Vatikansynode: Homosexualität und Glorifizierung der Ehe
Die große Hilflosigkeit
Wer auf eine Revolution im Vatikan in Sachen Homosexualität gehofft hatte, wird bitter enttäuscht. Das Abschlussdokument der Synode intensiviert seine Glorifizierung der traditionellen Ehe. Schwulenfreundlich möchte man sich zeigen, indem man katholischen Familien, die unter einem schwulen Familienmitglied leiden, Hilfe anbietet. Das lässt Schlimmstes befürchten
Drei Wochen hat die Familiensynode in Rom getagt und herausgekommen ist ein Dokument mit 94 Abschnitten, die versuchen das gegenwärtige katholische Denken zum Themenfeld Familie, Ehe und Sexualität wiederzugeben. Gestern haben es die 270 Synodenväter verabschiedet.
Für all jene, die auf eine Öffnung der Kirche in den neuralgischen Punkten gehofft hatten, ist das Ergebnis eine große Enttäuschung. In Sachen Zweitehe, künstliche Empfängnisverhütung, Sex vor der Ehe, Onanie und Homosexualität bleibt die Kirche bei ihrer bisherigen Doktrin.
Lediglich eine Aufwertung der traditionellen Ehe und Familie haben die Konservativen erreicht. Während bislang der zölibatäre Stand des Priesters über dem der Eheleute stand, spricht die Synode jetzt auch von einer Berufung zur Ehe und stellt damit die Ehe zwischen Mann und Frau auf eine Stufe mit dem Priestertum. Ein Gedanke, der den ersten 1700 Jahren der katholischen Kirche völlig fremd war.
Diese Glorifizierung von traditioneller Ehe und Familie hat aber mit dazu beigetragen, dass es der Synode unmöglich war, in Sachen Homosexualität irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Noch während sich die deutschen Bischöfe in einer Relatio u.a. bei Homosexuellen für die Zurücksetzungen der Vergangenheit entschuldigten, arbeiteten sie an jenem Dokument mit, dass an der Lehre, die praktizierende Homosexuelle als Sünder einschätzt, keinen Deut verändert.
Kardinal Schönborn ließ in der Pressekonferenz am Samstag Abend wissen, die Unterschiede zwischen den einzelnen Bischöfen der Weltkirche bzw. den Synodenvätern seien so groß gewesen, das man sich zu einer gemeinsamen neuen Position nicht habe durchringen können.
Rätselhaft bleibt ein Beschluss der Bischöfe, dass sie katholischen Familien, die homosexuelle Familienmitglieder haben, Hilf anbieten möchten. Wie diese genau aussieht, bleibt unklar. In den USA werden unter fundamentalistischen Christen Ex-Gay-Therapien immer beliebter, in Afrika versucht man immer wieder homosexuelle Neigungen durch Exorzismen (Teufelsaustreibungen) zu bekämpfen. Ist das die Hilfe, die die Catholica Homosexuellen zukommen lassen will?
Vielleicht wird sich manch optimistischer schwuler Katholik damit trösten, dass die Synode kirchenrechtlich gesehen - im Unterschied zu einem Ökumenischen Konzil - lediglich beratende Funktion hat. Was der Papst dann daraus macht, liegt ganz in seinen Händen. Theoretisch könnte er also in allen Punkten in dem das Synodenthema aufgreifenden Lehrschreiben eine ganz andere, liberalere Position einnehmen. Papst Franziskus gilt zwar als Papst der Überraschungen. Aber diese lagen aber bislang niemals im Bereich der Lehre, sondern immer in der Zweideutigkeit symbolischer Handlungen. Die Synode, zumal die unnachgiebigen homophoben Bischöfe aus den USA und Afrika haben ihm auch deutlich gezeigt: Eine Veränderung der kirchlichen Lehre zur Homosexualität hätte notwendigerweise eine Kirchenspaltung (Schisma) zur Folge. In einer Dimension, wie sie die katholische Kirche zum letzten Mal im 16. Jahrhundert erlebt hat. Dieses Wagnis wird nicht einmal ein Papst Franziskus eingehen.