USA baut in syrischen Kurdengebieten Stützpunkte aus
Die Stützpunkte dienen der Offensive auf Raqqa, die die USA zusammen mit den SDF-Milizen ohne die Türken und unabhängig von den Russen ausführen wollen
Als die USA den syrischen Kurden Ende 2014 in Kobane beigesprungen sind, um den bislang von der Türkei an der Grenze geduldeten Islamischen Staat aus der Stadt und dem Gebiet zu vertreiben, bestand bereits die Absicht, die YPG als Bodentruppen zu nutzen. Der Versuch, eigene Milizen aus dem schwindenden Pool der "gemäßigten Kämpfer" in der Türkei auszubilden, war kläglich gescheitert. 500 Millionen US-Dollar wurden in den Sand gesetzt. Die wenigen, die schnell ausgebildet und mit Waffen ausgerüstet wurden, liefen schon an der Grenze zu Al-Qaida und anderen islamistischen Gruppen über (Vom Pentagon ausgebildete syrische Kämpfer übergeben ihre Waffen an al-Nusra).
Ende 2015 gründeten sich die SDF auf Initiative Washingtons, ein Zusammenschluss der kurdischen Kämpfer mit einigen arabischen Stämmen und Gruppen, vornehmlich um die Unterstützung der Kurden trotz der Einsprüche der Türkei unter dem Deckmantel einer multiethnischen Koalition fortsetzen zu können (Die "Syrisch-Demokratischen Streitkräfte" sind bislang ein Papiertiger). Die Türkei hatte zuvor die YPG als Terrorgruppe eingestuft. Zudem wurden erste Spezialkräfte Ende Oktober 2015 nach Syrien entsendet, um die SDF zu beraten und den kurdischen Milizen beiseite zu stehen.
Neben der Unterstützung durch Luftangriffe und Waffenlieferungen bauten die Amerikaner bei Kobane auch einen Flugplatz aus, zudem soll eine Landebahn auch im von der SDF kontrollierten Rmeilan bei Hasaka eingerichtet worden sein. Beide Flugplätze sollen benutzt worden sein, um die SDF mit Waffen und Munition zu versorgen. Damit wurde der Vormarsch auf Manbij ermöglicht, der dann allerdings abgebrochen wurde, weil die Türkei zu Recht fürchtete, dass die SDF den Korridor über al-Bab bis zu Afrin schließen wollten, und mit eigenen Truppen und angeschlossenen Milizen nach Syrien einmarschierte.
Der Luftwaffenstützpunkt in Sabit, 35 km von Kobane entfernt, wurde zur Vorbereitung der Offensive auf Raqqa weiter ausgebaut. Vermutlich wurden von hier auch unlängst die SDF-Kämpfer mit Artillerie- und Kampfflugzeugunterstützung mit US-Kampfhubschraubern zum Tabqa-Staudamm geflogen und dort abgesetzt (US-unterstützte Offensive auf Raqqa riskiert humanitäre Katastrophe). Nach Leutnant John Thomas, einem Sprecher des CentCom bietet der Flugplatz den US-Truppen eine zusätzliche Möglichkeit zu den türkischen Stützpunkten Incirlik and Diyarbakir für den Einsatz von Flugzeugen. Mit derselben Strategie war der Militärflugplatz Qayyarah am Fluss Tigris bei Mosul vor Beginn der eigentlichen Offensive eingenommen und von den US-Truppen ausgebaut worden.
Bislang war die Nutzung noch beschränkt, jetzt wurde die Start- und Landebahn verbessert und von 1100 auf 1700 Meter vergrößert, so dass sie nun für Flugzeuge aller Größen tauglich ist - was die USA unabhängiger von der Türkei macht. Nach Berichten wurden auf den umliegenden Hügeln Radarstationen aufgebaut. Bewacht wird der Stützpunkt nun nicht mehr von SDF-Kämpfern, sondern von US-Soldaten, da dort mittlerweile genügend stationiert seien.
Nach Berichten wollen die Amerikaner jetzt auch beim Tabqa-Damm einen Landeplatz einrichten. Die Soldaten der 621st Contingency Response Group, die den Kobane-Flugplatz ausgebaut haben, werden nicht in das Kontingent der 503 Soldaten eingerechnet, die offiziell in Syrien eingesetzt sind, da sie weniger als 120 Tage vor Ort sind. Die Truppe besteht aus 1500 Soldaten. Allerdings sind auch Spezialeinheiten in Syrien, die im verdeckten Einsatz sind und ebenfalls nicht mitgezählt werden. Stars & Stripes schreibt, das Pentagon überlege, ob die Beschränkung für den Einsatz von Truppen nicht aufgehoben werden sollte. Das hätte dann auch die Folge, dass die Zahl der US-Soldaten in Syrien genauer aufgelistet werden könnte.