Uncle Sam's Junk: Heroin, Taliban, Pakistan

The WTC Conspiracy XIV

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"German's to the front!" - dieser Befehl eines alliierten Generals erschallte letztmals im Sommer 1900, als ein deutsches Kontingent die britischen Truppen gegen den "Boxeraufstand" unterstützte, mit dem sich die Chinesen gegen die Besatzung der Kolonialmächte auflehnten. Vor den ausrückenden Truppen hielt Kaiser Wilhelm seine berüchtigte "Hunnen-Rede": ‚Kommt Ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.' Von derlei martialischem Sound sind wir 100 Jahre später nun nicht mehr allzu weit entfernt. Eine lancierte Geheimdienstmeldung dürfte ausreichen - wie damals die Falschmeldung an den Kaiser, am Tag zuvor seien alle deutschen Botschaftsangehörigen in China ermordet worden - und die "Hunnen" sind wieder da. Wie damals geht es im Hintergrund des "Zivilisationskriegs" freilich um eher unzivilisierte, konspirative Geschäfte und wie in China steht auch in Afghanistan dabei ein ganz besonderes Produkt im heimlichen Mittelpunkt: Opium.

"Es ist eine Forderung der Natur, daß der Mensch mitunter betäubt werde ohne zu schlafen" - auch wenn man Goethes Erkenntnis als frühes Plädoyer eines natürlichen Recht auf Rausch auslegen kann, spielten die Deutschen im Betäubungsmittelgeschäft der Kolonialmächte keine große Rolle -, in China hinterließen sie nur ihr bis heute berühmtes "Tsingtau-Bier" und heimsten sich trotz Kaiser Wilhelms spontanen Hunnenausfalls dort keinen Ruf als Barbaren ein.

Anders die Engländer, die Ende des 17. Jahrhunderts ihren Handel mit China begannen, deren Handelswaren wie Wolle und Eisen dort aber kaum gefragt waren. Um die begehrten chinesischen Seidenstoffe, Tess und Gewürze nicht in Silber zahlen zu müssen, beginnt die Britische Ostinidien Gesellschaft aus ihrer frisch eroberten Provinz Bengalen Opium nach China zu exportieren. Sie lässt sich dabei auch von einem kaiserlichen Import- und Rauchverbot, das 1729 ergeht, nicht abhalten und liefert 200 Kisten (13 Tonnen), 1767 ist es schon fünfmal soviel, 1820 werden 670 Tonnen 1838 schon 2680 Tonnen Opium nach China geliefert. Damit ist Opium nun das umsatzstärkste Produkt der damaligen Weltwirtschaft. Und als der aufrechte chinesische Beamte Lin Tse-Hu 950 Tonnen des lukrativen Stoffs vernichten läßt, beginnt England den ersten Opiumkrieg. An dessen Ende hatte es Hongkong und weiter 5 chinesische Hafenstädte erobert und kurbelte das illegale Geschäft so weiter an,. 1880 werden gigantische 7000 Tonnen aus Indien nach China geschifft, mindestens 10 Millionen Chinesen sind nunmehr opiumsüchtig. Zum Vergleich: hundert Jahre später, in den 1980ern, wurden für den medizinischen Weltverbrauch jährlich ca. 1700 Tonnen Opium gewonnen. 1999 produzierten afghanische Farmer CIA-geschätzte 1670 Tonnen, ca 80% des (illegalen) Weltverbrauchs. Das Geld für den Aufstieg der englischen Schäfer- und Fischerinsel zur Weltmacht des britischen Empire kam im wesentlichen aus diesem schmutzigen Hinterhofgeschäft der ehrenwerten "East India Company" - und als die Chinesen derlei Zivilisationsleistungen des Westens endgültig überdrüssig wurden, trat für die Deutschen der "Bündnisfall" ein und sie wurden, wenn auch nur für ein kleines Scharmützel, an die Front zitiert.

Dass jetzt ausgerechnet Tony Blair auf die Taliban als "die größten Heroinproduzenten der Welt" hinweist und für die Germans erneut der Bündnisfall eingetreten ist, entbehrt insofern nicht eines gewissen "deja vu" - zumal wenn man sich anschaut, wie das Opium- und Heroingeschäft in der pakistanisch-afghanischen Region organisiert ist. Als die Pioniere des psychedelischen Großhandels, die kalifornische "Brotherhood of Eternal Love", in den 60ern für erste internationale Nachfrage nach den lokalen Hanf-und Mohnprodukten sorgten, zahlten sie 5-10 $ für ein Kilogramm Haschisch und 50-100 $ für ein Kilo Opium. Die Wiederentdeckung dieser Substanzen in der westlichen Kultur und die verschärften Prohibitions- und Kontrollmaßnahmen sorgten dafür, dass sich diese landwirtschaftlichen Produkte in den folgenden zwei Jahrzehnten im Preis mehr als verhundertfachten. Heroin jedoch spielte in der Region keine Rolle, was sich mit dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 aber ziemlich abrupt änderte. Entlang der Grenze wurden unter Supervision der CIA vom pakistanischen Militärgeheimdienst ISI Heroin-Labors angelegt. Professor Alfred McCoy, Autor des monumentalen Standardwerks "The Politics of Heroin - CIA-Complicity in the global drug trade, Chicago 1991, schreibt dazu 1997:

"Diesen Heroin-Handel kontrollierten CIA-Mitarbeiter. Bei ihrem Vorrücken auf afghanisches Territorium forderte die Mujaheddin die Landwirte auf, Mohn als Revolutions-Steuer anzubauen. Entlang der Grenze in Pakistan operierten unter dem Schutz des pakistanischen Geheimdiensts hunderte Heroin-Labors. In dieser Dekade des völlig offenen Drogenhandels unternahm die US-Drug Inforcement Agency (DEA) in Islamabad nichts, keine Beschlagnahmungen oder Verhaftungen - die Regierung hatte untersagt, den Heroinhandel zu verfolgen und den Krieg gegen Drogen dem gegen die Sowjetunion untergeordnet.1995 gab der frühere CIA-Direktor der afghanischen Operation, Charles Cogan, zu, dass die CIA den Drogenkrieg tasächlich dem Kalten Krieg geopfert hatte: "Unser Hauptziel war, den Sowjets soviel Schaden wie möglich zuzufügen. Wir hatten nicht die Möglichkeiten, auch noch den Drogenhandel zu verfolgen. Ich denke, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen. Jede Situation hat unerwünschte Nebeneffekte, einen Fallout ... ja, es gab einen Fallout an Drogen. Aber das Hauptziel haben wir erreicht: die Sowjets verließen Afghanistan."

Der "Fallout" resultierte nicht nur in einem Wachstum von Null auf ca. 1,5 Millionen pakistanische Heroinabhängige, sondern auch in einer weltweiten Heroinschwemme in den 80er Jahren - und in einer bis heute anhalten "Heroinisierung" der pakistanischen Wirtschaft. Nach aktuellen Schätzungen der indischen Regierung war das Heroingeschäft Pakistans mit einem Volumen von 11 Mrd. Dollar im Jahr 1999 30% größer als der gesamte Staatshaushalt, der ohne diese Schattenfinanzierung nach 10 Jahren Rezession längst kollabiert wäre. Dass der "Kollateralschaden" Heroin nach dem Sieg im Kalten Krieg in Pakistan genausowenig gestoppt wurde wie die Ausbildung von Assassinen in Terrorlagern, hatte mit ihrer fortgesetzen Nützlichkeit zu tun: die Heiligen Krieger wurden noch für die Destabilisierung der GUS in Tschetschenien und anderswo gebraucht und die Heroin-Dollars zur Begleichung der pakistanischen Waffenkäufe (in den 90ern über 30 Mrd. $).

Erst als den CIA-Oberen ihre Kreation Bin Ladin 1998 langsam wirklich ungemütlich wurde, drängten sie die Pakistanis ernsthaft, die Heroin-Produktion herunterzufahren - was diese brav taten und sie auf Taliban-Gebiet verlegten, während die Labors weiter unter pakistanischer Kontrolle stehen. Seitdem ist der Anbau in Afghanistan schwunghaft gestiegen und war für die Taliban die einzige Einnahmequelle, bis sie sich auf Drängen der USA auf einen Anbaustop einließen. Als ihr Botschafter im Mai 2001 in Islamabad mit den Amerikanern über Entschädigungszahlungen für die Farmer verhandelte und ziemlich exakt die 12 Milliarden, die das Heroingeschäft per anno abwirft, "für das afghanische Volk" forderte, wurden ihm zuerst 1,5 Millionen angeboten und dann 43 Mio. $ zugesagt und überwiesen. So hoch sollen nach pakistanischen Schätzungen die Einnahmen der Taliban aus dem Roh-Opiumhandel im Vorjahr gewesen sein.

Das eigentliche Geschäft wird freilich in den von CIA und ISI kontrollierten Labors entlang der Grenze und in der Distribution gemacht. Für 10 Kilo Opium - aus denen ca. 1 Kilo Heroin gewonnen werden - erhält der afghanische Bauer nur 300 $. Das Kilo Heroin kostet "ab Werk" dann schon 10.000 $ und bis es dann, zigfach gestreckt und gepanscht, in 1-Gramm-Tütchen bei Endkunden in Europa oder USA landet, sind daraus 100.000 $ geworden. Wegen der Kriegsgefahr, so melden die Agenturen, werden gerade hektisch die Lagerbestände vermarktet - mit noch mehr Heroin-Toten im Westen ist wegen Überangebot, Preisverfall und der Gefahr von Überdosierungen aufgrund plötzlich sehr viel reinerer Qualität alsbald zu rechnen.

In seinem allerletzten Interview, das der von zwei Selbstmord-Interviewern wenige Tage später ermordete Chef der Nordallianz, Massud, zwei Reportern des Pariser "Figaro" und des "Rolling Stone" (Heft 10/2001) gab, erfahren wir dazu:

"Die Taliban haben ausreichend Vorräte, um noch zwei oder drei Jahre weiter zu exportieren. Es waren im Übrigen die großen Drogenhändler, die den Produktionsstop veranlassten, nicht Mullah Omar. Sie wollen dass die Preise steigen. (...) Die Taliban kassieren 10% Landwirtschaftssteuer für die Opiumfelder ein. Dann kassieren sie eine Fabrikationssteuer: 180 $ pro Kilopaket, das offiziell abgestempelt wird. Dann folgen Verkaufssteuer und schließlich noch eine Transportsteuer, wenn die Ware mit dem Flugzeug erst nach Kabul und dann nach Kunduz gefolgen wird. Ohne Stempel und Deklarationen der Taliban passiert kein Paket die Grenze."

Wie in einer Nußschale haben wir hier die beiden Monster der Neuzeit - "Terrorismus" und "Drogen" - zusammen und können erkennen, dass es sich um zusammenhängende und hausgemachte Phänomene handelt. Die Junkies in aller Welt wurden in den vergangen 20 Jahren nicht nur dazu verheizt, eine korrupte Clique pakistanischer Noriegas zu finanzieren, sondern auch den Aufbau von Islamschulen (Taliban = Schüler des Islam) und die Züchtung Tausender gehirngewaschener Jihad-Krieger. Dies alles im höheren Sinne ihrer Regierung, den Sowjets "soviel Schaden wie möglich zuzufügen". Da kein demokratisches Parlament der Welt einer solchen geopolitischen Guerilla-Strategie öffentlich zustimmen, geschweige denn, sie finanzieren würde, braucht man dafür andere, diskrete Einnahmequellen. Eben deshalb stoßen die Drogenfahnder der DEA bei 75% alle großen Fälle, so Andreas von Bülow, ehemaliger Bundesforschungsminister und Verteidigungsstaatssekretär in seinem Buch über die kriminellen Machenschaften von CIA und BND, "auf die schützende Hand" der Geheimdienste ( "Im Namen des Staates", München 1999, sehr empfehlenswert!).

Als "Schmiermittel des Terrors" sind illegale Drogen mit ihren riesigen Gewinnspannen bis dato für die Undercover-Außenpolitik der USA unverzichtbar, und wir dürfen gespannt sein, wie sich die Lage jetzt entwickelt. Seit dem Militärputsch 1999 war Pakistan von neuen IWF-Krediten ausgeschlossen und konnte seine alten Kredite nur noch mit riesigen "privaten" Zuschüssen aus dem Heroinbusiness bedienen. Sollte es dem jetzt ernsthaft an den Kragen gehen, stünde der Staatsbankrott unmittelbar ins Haus, doch das werden die USA ihrem nunmehr wichtigsten Verbündeten nicht zumuten. Weil sie aber als größter globaler Schuldner selbst pleite sind und nicht mal locker per Marshall-Plan 12 Milliarden im Jahr spendieren können, müssen die "nützlichen Hurensöhne" der pakistanischen ISI ihr Heroin wohl erstmal weiter produzieren.

Bin Ladins standfeste Behauptung: "Weder ich noch meine Brüder haben jemals Geld von Amerika bekommen" ist natürlich wahr: CIA-Direktor Cogan ist nicht mit dem Cadillac in den Jihad-Lagern vorgefahren und hat das in den Heroin-Fabriken eingesammelte Geld persönlich bei Herrn Ladin vorbeigebracht. Auch die Taliban, die bei ihrer Eroberung des Landes kaum einen Schuß abgeben mußten, weil sie einen gegnerischen General und Clanchef nach dem anderen mit einem Geldkoffer zum Überlaufen brachten, hoben diese Beträge nicht mit einer "American Express"-Card ab - sie wurden ihnen in bar von ihren pakistanischen Führungsoffizieren zugesteckt.

Onkel Sam hat weder mit Drogen noch mit Terrorismus irgendetwas zu tun - im Gegenteil! Ganz so wie einst die ehrenwerte "East India Company" in London, die sich stets lautsstark gegen den menschenverachtenden Opiumhandel aussprach, vor allem wenn sie gerade einen Krieg begonnen hatte, um ihr Monopol darauf auszuweiten. Die anschließenden Friedenverträge garantierten dann nicht nur wachsende Drogenprofite, sondern auch andere Annehmlichkeiten der Zivilgesellschaft, wie ein prominenter zeitgenössischer Beobachter, Karl Marx, 1858 vermerkt:

"Ein weiterer großer Erfolg des englischen Überfalls ist in Artikel 51 enthalten, wonach "der Ausdruck Barbar auf die britische Regierung oder auf britische Untertanen in keinem von den chinesischen Behörden veröffentlichten offiziellen chinesischen Dokument angewandt werden darf".

Auf dass mir jetzt also ja niemand unsere geliebten Zivilisationsverteidiger aus Amerika und Britanien auch nur scheel ansieht! Und dass mir in keinem offiziellen Dokument auftaucht, dass sie die finstersten Drogenpusher auf Erden sind! Das steht nur hier, doch weil "conspiracy" drüber steht, ist es natürlich alles überhaupt nicht wahr.

Dazu siehe auch von Michel Chossudovsky in Telepolis : Osamagate. The main justification for waging this war has been totally fabricated.