Ukraine: Ungleichgewicht im Drohnenkrieg?

Seite 2: Iranische Drohnen sind Kopien mit Fehlern

Über die technischen Eigenschaften iranischer Drohnen ist weniger bekannt als über die türkischen. Insbesondere fehlt ihnen noch die aktive Einsatzerfahrung im Kriegsgebiet.

Viele Experten sind überzeugt, dass aufgrund der Tatsache, dass der Iran seit 40 Jahren unter Sanktionen steht, seine Drohnen großteils Kopien ausländischer Modelle sind. Der Iran selbst verfügte 2019 laut dem Military Drone Research Center des Bard College über 179 Drohnen unterschiedlicher Klassen.

Mohajer-6, das Erste der nach Russland gelieferten Modelle, gehört dabei zu den mittleren und schweren Drohnen und wird erst seit 2018 produziert. Shahed-129, die ebenfalls in der Ukraine eingesetzt werden soll, ist dagegen eine ältere Entwicklung von 2012 und eine Kopie der israelischen Drohne Hermes 450, von der ein Modell in die Hände iranischer Ingenieure gelangt war.

Shahed-191 schließlich ist eine kleinere Version der US-amerikanischen Drohne RQ-170 Sentinel. Hier konnten die Iraner ein Modell 2011 an der Grenze zu Afghanistan abfangen.

Laut geleakten Informationen sind die russischen Spezialisten beim ersten Test der iranischen Drohnen auf zahlreiche Fehler gestoßen. Wohl auch deswegen wurden bisher noch gar keine Drohnen iranischer Bauarten auf dem Territorium der Ukraine gesichtet. So erscheint eine kurzfristige, spürbare Hilfe für die russische Armee bei den aktuellen ukrainischen Gegenoffensiven bei Charkow und Cherson durch iranische Drohnen unwahrscheinlich, wenn nicht ausgeschlossen.

Die Lieferung von "Millionen von Artilleriegeschossen" durch Nordkorea, die das Pentagon am 5. September bekannt gab, ist nach US-Meinung ebenfalls ein Zeichen dafür, dass die Sanktionen Moskaus Lieferketten massiv eingeschränkt haben und man deswegen gezwungen war, sich an Nordkorea zu wenden. Es ist zweifelhaft, ob nordkoreanische Munition entscheidend den Kriegsverlauf beeinflusst. Jüngste Erfolgsmeldungen der Ukrainer bei ihren Offensiven scheinen das zu bestätigen.

Ruslan Suleimanov war bis Februar 2022 leitender Nahost-Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur Tass in Kairo und kündigte seine Beschäftigung aus Protest gegen die Ukraineinvasion Russlands. Er arbeitet heute als TV-Journalist in der Türkei und Aserbaidschan.