Unter den neugierigen Augen von Schaufensterpuppen
Eine italienische Firma bietet Schaufensterpuppen mit versteckten Kameras an, um zu Marketingzwecken Daten von Kunden zu erhalten
Man ist schon kreativ, um den geheimen Wünschen möglicher Kunden auf die Schliche zu kommen und ihnen etwas andrehen zu können. Wie Bloomberg vor einigen Tagen berichtete werden Schaufensterpuppen offenbar zunehmend attraktiv, um Menschen heimlich zu beobachten, ohne eine auffällige Kamera in den Laden oder ins Schaufenster anbringen zu müssen.
Mindestens fünf Modeboutiquen sollen bereits Schaufensterpuppen der italienischen Firma Almax SpA einsetzen, um die Kunden zu beobachten und Informationen von ihnen zu erhalten. Die neugierigen Schaufensterpuppen mit dem Namen EyeSee kosten immerhin um die 4000 Euro und sollen, wie Almax anpreist, nicht nur die Ware ausstellen und das Interesse der Kunden wecken, sondern auch die Menschen beobachten, die ins Schaufenster schauen, um "wichtige Informationen" über deren Alter, Geschlecht, Ethnie und verbrachte Zeit zu erhalten.
Im Kopf der Schaufensterpuppe befindet sich eine Kamera. Dazu gibt es eine Software, die die Gesichter der Menschen analysiert oder erfasst, wie viele Menschen zu welchen Zeiten vorbeigehen. Versprochen wird, dass das hilfreich für die Entwicklung von Marketingstrategien sei, von Datenschutz ist natürlich nicht die Rede. Dafür wird davon gesprochen, dass die Überwachungsschaufensterpuppe besser als Überwachungskameras sei, weil die Menschen nicht vermuten, dass sie beobachtet werden, und weil die Kamera etwa auf derselben Höhe angebracht ist, wie die Köpfe der Menschen. Deswegen wurden auch schon Schaufensterpuppen in der Größe von Kindern eingesetzt, wenn diese als Kundschaft wichtig sind. In welchen Läden die Technik eingesetzt wird, verriet der Hersteller nicht, immerhin soll es in Läden in drei europäischen Ländern sein. Der Trick könnte sein, dass in Läden, die bereits Überwachungskameras installiert und entsprechende Hinweise gegeben haben, das zusätzliche heimliche Ausspähen rechtlich möglich sein könnte. Vermutlich werden hier aber die Grenzen des Erlaubten überschritten, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass die Käufer nicht genannt werden sollen.
Bei Almax will man nun den Belauschern auch noch Ohren geben, damit sie eventuelle Gespräche der Kunden aufnehmen und auswerten können. Zudem sollen die Läden bald ähnlich wie personalisierte Online-Geschäfte werden. Wenn man weiß, was die Menschen interessiert, kann man zwar nicht schnell neue Schaufensterpuppen mit der Ware heranfahren, aber man könnte auf Bildschirmen präsentieren, was den Kunden auch noch gefallen könnte.