US-General Edwin Walker und das Fake-Attentat

Seite 4: Lee Harvey Oswald

Doch David Surrey erzählte noch erstaunlicheres: So habe sein Vater Robert Kontakt mit Lee Harvey Oswald gepflegt. Robert habe ihn mehrfach zu Besuchen in Oswalds Haus in Dallas mitgenommen.

Oswald, Surrey und Walker seien gemeinsam zu Schießübungen gegangen. Tatsächlich wurde in Oswalds Taschentelefonbuch die Nummer von Surrey gefunden, ebenso die von Neonazi Rockwell.

William konnte die Darstellung seines inzwischen verstorbenen Bruders weder bestätigen noch widerlegen.

Oswald, der bereits als Teenager in der paramilitärisch-patriotischen Civil Air Patrol schießen und fliegen gelernt hatte, verkehrte nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion mit Rechtsextremisten und übte Schießen mit reaktionären Exilkubanern. Oswald war auch mit dem Oberhaupt der John Birch Society von Dallas gesehen worden, ausgerechnet im Nachtclub von Ruby.

Ebenfalls mit Oswald wurde der dann später erschossene Streifenpolizist J.D. Tippit gesehen, der nebenberuflich in einem bei Rechtsextremisten beliebten Drive Inn arbeitete. Walkers ehemaliger Mitbewohner William MacEwan Duff wollte sogar von einem Kontakt zwischen Walker und Ruby etwas wissen.

Undercover?

Über Oswalds Verhör gibt es keine gesicherten Informationen, da Polizeichef Will Fritz seine Protokolle vernichtet hatte. Dessen Witwe verlautbarte jedoch, Fritz habe ihr erzählt, Oswald habe sich als Mitglied der Geheimdienstgemeinde zu erkennen gegeben.

Oswalds vorübergehende Auswanderung in die Sowjetunion ist deckungsgleich mit einem damals geheimen Programm des Marinegeheimdienstes, der Amerikaner mit Spionageauftrag auf solche langfristigen Missionen schickte. Mangels Spionagesatelliten war über die Sowjetunion jede Information wertvoll. Im Nachtleben in Dallas soll Oswald mit seinem Status als CIA-Agent renommiert haben.

Aus der Existenz bestimmter CIA-Akten, die früher abgestritten wurden und die noch immer gesperrt sind, schließen Experten, dass Oswald insbesondere sechs Wochen vor dem Kennedy-Attentat irgendeine Rolle in einer verdeckten Operation gespielt haben muss.

Hochrangige CIA-Leute, darunter der Leiter für Gegenspionage James Jesus Angleton persönlich, beobachteten spezielle Akten über Oswald seit Jahren aufmerksam. Eine Rolle als Undercover-Mann einer verfassungswidrigen Inlandsoperation könnte Oswalds seltsames Verhalten bei und nach seiner Festnahme erklären.

Denkbar wäre es etwa, dass Oswald die Pro-Castro-Bewegung infiltrieren oder deren Gegner provozieren sollte, etwa durch sein Auftreten als Fair Play for Cuba Committee von New Orleans, dessen einziges Mitglied er war. 2018 wurde freigegeben, dass ein Mitbegründer des echten Fair Play for Cuba Committees, Richard Thomas Gibson, in Wirklichkeit für die CIA gearbeitet hatte.

JFK-Attentatsforscher Greg Doudna gelangt zu dem Schluss, dass Oswald über Rechtsextremisten berichten sollte. Als Kontaktmann Oswalds gilt vielen FBI-Mann James Hosty, der allerdings ausgerechnet mit Surrey befreundet war (und ebenfalls an einen PR-Stunt glaubte).

Der vom FBI beobachtete Walker, der ja tatsächlich Umsturzpläne ausheckte und Umgang mit internationalen Rechtsextremisten hatte, wäre das prominenteste Überwachungsziel gewesen.

Doudna hält es für plausibel, dass Oswald tatsächlich den Schuss auf den zu dem Zeitpunkt allerdings leeren Raum abgab und Surrey Schmiere stand. Soweit sich Oswald Marina gegenüber mit der Tat gebrüstet hatte, könnte dies halbironisch gewesen sein, da das Attentat nicht ernst gemeint war, oder eben zur Inszenierung gehören. U.a. Peter Dale Scott wies darauf hin, dass für echte Attentäter das überregionale Bestellen eines Gewehrs wegen des Paper Trails viel zu auffällig gewesen wäre.

Doudna schließt aus dem akribischen Ansammeln und Hinterlassen von Spuren durch Oswald selbst, dass dieser durch seine Beteiligung an der letztlich peinlichen Inszenierung Kompromat gegen Walker produzierte. Die Geheimdienste hätten den General entweder erpressen oder in der Öffentlichkeit als einen Hochstapler blamieren können.

Wenn Walker das Attentat auf sich selbst inszeniert hatte, so war dies ein Lausbubenstreich gegen die Manipulationen der öffentlichen Meinung durch schmutzige Tricks, wie sie Walkers politischer Mitbewerber John Conally 1980 unterstützte. Der Texaner, der 1963 im Wagen von Kennedy an der Hand getroffen wurde, hatte nach fehlgeschlagenen Griffen zum Präsidentenamt auf eine Position als Außenminister gehofft.

Wie kürzlich bekannt wurde, unterstützte er Reagans Wahlkampf auf perfide Weise, indem er der Regierung Carter schadete. Hierzu hatte Conally konspirative Kontakte in den Iran geknüpft, um die Geiselkrise künstlich zu verlängern.

Wikipedanten

In der deutschsprachigen Wikipedia stehen Beiträge, die Bezug zum Attentat auf JFK haben, seit eineinhalb Jahrzehnten unter der Protektion des Hamburger Wikipedianers Dr. Philip "Phi" Heyde. Zu Walker ist dort allen Ernstes zu lesen:

"Am 10. April 1963 versuchte der spätere Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald ihn zu erschießen."

Eine Täterschaft Oswalds wurde für keinen der beiden Anschläge bewiesen.