US-Regierung: Kim Jong-un "bettelt um Krieg"
Seite 2: Trump rudert planlos durch die Weltpolitik
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Trump meint deshalb, er habe Recht gehabt und twitterte überlegen bis hämisch: "Südkorea entdeckt, wie ich ihnen gesagt habe, dass die Rede eines Appeasements mit Nordkorea nicht funktionieren wird, sie verstehen nur eine Sache!" Damit meint er Druck mit "geladenen und entsicherten" Waffen, weswegen er die Angelegenheit auch mit dem Verteidigungsminister Mattis und anderen Militärs besprechen will.
Und er hatte gestern noch eine mutige Idee: Die USA, die er verkörpert, würden überlegen, neben den anderen Sanktionen, jeden Handel mit jedem Land zu beenden, das Geschäfte mit Nordkorea betreibt. Offenbar hat Trump die südkoreanische Regierung auf seine Seite gebracht. Moon Jae-in will nun zusammen mit den USA im Sicherheitsrat durchsetzen, dass auch Öl-Exporte nach Nordkorea eingestellt werden.
Gemeint ist in erster Linie China, dem Trump vorwirft, zu wenig zu tun, und das der Haupthandelspartner Nordkoreas ist und auch de Großteil des Öls liefert. Schon gleich nach dem Atomwaffentest hieß es auch in chinesischen Staatsmedien, China habe kein Interesse an einem totalen Handelsembargo und sieht sich als Hauptopfer der Krise. Ein totales Handelsembargo würde die Lage verschärfen und nicht lösen, so China.
Betroffen wären davon etwa auch Indien, Pakistan oder Russland, Brasilien und Deutschland bzw. Unternehmen in China und den übrigen Ländern, die Handelsbeziehungen mit Nordkorea haben. China liefert nicht nur Öl, sondern auch Lebensmittel und auch Lebensmittelhilfen nach Nordkorea, und es erlaubt Nordkoreanern, im Land zu arbeiten und Geld nach Nordkorea zu schicken. Ein totales Embargo würde wahrscheinlich zu einer Hungerkatastrophe führen, die Nordkoreaner dazu treiben könnte, irgendwie über die Grenze nach China zu fliehen, wovor China sich ebenso fürchtet wie vor Krieg im Nachbarland oder Instabilität.
Ob sich Trump über die Auswirkungen eines Abbruchs der Handelsbeziehungen mit China oder Sanktionen von chinesischen Unternehmen, was zu einem Handelskrieg führen könnte, wirklich Gedanken gemacht hat oder ob er nur schnell mal einen drohenden Tweet in die Welt entließ, ist nicht klar. Wie die New York Times berichtet, wollten Mitarbeiter im Weißen Haus Fragen über die Folgen lieber nicht beantworten.
Das Handelsdefizit ärgert Trump schon lange, allerdings würde ein Abbruch des Handels, letztes Jahr wurden Waren und Dienstleistungen in Höhe von mehr als einer halben Billion US-Dollar zwischen beiden Ländern gehandelt, fatal auch für die USA sein. Obgleich die USA Waren im Wert von 462 Milliarden US-Dollar importierten, aber nur Güter im Wert von 115 Milliarden nach China exportierten, hängen auch in den USA viele Unternehmen und Arbeitsplätze von den Handelsbeziehungen ab.
Dazu kommt, dass China um die 1,2 Billionen US-Dollar an US-Staatsanleihen hält und damit neben Japan der größte Gläubiger ist. Zwar hat China in letzter Zeit US-Staatsanleihen verkauft, aber das war noch marginal. Würde China größere Mengen abstoßen, kämen die hochverschuldeten USA in große Schwierigkeiten. Noch wird China das nicht machen, weil das auch für das eigene Land verlustreich wäre, aber im Falle eines Handelskrieges, der zu den Spannungen über die Kontrolle in Teilen des südchinesischen Meers und Nordkorea hinzukäme, wäre ein solcher Schritt denkbar. Gewinner an einem heißen politischen und wirtschaftlichen Konflikt zwischen China und den USA wäre vermutlich Nordkorea.