US-Wahlen: Warren wirft das Handtuch
Nun sind nur noch Sanders, Biden und Gabbard übrig - aber nur die ersten beiden haben bereits 2020 eine echte Chance
Innerhalb einer knappen Woche hat sich das Feld der Präsidentschaftsbewerber der demokratischen Partei von acht auf drei verkleinert. Nach der Vorwahl in South Carolina am Samstag stiegen der Iowa-Gewinner Peter Buttigieg, der Hedgefonds-Manager Tom Steyer und die Urheberrechtsextremistin Amy Klobuchar aus. Kurz nach dem Super Tuesday folgte der Milliardär und ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, der feststellen musste, dass mehrere Hundert Millionen Dollar Werbeaufwand anscheinend nicht ausreichten, um ihn als Sammlungsalternative zu Bernie Sanders zu etablieren (vgl. Bloomberg, Biden - oder doch noch Buttigieg).
Gestern folgte dann noch die 1/64- bis 1/1.024-Indianerin Elizabeth Warren, die ihren Heimatbundesstaat Massachusetts nicht nur verlor, sondern dort sogar nur auf dem dritten Platz landete. Während sich Buttigieg, Klobuchar und Bloomberg nach ihren Rückzügen umgehend hinter Joseph Biden stellten, hat sie sich bislang noch nicht für einen der verbliebenen Kandidaten ausgesprochen. Viele Vorwähler, die sonst für Warren gestimmt hätten, dürften aber in den kommenden Abstimmungen unabhängig von einer Empfehlung für Bernie Sanders stimmen, dessen Plan einer allgemeinen Krankenversicherung sie kopiert hatte (vgl. Demokraten-Fernsehdebatte, zweite Gruppe: "Spirituelle Ratgeberin" Williamson am meisten gegoogelt).
Warum bleibt Tulsi Gabbard noch im Rennen?
Mit der schnellen Verkleinerung des Feldes auf Drei ist eine "Brokered Convention" - ein Nominierungsparteitag ohne absolute Delegiertenmehrheit für einen der Bewerber - unwahrscheinlicher geworden. Auch deshalb, weil von diesen drei Bewerbern nur zwei eine reale Chance haben, das Rennen zu gewinnen. Tulsi Gabbard, die dritte, wird von manchen Medien sogar ganz vergessen (oder unterschlagen). Das führt dann zu Situationen wie der, dass ein Kommentator im deutschen Spiegel beklagt, nun stünden keine Nichtweißen und keine Frauen mehr zur Auswahl.
Aber auch in amerikanischen Medien wundert man sich, warum Tulsi Gabbard trotz ihrer niedrigen Umfragewerte und ihres bislang sehr begrenzten Erfolges - ein Delegierter in Amerikanisch-Samoa - noch nicht ausgestiegen ist. Der Grund könnte darin liegen, dass sie sich auf die Präsidentenwahl 2024 vorbereitet, indem sie Erfahrungen sammelt und ihre Bekanntheit steigert. Auch Donald Trump schaffte die Präsidentschaft nicht im ersten Anlauf - aber er konnte aus seinen 2000 gemachten Erfahrungen anscheinend lernen. Bernie Sanders, der 2016 ein scheinbar aussichtsloses Rennen gegen Hillary Clinton durchhielt, wird es 2020 womöglich ähnlich gehen.
Aber einerlei ob er oder Joseph Biden 2020 der Präsidentschaftskandidat der demokratischen Partei werden - dass sich einer der beiden gegen einen Amtsinhaber mit durchaus passablen volkswirtschaftlichen Vorzeigewerten durchsetzt, ist alles andere als sicher und wird sehr davon abhängen, was im nächsten halben Jahr noch an unerwarteten Ereignissen passiert oder nicht passiert. Gewinnt Donald Trump die Wahl im November, dann wäre Bernie Sanders bei der nächsten Abwahlgelegenheit 82 Jahre alt. Joseph Biden wäre dann fast 82 - aber Tulsi Gabbard erst 43.
Nächste wichtige Vorwahlen am 10. und 17. März
Aktuell verfügt Bernie Sanders über 551 verpflichtete Delegierte. Joseph Biden hat mit 627 76 mehr. Für eine absolute Mehrheit beim Nominierungsparteitag sind mindestens 1.991 erforderlich. Wer in den ausstehenden 37 Vorwahlen mehr einsammeln wird, ist offen. Auch deshalb, weil in vielen Umfragen dazu der Ausstieg der anderen Bewerber häufig noch nicht berücksichtigt ist. Eine Richtung wird sich möglicherweise am Dienstag den 10. März abzeichnen, wenn in Idaho, Michigan, Mississippi, Missouri, North Dakota und Washington gewählt wird. Das wichtigste unter diesen Rennen läuft in Michigan, wo 125 Delegierte vergeben werden.
Noch wichtiger werden am Dienstag den 17. März die Wahlen in Florida (219 Delegierte), Illinois (155 Delegierte), Ohio (136) Delegierte und Arizona (67 Delegierte). In den weiteren Vorwahlen könnten unter anderem New York mit 274 und Pennsylvania mit 186 Entscheidungspunkte markieren. In diesen beiden Bundesstaaten werden die Wähler am 28. April gefragt. Spätestens dürfte die Entscheidung am 2 Juni fallen, wenn man in New Jersey (126 Delegierte), New Mexico (36 Delegierte), dem District of Columbia (20 Delegierte), Montana (19 Delegierte) und South Dakota (16 Delegierte) abstimmt. Die sieben Delegierten von den Amerikanischen Jungferninseln (vgl. Nach Grönland-Absage: Diplomatische Verstimmung zwischen USA und Dänemark), die am 6 Juni noch nachfolgen, werden wegen der Delegiertenstimmen für die ausgeschiedenen Kandidaten kaum mehr wahlentscheidend sein.
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