V-Tech Rampage

Das Spiel zum Amoklauf an der Virginia Tech

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Eigentlich ist es nur ein recht primitives Ballerspiel mit arg verpixelten Figuren. Dennoch sorgt „V-Tech Rampage“ seit einigen Tagen nicht nur den USA für mächtigen Wirbel. Das Spiel basiert nämlich auf dem Amoklauf an der Virginia Tech, bei dem vor einem Monat 32 Menschen von dem Südkoreaner Seung-Hui Cho erschossen wurden. Und der Spieler schlüpft nun in die Rolle dieses Mörders, um zu rockiger Musik Jagd zu machen auf Emily Hilscher, dem ersten Opfer des realen Amoklaufs.

Am Anfang des Spiels sieht man den Killer, wie er vor einer Videokamera posiert und folgende Worte spricht:

The pawns are all in place, the time has come that I may finally send my message to all the world. Emily stayed overnight with her boyfriend Karl again last night. He'll be dropping her off at school as always. I just take care of Emily and the pigs will be busy with Karl, an avid gun collector, for the next few hours.

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Danach betritt die Spielfigur das Uni-Gelände mit zwei Pistolen in der Hand, um Emily zu suchen und zu erschießen. Und wer will, kann zwischendurch willkürlich noch andere Figuren virtuell töten. Versprochen werden: „3 Level of stealth and murder". Und zumindest das, dies ergab ein kurzer Test, hält das Spiel dann auch ein.

Entwickelt hat der Spiel der 21-jährige Australier Ryan Lambourn, der es anschließend auf seiner mittlerweile gesperrten Homepage und im Spielportal Newgrounds.com veröffentlicht hat. Damit hat der junge Mann sofort heftige und wütende Reaktionen ausgelöst. Newsgrounds wurde dabei aufgefordert, das Spiel von seiner Seite zu nehmen, was bisher allerdings nicht geschehen ist. Auf diese Proteste reagierte dann Lambourn auf äußerst zynische Weise. Auf seiner Homepage war zu lesen:

ATTENTION ANGRY PEOPLE:

I will take this game down from newgrounds if the donation amount reaches $1000 US, i'll take it down from here if it reaches $2000 US, and i will apologize if it reaches $3000 US.

Inzwischen hat er erklärt, dass diese Forderungen nur ein Scherz gewesen sei. Auch das Spiel selbst, sagte er in einem Interview, habe er nur entworfen, weil er es für lustig gehalten habe. Außerdem betonte er sein Mitgefühl für die Opfer des Amokläufers und deren Angehörige, aber auch seine Sympathie für den Täter.

Schon einmal lieferte ein realer Amoklauf die Idee für ein Spiel: „Super Columbine Massacre RPG“, das allerdings wurde erst sechs Jahre nach dem mörderischen Vorfall veröffentlicht. Da war Ryan Lambourn also wesentlich schneller, für seinen überflüssigen Tabubruch benötigte er ja lediglich nur einen Monat.