Nach Waffendeals mit Russland und Ukraine: Rheinmetall als Werbepartner in der Kritik
Der Rüstungskonzern machte auch Geschäfte mit Türkei und Saudi-Arabien. Studie militärkritischer Gruppen zeigt verändertes Bild in der Öffentlichkeit.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist umtriebig. In der Vergangenheit geriet er immer wieder wegen Waffenlieferungen an Staaten ohne demokratische Strukturen in die Kritik und trat zugleich als Sponsor der renommierten Münchner Sicherheitskonferenz auf.
Als nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 Deutschland und andere Nato-Staaten Aufrüstungsprogramme beschlossen, schnellten die Rheinmetall-Aktien in die Höhe.
Ein Jahr später stieg der Konzern in den Deutschen Aktienindex (DAX) auf. In der Ukraine selbst ist er inzwischen an einem Panzer-Reparaturbetrieb beteiligt und lieferte dem Land mehrfach neuwertige Panzer.
Dauer der Russland-Geschäfte von Rheinmetall unklar
Einige Jahre zuvor hatte Rheinmetall allerdings auch Geschäftsbeziehungen zu Russland – und vom dortigen Militär unter anderem den Auftrag für ein ganzes Gefechtsübungszentrum erhalten. Als 2014 die damalige Bundesregierung ihre Genehmigung dafür widerrief, verlangte der Konzern eine Entschädigung in Höhe von mindestens 120 Millionen Euro.
Lesen Sie auch:
Rheinmetall sponsert BVB: Brüder im Geist
FDP-Vorwahlkampf: Mit Taurus, Brecht und Stahlgewitter über die Fünf-Prozent-Hürde?
Rheinmetall und die Ukraine: Gemeinsam gegen die Munitionskrise
Rheinmetall-Aktie im Höhenflug: Dieser Kriegsgewinner steht schon fest
Leopard-Nachfolger MGCS vor dem Aus: Scheitern noch weitere Rüstungsprojekte?
In dem mehrjährigen Streit zeigte sich Rheinmetall nach rund eineinhalb Jahren Ukraine-Krieg erstmals "kompromissbereit", wie der NDR im Oktober 2023 berichtete.
Im Sommer 2023 war der Vorwurf laut geworden, Rheinmetall habe auch nach dem Anschluss der Krim 2014 Deals mit russischen Waffenschmieden eingefädelt. Rund ein Jahr später wurde Russland allerdings ein misslungenes Attentat auf Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger zugeschrieben – als Motiv galten die Waffenlieferungen an die Ukraine.
Umgehung des Waffenexportverbots nach Saudi-Arabien
Weniger angesehen als die aktuelle Unterstützung des angegriffenen Landes sind aber auch die Geschäfte des Rüstungskonzerns mit der Türkei und indirekt mit Saudi-Arabien.
Mit Hilfe von Tochterfirmen umging Rheinmetall im Fall der Golf-Monarchie ein 2018 verhängtes Waffenexportverbot.
BVB-Sponsoring als Image-Booster des Rüstungsriesen
Militärkritische Initiativen werfen dem Unternehmen vor, an Geschäften mit Despoten festzuhalten und kritisieren, dass dafür in Sportstadien geworben wird – denn seit Mai dieses Jahres tritt Rheinmetall als Sponsor des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund (BVB) auf.
"Rheinmetall ist auf die öffentliche Bühne gekommen, um zu bleiben", lautet das Fazit einer heute veröffentlichten Studie über die Präsenz des Rüstungskonzerns in der öffentlichen Wahrnehmung. Herausgegeben wurde sie von der "Informationsstelle Militarisierung", der "Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen" (DFG-VK) und dem "Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre".
Studie problematisiert Normalisierung von Waffendeals
Sie wollen damit aufzeigen, "wie die Werbung im Stadion zu einer gesellschaftlichen Normalisierung von Waffengeschäften führen soll".
Die Sponsoring-Partnerschaft mit Borussia Dortmund sei dafür ein wichtiger Baustein: "Rheinmetall versucht die BVB-Fans für sich zu gewinnen, damit diese die Geschäfte des Düsseldorfer Konzerns nachhaltig befürworten", erklärte dazu Studienautor Jonas Uphoff von der "Informationsstelle Militarisierung.
Rheinmetall gehe es um "Akzeptanz und Normalisierung seitens der Mehrheitsgesellschaft", nachdem der Konzern "früher für Rüstungsexporte in Krisengebiete scharf kritisiert wurde", so Uphoff.
Veränderte Rheinmetall-Berichterstattung großer Medien
Ausgewertet hat er unter anderem die Berichterstattung großer Medien über Rheinmetall in den vier Jahren vor dem russischen Großangriff auf die Ukraine und danach – davor sei deutlich kritischer berichtet worden, heißt es in der Studie.
Im Fokus der Berichterstattung stand vor allem eine kritische Debatte um Rüstungsexporte, in denen die Waffenlieferungen und Kooperationen des Konzerns vor allem in Bezug auf die Türkei und Saudi-Arabien problematisiert wurden.
Die Vorwürfe reichten hier vom Hinwegsetzen über deutsche Exportbestimmungen durch das Ausnutzen sogenannter "Schlupflöcher", in dem über Tochterfirmen trotzdem weiter in diese Drittstaaten exportiert wurde, bis hin zur Mitschuld an Kriegsverbrechen im Jemen und Nordsyrien.
Aus der Studie "Rheinmetall in der Zeitenwende – wie ein Rüstungskonzern gesellschaftlich normalisiert wird und Borussia Dortmund dazu beiträgt"
"Als BVB-Fan finde ich es besonders bitter, dass Borussia Mönchengladbach mehr Moral besitzt und einen Werbedeal mit Rheinmetall ausgeschlagen hat", so der politische Geschäftsführer der DFG-VK, Michael Schulze von Glaßer. "Der BVB-Vorstand verstößt mit dem Geschäft gegen den Grundwertekodex des Vereins, in dem sich klar gegen Gewalt ausgesprochen wird", betont Schulze von Glaßer.
Unterdessen hat der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre für die anstehende Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA einen Antrag gegen den Werbedeal gestellt.