Ukraine-Krieg: Russland beginnt Großoffensive im Raum Donezk

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In Awdijiwka befinden sich schon jetzt in einer für die ukrainischen Verteidiger katastrophal ungünstigen Lage, da nur eine einzige befestigte Straße verblieben ist, um die Festung mit Nachschub zu versorgen. Diese Straße ist durch russische Drohnen und die Schlackehalde jederzeit gut einzusehen.

Die Schlammperiode arbeitet dramatisch gegen die Verteidiger der Festung, da es fast unmöglich ist, schwere Fahrzeuge über unbefestigte Straßen und Wege fahren zu lassen.

Es geht augenscheinlich um Angriffsoperationen unter Zuhilfenahme eines Materialeinsatzes, den man seit Beginn des Ukraine-Krieges nicht gesehen hat. Entgegen dem Eindruck, den etablierte Medien vermitteln, hat Russland nach dem gescheiterten Beginn der Intervention seine Panzerfahrzeuge nur vorsichtig und in vergleichsweise geringer Anzahl eingesetzt.

Jetzt sind Panzerkolonnen mit Dutzenden Fahrzeugen zu sehen, wie seit den ersten Tagen des Ukraine-Krieges nicht mehr beobachtet wurden.

Die Ukraine dürfte Schwierigkeiten haben, Reserven nach Awdijiwka zu bringen. Zum einen hat die Ukraine keine strategischen Reserven mehr, sie müssen also an anderen Frontabschnitten abgezogen werden. Dort finden allerdings auch russische Offensivoperationen statt.

Zum anderen ist vor allem durch die totale russische Luftüberlegenheit eine Konzentration von ukrainischen Truppen äußerst schwierig – das war ein entscheidender Faktor, um bei der gescheiterten Frühlingsoffensive zuletzt nur noch mit ungepanzerten Infanterie-Kleingruppen anzugreifen.

FAB-Bomben

Durch allgegenwärtige Aufklärungs-Drohnen auf beiden Seiten gibt es ein gläsernes Schlachtfeld – die russische Luftwaffe kann so besonders effektiv FAB-Bomben mit Gleitrüstsatz einsetzen.

FABs sind alte Fliegerbomben, die mit einem günstig und schnell herzustellenden Avionik-Modul zu Gleitbomben umgerüstet werden. Diese sind fast nicht abzufangen und haben mit bis zu 1.500 kg Gesamtgewicht eine verheerende Wirkung – Russland hat wahrscheinlich einen sehr großen Vorrat dieser alten Freifallbomben und setzt sie jetzt, mit Gleitrüstsatz modifiziert, intensiv in Adwijiwka ein.

Noch ist nicht klar, wie Russland es schaffen konnte, unbeachtet eine derartig große Anzahl gepanzerter Fahrzeuge um Adwijiwka bereitzustellen. Hier kann nur vermutet werden, dass dem russischen Militär eine Just-in-Time-Zuführung der schweren Fahrzeuge mit hoher Marschgeschwindigkeit von weit entfernten Bereitstellungsräumen gelang.

Die Munition betreffend scheint die Armee aus dem Vollen schöpfen zu können, vielleicht machen sich hier schon die Artillerielieferungen aus Nordkorea bemerkbar.

In der Überzahl

Wichtig zudem ist zu wissen, dass die russischen Truppen, außer an einem Frontabschnitt bei Bachmut, überall über die ganze Länge der Kontaktlinie in der nummerischen Überzahl sind, sie haben nicht nur einen Vorteil an der Menge von Waffen, sondern auch an Soldaten.

Während die ukrainische Führung verzweifelt und bisweilen unter Gewaltanwendung Kranke, Alte und Unwillige an die Front zerren lässt, handelt es sich bei russischen Soldaten, die jetzt in die Kämpfen involviert sind, überwiegend um freiwillige Zeitsoldaten, die für russische Verhältnisse sehr gut bezahlt werden.

Zusätzlich hat Russland anscheinend über die vergangenen Monate hinweg seine Soldaten rotiert und etwa vom Süden in den Norden verlegt. Im Süden war die russische Armee in der Verteidigung, während man im Norden schon seit Monaten begrenzte Offensivaktionen durchgeführt hat.

Russland dürfte mit dieser Rotationsmethode nun über die zahlenmäßig kampferfahrendste Armee der Welt verfügen, die sowohl in der Defensive als auch in der Offensive unter realen Bedingungen trainiert wurde.

Die hier zusammengestellten Informationen speisen sich aus folgenden OSINT-Quellen: Weeb Union, Military Summary Channel, Suriyakmap, Deepstatemap, Remilind23, Red Fish Bubble 2.1 (geschlossene Gruppe).