Verbrannte Erde - ein Kontinent in Aufruhr

Seite 2: Premierminister Morissons Kohle-Politik

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Ungeachtet dessen betreibt Premierminister Morisson weiter seine ehrgeizige Kohle-Politik. Der wirtschaftliche Aufschwung Australiens gründe sich auf dem Abbau von Bodenschätzen, wird er nicht müde zu erklären.

Dabei verweist er auf den scheinbar geringen Anteil von 1,3 Prozent Treibhausgas-Emissionen. Doch berücksichtigt man die Emissionen der exportierten Kohle, liegt Australiens globale CO2-Bilanz einer Analyse der Umweltorganisation Australian Conservation Foundation zufolge bei fünf Prozent.

Dieser CO2-Fußabdruck entspricht dem Russlands, das weltweit an fünfter Stelle der CO2-Emissionen steht. Laut Statista waren die Pro-Kopf-Emissionen 2017 auf dem Kontinent nahezu doppelt so hoch wie in Deutschland.

Nun will der indische Konzern Adani eine gigantische Kohlegrube in Queensland im Nordosten des Landes in Betrieb nehmen, denn dort liegt das potenziell größte Kohlevorkommen der Welt. Die Kohle soll per Zug zu einem Hafen gebracht und dann über das darunter sterbende Great Barrier Reef hinweg verschifft werden. Seit Kurzem ist es dem Konzern sogar erlaubt, für den Bau der Mine Wasser aus dem Artesischen Becken pumpen.

Der Kohle-Abbau wird das stark ausgeblichene Great Barrier Reef - Lebensraum für Delfine, Wale, Seekühe, Meeresschildkröten, Krokodile, Rochen, Stachelschnecken, Seefedern, viele exotische Fischarten sowie Weißbauchseeadler - weiter unter Druck setzen. Darüber hinaus bedrohen die Gas- und Ölförderung die exotische Tier- und Pflanzenwelt in marinen Schutzgebieten wie dem Great Australian Bight Marine Park.

Kohle-Hysterie im Endstadium?

Vor kurzem tat Morrison den Klimawandel noch als Erfindung irregeleiteter Umweltschützer ab. Inzwischen dürfte dem Mann das Lachen vergangen sein. Wenn auch seine "Gebete um Regen" die Feuer kaum löschen werden, so genehmigte er doch immerhin mehr Geld zur Feuerbekämpfung und mobilisierte 3.000 Reservisten der Streitkräfte. Darüber hinaus versprach er den am schwersten betroffenen Bezirken 60 Millionen Australische Dollar Soforthilfe.

Ansonsten wird der alte Kurs vorläufig beibehalten. Denn Morrisons größte Sorge sind offenbar die Arbeitsplätze, die verloren gehen, falls die Kohle im Boden bleibt. Doch der Kohle-Sektor bietet schon lange keine sicheren Arbeitsplätze mehr. Bald wird er seine eigenen Investitionsruinen verwalten müssen. Angesichts immer extremer Dürreperioden wird sich die Politik der fossilen Energieträger kaum lange durchhalten lassen.

Es könnte sein, dass die Feuersbrünste das Ende der Kohlepolitik bereits einläuten. Denn die Stimmung in der Bevölkerung kippt. Die Begeisterung für die Kohle lässt spürbar nach. Der Zusammenhang von Klimawandel, Trockenheit und verbrannten Landschaften wird den meisten Australiern immer offensichtlicher. Die Proteste nehmen zu, nicht nur bei Schülern und Umweltschützern, auch Unternehmenschefs fordern die Regierung zur Kehrtwende in ihrer Klimapolitik auf.

Selbst Feuerwehrleute mit langjährier Berufserfahrung weisen darauf hin, dass die Brände von Jahr zu Jahr schlimmer werden. Zudem befürchten sie, dass dem Land das Wasser ausgeht.

Wir Menschen wollen nicht gerne für unser Tun verantwortlich gemacht werden, erklärt Leslie Hughes von der Universität Sydney. Solange Australien auf fossile Energieträger setzt, ändert sich am Klimawandel nichts, erklärt die Klimaforscherin.

Einige Unternehmer haben das schon vor Jahren erkannt. Sie nutzen, was die Natur in rauen Mengen zu bieten hat: Wind und Sonne. So rigoros, wie die Politik auf der einen Seite fossile Energieträger fördert, so rasant werden auf der andern Seite die Erneuerbaren Energien ausgebaut. Bei anhaltendem Trend könnte sich der Kontinent in zwölf Jahren zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen, schätzen optimistische Wissenschaftler.

Hohe Sonneneinstrahlung, kräftige Winde und jede Menge Platz - die Bedingungen könnten nirgends besser sein.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Sonne und Wind in Australien als Energiequellen durchsetzen.