Überraschung: Döpfner ist FDP-Fan, verachtet Ossis und nimmt Klimakrise nicht ernst
Seite 2: Sozialismus pfui, Klimakrise hui
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All diese Äußerungen hat er laut einem Spiegel-Online-Bericht inzwischen verteidigt, bezeichnet sie aber zum Teil als "aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel". Er streite gern im Sinne der Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit – gerade auch mit den Chefredakteurinnen und Chefredakteuren des Verlags, meinte Döpfner.
Das gelte ausdrücklich auch für die mutmaßliche Einflussnahme in Hinblick auf die FDP: "Ich bin den Werten dieser Partei sehr nah. Aber unsere Journalistinnen und Journalisten lassen sich davon Gott sei Dank nicht beeinflussen."
Dass die Bild als auflagenstärkstes Medium des Springer-Verlags nicht unbedingt journalistische Ethik großschreibt, sondern auf populistische Meinungsmache im Sinne des Eigentümerblocks und der Großkonzerne setzt, ist ein offenes Geheimnis. Die Sängerin Judith Holofernes befand schon vor Jahren:
Die Bild-Zeitung ist ein gefährliches politisches Instrument– nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.
Judith Holofernes 2011 in einer Absage an eine Werbeagentur, die sie für eine Bild-Kampagne einspannen wollte.
Feindbild "Sozialismus"
Mit dem Berliner Mietendeckel sei "der Sozialismus" zum zweiten Mal gescheitert, frohlockte die Bild vor zwei Jahren. In diesem Fall hatte das Bundesverfassungsgericht mal ein Urteil gefällt, das der Redaktion in den Kram passte – im Gegensatz zum Klima-Urteil, auf das sich verschiedene Gruppen bei Aktionen des zivilen Ungehorsams berufen. Dieses Urteil zählt in der Berichterstattung von Bild, Welt und BZ kaum – da wird lieber das Feindbild von den "Klima-Chaoten" geschürt, als sich inhaltlich mit dem Anliegen zu befassen und die Methoden gegebenenfalls sachlich zu kritisieren.
Das einfache Volk soll also gefälligst "marktgerecht" hohe Mieten zahlen, aber Angst vor teurem Klimaschutz und nervigen Straßenblockaden haben. Da interessiert auch nicht, dass die als "Klima-Chaoten" geschmähten Protestgruppen gerade keine Teuerungen für Normal- und Geringverdienende fordern, sondern eher soziale Klimaschutzmaßnahmen wie ein dauerhaftes Neun-Euro-Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr und ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung.
Klimakatastrophe? Ja, bitte!
Intern soll Döpfner geäußert haben: "Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte. Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen."
Das ist natürlich starker Tobak angesichts der Warnungen des Weltklimarats gerade in Bezug auf arme Länder, die besonders hart getroffen werden und gar nicht die Mittel dazu haben. Aber natürlich ist das die Denkweise eines Menschen, dessen Verlag sich angesichts der Katastrophe für populistische Hetze gegen die Klimabewegung entschieden hat. Was denn sonst?
Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass der Springer-Verlag Politik macht. Die Welt ist auf ein gebildeteres Publikum zugeschnitten, tönt aber regelmäßig wie ein PR-Journal der deutschen Autoindustrie, die nach Kräften versucht, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Autos müssen laut WeltN24-Chef Ulf Poschardt sogar eine Seele haben, die er bei E-Autos nicht erkennen kann. Derartige Schwurbeleien äußert er nicht nur intern, sondern öffentlich.
Natürlich hat dann auch ein Verkehrsminister mit FDP-Parteibuch, der sich nach Kräften gegen ein Verbrenner-Verbot ab 2035 stemmt, seine Sympathie. Das fällt natürlich unter Meinungsfreiheit. Das strukturelle Problem ist nur die politische Macht der Konzernmedien. Aber Konzerne haben eben im Kapitalismus Macht. Und der Axel-Springer-Verlag sieht seine Aufgabe offensichtlich darin, dass dies so bleibt.