US-Botschafter unterstützt Europas Rechte

Seite 2: Tradition: Der Feind ist klar links

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Damit steht Grenell in einer Tradition. Schon kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs machten US-Botschafter in Europa deutlich, dass sie ein Bündnis mit den gerade entmachteten Nazis und ihren Freunden gegen die Ausbreitung des Kommunismus, bzw. das, was sie dafür hielten, favorisierten. Auch in den Zeiten der Entspannung, als der Kalte Krieg etwas in den Hintergrund rückte, stand der Feind für alle europäischen US-Botschafter weiter klar links.

Das wurde nach der Nelkenrevolution in Portugal deutlich. Nachdem in dem Land eine Linksentwicklung einsetzte, kamen unmissverständliche Drohungen von den USA und anderen Natostaaten. Als in Italien die Kommunistische Partei Wahlerfolge zu verzeichnen hatte und sogar stark genug wurde, dass sie die Regierung hätten stellen können, kamen klare Drohungen nicht nur aus den USA, sondern auch aus der BRD.

Linke in Italien befürchteten bei einer Regierungsbeteiligung der Kommunisten in Italien ein Szenario wie in Chile, also einen blutigen Militärputsch gegen eine demokratisch legitimierte linke Regierung. Das hatte klare politische Folgen.

Die Angst vor einer chilenischen Lösung war ein Grund dafür, dass die italienische Kommunistische Partei auf einen historischen Kompromiss mit den Christdemokraten setzte, also auf ein Bündnis mit der stärksten bürgerlichen Partei. So steht also Grenell mit seiner Aversion gegen Linke durchaus in einer bestimmten Tradition.

Deshalb ist auch die Empörung in Europa und den USA vor allem parteitaktisch motiviert. Die Empörung über Grenell gehört zum parteipolitischen Spiel. Auch die US-Demokraten, die sich jetzt auch über Grenell echauffieren, haben immer wieder Bündnistreue von den europäischen Regierungen gefordert und auch ganz klar gemacht, dass der Feind links steht.

Vor allem die Demokraten haben einen starken interventionistischen Flügel und sind immer wieder zu Kriegen bereit. Auch unter Clinton hätten US-Diplomaten Politik gemacht, vielleicht etwas dezenter als Grenell. Aber auch bei ihnen würde der Feind links stehen. Nur würde bei ihnen wahrscheinlich die europäische Sozialdemokratie nicht dazu gehören, weil die traditionell ein enger Bündnispartner der US-Demokraten sind.