US-General Edwin Walker und das Fake-Attentat
Seite 3: PR-Stunt?
Die Tat wurde nie aufgeklärt. Allerdings hatten das FBI und die Polizei in Dallas hinter vorgehaltener Hand den Eindruck, als habe Walker den Anschlag lediglich inszeniert, denn er war für seine Sucht nach Aufmerksamkeit bekannt.
Sogar der bestens vernetzte de Mohrenschildt berichtete, jeder in Dallas habe den Schuss für eine Publicity-Aktion gehalten.
Der militante Rechtsextremist Robert DePughs berichtete dem Autor Jeffrey Caufield für ein 2015 erschienenes Buch, Walker habe ihm 1962 für seine Kampagne zum Gouverneur von Texas angetragen, ihn durch seine Männer entführen zu lassen, um die Tat einer kommunistischen Verschwörung in die Schuhe zu schieben. DePughs habe abgelehnt.
Walker erinnerte sich an die Tat widersprüchlich. Der Polizei hatte er gesagt, der Schuss habe ihn verfehlt, weil er sich gerade nach einem Stift gebückt habe. Vor der Warren Kommission bestritt er eine Bewegung und meinte, dass das Projektil das Fensterkreuz gestreift habe und daher nach oben abgelenkt worden sei. Tatsächlich allerdings hatte der Schuss das Holzteil von unten erwischt und hätte daher nach unten abprallen müssen.
Ein ehemaliger Mitbewohner gab an, Walker könne nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.
Allerdings scheint er in einem Punkt definitiv gelogen zu haben: Walker war offenbar doch nicht alleine gewesen.
Robert Alan Surrey
Walkers Darstellung widersprach Robert Surreys Sohn David Surrey, der 2012 von Krankheit gezeichnet seine Erinnerung hinterließ. Der damals 12 Jahre alte David erinnert sich, dass er gemeinsam mit seiner Stiefmutter und seinen Geschwistern in Walkers Haus zu Gast war, um Wahlkampfprospekte zu kuvertieren.
David Surrey berichtete von einem Knall und einem Kommando seines Vaters, in Deckung zu gehen. Dieser habe die Familie dann sofort zum Auto gebracht und nach Hause gefahren.
Bei einem echten Angriff von einem Heckenschützen wäre es allerdings riskant gewesen, das Haus zu verlassen, auch ein Auto bietet praktisch keinen nennenswerten Schutz vor Beschuss. Ferner wäre erklärungsbedürftig, warum Surrey den verwundeten Freund schutzlos zurückgelassen hätte.
Von beinharten Rechtsextremisten wie Walker und Surrey wäre wohl auch eher Gegenwehr als Flucht zu erwarten gewesen als Feigheit vor dem Feind.
Davids jüngerer Bruder William Surrey bestätigte 2013 die Darstellung im Wesentlichen, auch wenn er sich an einige Details anders erinnert. Der Vater habe seine Familie bis auf David nach Hause geschickt. Kurz danach habe der Vater angerufen und sie zurückbeordert. Die Familie habe Robert und David beim Suchen nach den Schützen angetroffen. Dann sei die Polizei eingetroffen.
Wenn Walker und Surrey die Warren Kommission über die Anwesenheit von letzterem belogen haben, stellt sich die Frage, was denn vom Rest der Geschichte glaubhaft ist. Surreys Job als PR-Mann war es, Walker Medienaufmerksamkeit zu liefern, und er hatte Walker oft zu Schießübungen begleitet.
Ein lädiertes Fenster und ein Loch in der Wand waren für Public Relations ein geringer Preis, Walker hätte sich nicht einmal anschießen lassen müssen. Walker wäre nicht der erste Politiker gewesen, der sich an einer inszenierten Bedrohung profilierte, und auch nicht der letzte.
Nachbar Walter Coleman berichtete damals von zwei Männern, die in einem schwarzen Ford mit weißem Streifen weggefahren sei. Was den Behörden nicht auffiel, war die Tatsache, dass Surrey damals ein solches Auto gefahren hatte.
Eine Propaganda-Inszenierung wäre plausibler als die Erzählung, Oswald mit der Einstufung als zumindest "Marksman" habe aus ca. 40 Metern Entfernung den am Tisch sitzenden Walker aus dem Hinterhalt verfehlt. Ein solcher Schnitzer passt jedenfalls nicht zur Erzählung über einen Oswald, dem auf der Dealey Plaza der unwahrscheinlichste Treffer in der Geschichte der Schusswaffen gelungen sein soll.
Eine möglichst authentische Inszenierung mit hörbarem Schuss und Fluchtfahrzeug wäre nicht zuletzt deshalb sinnvoll gewesen, weil Surrey und Walker zutreffend vermuteten, dass Walker überwacht wurde, häufig sogar über Abhörwanzen scherzten.
Derartige Propaganda-Tricks sahen jedenfalls dem Mann ähnlich, der Surrey und Walker bezahlte, nämlich Ölbaron H. L. Hunt. Der leidenschaftliche Pokerspieler hatte bereits seinen texanischen Lobbyisten Johnson trickreich als Vizepräsident installiert.
Um die Wahl der Demokraten zu begünstigen, hatte Hunt anonym eine reaktionäre Tirade gegen Kennedys katholischen Glauben lanciert, die intendiert Solidarität mit Kennedy provozierte. Mit seinen unkonventionellen Methoden hatte es Hunt zum damals reichsten Mann der USA gebracht.
Hunts früherer Anwalt John Curington hatte 2018 berichtet, dass Hunt ihn nach dem Kennedy-Attentat mit dem Auskundschaften der Sicherheit Oswalds im Polizeipräsidium beauftragt und dann in den frühen Morgenstunden einen Mafia-Boss zu einem Treffen bestellt hätte. Kurz darauf erschoss Ruby Oswald in Polizeigewahrsam ohne bekanntes Motiv. Curington berichtet auch von einem konspirativen Treffen Hunts mit der verwitweten Marina Oswald. Die Zahlung von Schweigegeld liegt nahe.