US-Musikwirtschaft verklagt Internet-Provider

Um eine illegale MP3-Webseite in China abzuklemmen, verklagen die großen US-Plattenfirmen jetzt Provider

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Ende letzter Woche reichte die US-Musikwirtschaft in New York eine Klage gegen die Internet-Anbieter AT&T Broadband, Cable & Wireless, Sprint Networks, Advanced Network Services und UUNET ein. Mit einer einstweiligen Verfügung wollen sie erreichen, dass die Provider den Zugang zur MP3-Website Listen4ever.com sperren (s a. US-Provider sollen ausländische Musikseite sperren).

Listen4ever.com ist der Musikwirtschaft bereits seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Die Website bietet ganze Alben bekannter Musiker im MP3-Format zum Download an. Eigentlich handelt es sich also um eine klassische MP3-Webseite, wie man sie noch aus der Zeit vor Napster kannte. Zwei Dinge unterscheiden Listen4ever.com allerdings vom typischen College-Studenten-Angebot. Zum einen Webseite ist extrem professionell aufgemacht. Zum anderen wird das Angebot von einem Internet-Server in China gehostet.

Die typischen Abmahnbriefe der Musikindustrie laufen damit ins Leere. Mehr noch, die Betreiber der Website scheinen sich sogar auf eine Art Katz und Maus-Spiel mit den Plattenfirmen einlassen zu wollen. So heißt es in der jetzt in New York eingereichten Klageschrift, ein sich selbst "John Smith" nennender Listen4ever-Sprecher habe ihnen per Email mitgeteilt, dass man die betreffenden Songs aus dem Angebot genommen habe und die Besucher nun zu einer anderen Seite umleite. Doch das betreffende Angebot, Lmp3.net, biete ebenfalls ganze Alben zum Download an.

Angebot nicht mehr erreichbar

Gleichzeitig versuchte die Musikindustrie bereits Anfang August, die Provider zum Sperren der Listen4Ever-Internetadresse zu bewegen. Diese verweigerten jedoch eine Sperrung ohne richterliche Anordnung, weshalb die Plattenfirmen jetzt vor Gericht gingen. In der Klage heißt es dazu, die Provider hätten "die technischen Möglichkeiten zur Verfügung, den Zugriff auf die Werke der Kläger über die Listen4ever.com-Website signifikant einzuschränken".

Derzeit scheint die Klage allerdings wenig Erfolg zu versprechen. Listen4ever ist seit Einreichen der Klage nicht mehr erreichbar, und auf der in der Klageschrift genannten Site Lmp3.net heißt es: "LMP3 will be closed and never come back!"

Einige Slashdot-Leser berichteten zudem, vom Listen4ever-Webserver auf das Angebot MP3mediaworld.com umgeleitet worden zu sein. Unter diesen Umständen scheint schon die Eröffnung eines Prozesses eher fraglich. Die Klage könnte damit schnell zum Eigentor für die Musikbranche werden: Unzählige Netznutzer, die erst über Napster und seine Nachfahren von Musik im Internet erfahren haben, werden durch sie auf die immer noch recht zahlreichen zentralen MP3-Webangebote aufmerksam.