USA will Waffenlieferungen nach Jordanien beschleunigen
König Abdullah beschwört unerbittliche Rache an IS-Milizen; die Bevölkerung ist nicht so sehr auf Einheitslinie, wie er sich das wünscht
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind bis auf Weiteres ausgestiegen: Sie beteiligen sich seit dem Absturz des jordanischen Piloten am 24. Dezember 2014 nicht mehr an Luftangriffen auf IS-Ziele. Die Entscheidung wurde erst gestern bekannt, nachdem die Weltöffentlichkeit vom grausamen Mord an den gefangenen Piloten erfahren hatte.
Die Regierung der VAE wirft den USA vor, keine Vorbereitung zu Rettungsaktionen im Falle von notgelandeten Piloten getroffen zu haben. Man werde sich erst wieder an den Flugangriffen beteiligen, wenn die USA für geignete Mittel zu search-and-rescue-Aktionen sorge, so die Forderung, die der Zeitungsbericht aus Gesprächen wiedergibt, die schon mindestens eine Woche zurückliegen. Zwischen Vertretern der beiden Anti-IS-Partner soll es demnach zu Streit gekommen sein. Die gestrige Nachricht vom Verbrennen des Piloten wird die Führung der Vereinigten Emtraten in ihren Forderungen bestätigt haben.
Wie wichtig es für die USA ist, die Anti-IS-Koaltion zusammenzuhalten, demonstriert sie im Fall Jordaniens. Die erste Reaktion auf die Ermordung des Piloten war die Aufstockung der jährlichen Finanzhilfe von 660 Millionen Dollar, die jeweils in den letzten 5 Jahren bezahlt wurden, auf 1 Milliarde für jeweils die nächsten drei Jahre.
Danach plädierten Falken, wie zum Beispiel der designierte neue Verteidigungsminister Ashton Carter, der sich u.a. für Waffenlieferungen an die ukrainische Armee stark macht, wie auch John McCain vor dem Senatsausschuss für die Streiftkräfte für eine Beschleunigung der Waffenhilfe an Jordanien - gestützt auf Forderungen bzw. Klagen, die ihnen angeblich der jordanische König Abdullah übermittelte.
König Abdullah braucht Geld. Jordanien lebt substantiell von Zahlungen aus Saudi-Arabien und den USA. Und der König posiert gerne als Militärführer und nach dem IS-Schlag bläst er nun die große Kriegsposaune: Unerbittlich würden seine Streitkräfte fortan die IS-Milizen angreifen, in ihrem Zuhause. Die US-Führung dürfte das gerne hören, denn die Unterstützung Jordaniens ist zentral, auch was die CIA-Programme angeht, die dort seit Jahren an einer Kampftruppe gegen Baschar-al-Assad arbeiten.
Allerdings zeigen sich in Jordanien auch Risse, wie Beobachter ausführen. Man nahm es der Führung übel, dass die Öffentlichkeit erst über Medien erfuhr, dass Jordanien bei der Anti-IS-Koaltion mitmacht. Das Parlament wurde gar nicht dazu befragt.
In der Heimatsstadt des ermordeten Piloten gab es Proteste auch gegen die Regierung. Der Ärger könnte auch unvorhersehbare Wendungen nehmen, so der in Amman gebürtige Journalist Ala’ Alrababa’h.
Die wirtschaftliche Krise, die nun mit niedrigen Ölpreisen einhergeht, setze dem Land zu, das sehr viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat. Dazu komme, das viele Jordanier, die in Saudi-Arabien arbeiten, nun um ihren Job fürchten müssen, damit könnte die soziale Unzufriedenheit einen Kipppunkt erreichen, bestätigt der französische Experte, Fabrice Balanche. Die Gesellschaft sei gespalten und der IS könnte dies ausnützen.
Ob salafistische und dschihadistische Gruppen in Jordanien stark genug sind, um einen solchen Keil in eine Gesellschaft zu treiben, die sehr stark von Stämmen dominiert wird, wird in Beobachterkreisen bislang als wenig wahrscheinlich angesehen.