon & Co. sind Schurken, die Klimaschützern Ungeziefer wünschen

Im Zuge von Anhörungen im US-Kongress sind zudem interne Dokumente und E-Mails geleakt worden, die zeigen, wie sich Öl- und Gaskonzerne wie Shell, Chevron, BP oder Exxon von ihren Klimazielen intern distanzieren, zugeben, die Öffentlichkeit über ihre Absichten, nachhaltig zu werden, täuschen und Klimaaktivist:innen verhöhnen und ihnen wünschen, von Ungeziefer befallen zu werden. Varshini Prakash von der Klimabewegung Sunrise in den USA kommentierte daraufhin lakonisch:

Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann wünschen sie dir Ungeziefer, dann gewinnst du.

Die Dokumente seien "der jüngste Beweis dafür, dass die Ölgiganten in Bezug auf ihre Zusagen, zur Lösung der Klimakrise beizutragen, ständig lügen und dass die politischen Entscheidungsträger ihnen niemals vertrauen sollten", so Richard Wiles, Präsident des Center for Climate Integrity. Und er fügte hinzu:

Wenn die Öl- und Gaskonzerne in Bezug auf das Klima etwas teilen, dann ist es ihre völlige Unfähigkeit, die Wahrheit zu sagen.

So machte Exxon in den letzten drei Monaten rund 18 Milliarden Dollar Gewinn mit fossilen Brennstoffen – mehr als dreimal so viel wie im gleichen Zeitraum im letzten Jahr –, während es sich öffentlich zu den Pariser Klimazielen bekennt. Intern drängte ein Vorstandsmitglied im Umkreis des Exxon-Chefs jedoch 2019 darauf, den Hinweis auf das Paris-Abkommen aus einer Veröffentlichung einer Industrielobbygruppe, der Exxon angehört, zu löschen.

Der Konzern Shell hat sich offiziell dazu verpflichtet, bis 2050 keine Treibhausgase mehr zu produzieren, macht in einem internen Dokument aus dem Jahr 2020 aber deutlich, dass man "keine unmittelbaren Pläne" habe, in den nächsten zehn bis 20 Jahren "zu einem Netto-Null-Emissionsportfolio überzugehen".

Ro Khanna, Vorsitzender des Unterausschusses für Umwelt im US-Kongress, sagte, dass

die Dokumente, die ich heute im Rahmen meiner Untersuchung veröffentlicht habe zu den Anstrengungen von Big Oil, die amerikanische Öffentlichkeit über die Klimakrise zu täuschen, erschütternd und explosiv sind. Interne E-Mails und Regeln für die öffentliche Kommunikation zeigen, dass die Klimazusagen von Big Oil auf unbewiesenen Technologien, buchhalterischen Spielereien und irreführender Sprache beruhen, um die Realität zu verschleiern. Die Dokumente zeigen auch eine Kultur unfassbarer Respektlosigkeit gegenüber führenden Klimaaktivisten wie Bill McKibben und einflussreichen Klimagruppen wie der Sunrise-Bewegung.

Die jüngsten Täuschungsmanöver von Öl- und Gaskonzernen – die sich einreihen in eine lange Geschichte der Propaganda, die erst darauf abzielte, die Klimakrise herunterzuspielen, nun in Form von Greenwashing der fossilen Unternehmen bei der Lösung der Klimakrise betrieben wird – kommen zu einem Zeitpunkt ans Tageslicht, da das Global Registry of Fossil Fuels bekannt gegeben hat, dass, wenn man alle noch vorhandenen fossilen Vorräte verbrennen würde, 3,5 Billionen Tonnen an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen. Das würde das verbleibende Budget für die vereinbarte 1,5 Grad-Celsius-Obergrenze um das Siebenfache übersteigen.

Die Greenwashing-Propaganda, unterstützt von PR- und Werbefirmen, täuscht die Öffentlichkeit also weiter über die tatsächlichen Motive und Pläne der fossilen Industrien – damals wie heute. Viele Medien machen dabei mit – nicht zuletzt, indem sie den Werbe- und PR-Lügen ein Massenpublikum zuführen. Die Aufforderung der Kongressabgeordnete Carolyn B. Maloney, Vorsitzende des US-Ausschusses, der sich mit den Untersuchungen zur fossilen Brennstoffindustrie befasst, müsste daher an einen größeren Kreis adressiert werden:

Diese Unternehmen behaupten, dass sie Teil der Lösung für den Klimawandel sind, aber interne Dokumente zeigen, dass sie ihre Geschäfte wie gewohnt weiterführen. Ich fordere die großen Unternehmen für fossile Brennstoffe auf, ihre Täuschung zu beenden und ihre Emissionen jetzt zu reduzieren – bevor es zu spät ist.

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