US-Proteste fordern Ende westlicher Kriegseskalation
Seite 2: Von Querfront-Vorwürfen nicht einschüchtern lassen
- US-Proteste fordern Ende westlicher Kriegseskalation
- Von Querfront-Vorwürfen nicht einschüchtern lassen
- Auf einer Seite lesen
Mit diesen Ausführungen gab Hedges den grundsätzlichen Ton an, der die Proteste auf den Rednerbühnen dominierte. Russland-Fahnen schwenkende Einzelgänger und Trump-Fans, die sich in der Menge befanden, wurden von den wenigen Mainstreammedien, die überhaupt von den Demonstrationen berichteten, schnell herangezogen, diese als insgesamt verquere Veranstaltung darzustellen.
Ein medialer Umgang, der auch diesseits des Atlantiks durchaus mit Erfolgen angewendet wird, grundsätzliche Unterstützer einer diplomatischen Friedensinitiative an einer Teilnahme der vergangenen Demonstration in Berlin abzuschrecken.
Gleichwohl hatten sich die Veranstalter von Rage Against the War Machine vorab auf den Standpunkt gestellt, dass, um den Gang in einen befürchteten 3. Weltkrieg aufzuhalten, vereinzelter Applaus von der falschen Seite definitiv das kleinere Übel sei. In diesem Zusammenhang wurde wiederholt daran erinnert, dass sowohl die Bürgerrechtsbewegung als auch die Anti-Vietnamkriegsbewegung ebenso von politisch heterogenen Gesellschaftsströmungen ins Leben gerufen wurden.
Ähnliches traf natürlich auch auf die Friedensbewegung der Achtzigerjahre zu, als sich ganz unterschiedliche Strömungen gegen Nato-Doppelbschluss und Raketenaufrüstung zusammenfanden und damit im Wesentlichen die Parteigründung der Grünen überhaupt erst ermöglichten.
Die Aktivisten und Organisatoren sehen sich angesichts der weitverbreiteten Antikriegshaltung bestätigt. Es zeige, wie groß die ideologieübergreifende Besorgnis in der Bevölkerung über den "US-Stellvertreter-Krieg bis zum letzten Ukrainer und den Weg ins nukleare Armageddon, auf dem wir uns jetzt befinden" sei. Immer wieder wurde die kriegstreibende Rolle der US-Regierung betont, der einzigen Regierung, auf die man als US-Staatsbürger direkt Einfluss nehmen könnte.
Mittlerweile trauen sich auch Aktivisten der auf den Irakkrieg zurückgehenden Antikriegsbündnisse vermehrt aus der Deckung und kritisieren die "Kontaktschuld"-Haltung ihrer ehemaligen Mitstreiter und ihrer eigenen Organisationen. Vielmehr sollte man sich doch darum bemühen, diese neu entstehende Friedensbewegung mitzugestalten.
In diesem Sinne äußerte sich etwa Medea Benjamin von der feministischen Antikriegsorganisation Code Pink in einer Diskussionsrunde der Nachrichtensendung Democracy Now.
Mit Spannung erwartet werden kann in diesem Sinne auch die nächste große Demonstration in Washington D.C., welche von der Organisation Act Now to Stop War and End Racism (Answer) organisiert wird. Answer wurde als Dachorganisation unter den Eindrücken der US-Erklärung eines zeitlich unbegrenzten "Kriegs gegen den Terror" nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gegründet und knüpft an die Traditionen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung sowie der antikolonialen Befreiungskämpfe in den USA an.
Unter den Vorzeichen des US-Angriffskriegs auf den Irak waren den Demonstrationsaufrufen damals Millionen gefolgt. Die sich gegen die Kriegseskalation in der Ukraine richtende Demonstration soll bereits am 18. März stattfinden.