Veganer Weltuntergangs-Thriller
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Politisch korrekt und sehr soft – "Der Schwarm" ist trotzdem eine Serie, die die "Generation Z" auch nicht zum ZDF bringen wird.
Es ist jetzt ein anderer Film. Es ist nicht mehr mein Film.
Frank Schätzing
Die Wale machen, was sie wollen. Sie sind aber die einzigen in diesem Film. Der Rest der Lebewesen agiert seltsam ferngesteuert, was die Leser von Frank Schätzings 2004 erschienen Science-Fiction-Roman "Der Schwarm" nicht überraschen dürfte. Aber auch die menschlichen Figuren wirken von Anfang an wie von einem Virus befallen – und das steht nicht im Roman.
Überall Liebe, Ernst und Untergang, kaum je ein Lächeln, stattdessen Entsagung und Schwermut. Ein kleiner Haufen melancholischer Wissenschaftler hat sich zu Gruppe der Wissenden zusammengetan, einer Gemeinschaft der Heiligen, die im Bewusstsein, dass viele von ihnen sterben werden, ihr Ding durchziehen. Geigentöne erklingen dazu bei entscheidenden Szenen im Hintergrund.
Mit Schätzings Weltbesteller hat das, was das ZDF ab heute Abend in acht Teilen à 45 Minuten seinem Publikum auftischt, nicht mehr viel zu tun, mit Zeitgeist und modischer Themenbehandlung umso mehr.
Der Schwarm (12 Bilder)
"Zusammengeschusterter Unsinn" "ohne aktuelle Relevanz"
Der Kölner Autor hat früh geahnt, dass er hier stärkeren Mächten gegenübersitzt und von seinem Werk im Fleischwolf Dutzender Drehbuchfassungen, sieben coproduzierender Sender und diverser inhaltlicher Überarbeitungs- und Anpassungswünsche nicht viel übrig bleiben würde. Er ist aus der Mitarbeit am Drehbuch ausgestiegen
"Es pilchert", wurde er dann nach Ansicht der fertigen Fassung im Gespräch mit der Zeit deutlich und distanzierte sich von der Verfilmung: Die Serie sei erzählerisch "grundfalsch". Sie sei "zusammengeschusterter Unsinn" und "ohne aktuelle Relevanz", empörte sich der Autor, der sich mehr Wagemut im deutschen Fernsehen wünscht.
"Da sind viele Chancen verpasst worden, verschenkt worden, aus dem Film mehr zu machen", sagt Schätzing jetzt auch in einer ZDF-Dokumentation, die in der Mediathek verfügbar ist. Und es spricht für den Mainzer Sender, einer so offenen Kritik breiten Platz zu bieten – immerhin handelt es sich bei der für die horrende Summe von über 40 Millionen Euro Produktionskosten hergestellten Serie um die aufwendigste deutschsprachige Fernseh-Produktion aller Zeiten.
Bei weiten nicht alles davon ist deutsches Gebührengeld, denn das Ganze ist eine von sieben Häusern gestemmte europäisch-japanische Gemeinschaftsproduktion.
Trotzdem ist die Serie, wie der Spiegel vorrechnete, "finanziell doppelt so hoch ausgestattet wie 'Babylon Berlin'", und "manche sprechen unter der Hand sogar von einem Gesamtbudget von 50 bis 60 Millionen Euro." Das setzt auch inhaltlich und ästhetisch Maßstäbe, an denen die Serie sich messen lassen muss.
Schätzing erinnert in den Interviews an das, was er mit dem Buch im Sinn hatte:
Der Film ist ja oft als Ökos Thriller bezeichnet worden. Das hat mir nie gefallen. Das ist so ein Label wie Bio-Banane. Mir ging es in dem Buch darum, einen Abenteuerroman zu schreiben, einen wissenschaftlichen Thriller mit Science Fiction- und Horror-Touch und auch beim Film soll das Entertaining im Vordergrund stehen. Wir wollen nicht eine ökologische Botschaft vermitteln.
Das Ergebnis bleibe hinter seinen Möglichkeiten zurück:
Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Die globale Dimension der Bedrohung wird nicht spürbar, von Aktualität oder einer intelligenten Alien-Strategie ganz zu schweigen. Man hätte dem Narrativ des Romans mehr vertrauen sollen, der Maximaleskalation des Thrillers.