Männer suchen Liebe: Das überraschende Ende eines Klischees
Entgegen gängiger Klischees suchen Männer stärker nach festen Beziehungen als Frauen, so eine neue Studie. Aber warum ist das so? Die Gründe überraschen.
Wer sehnt sich mehr nach Liebe und fester Partnerschaft – Männer oder Frauen? Zeitschriften und Hollywoodfilme sind sich weitgehend einig: Es müssen Frauen sein. Sie suchen verzweifelt nach dem Richtigen. Männer lassen sich dagegen nur widerwillig von ihrem Single-Dasein abbringen.
Doch eine neue Studie zeigt nun: Diese Bilder sind verkehrt. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt.
Männer streben stärker nach festen Beziehungen
Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um Iris Wahring vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Wissenschaftler werteten über 50 Studien zum Beziehungsverhalten von Männern und Frauen in heterosexuellen Beziehungen aus.
Das überraschende Ergebnis: "Männer sind offenbar tendenziell stärker darauf fokussiert, feste Beziehungen einzugehen", sagt Wahring.
Auch profitieren Männer mehr von einer Partnerschaft, so die Studie. Feste Beziehungen wirken sich bei ihnen positiver auf Wohlbefinden und Gesundheit aus als bei Frauen. "Selbst die Lebenserwartung von Männern hängt stärker davon ab, ob sie in einer festen Beziehung leben, als das bei Frauen der Fall ist", erklärt Wahring.
Frauen fällt Trennung leichter
Einen weiteren unerwarteten Geschlechterunterschied fanden die Forscher beim Thema Trennung: Männer beenden seltener eine Beziehung als Frauen. Und wenn es doch zur Trennung kommt, leiden sie stärker darunter.
"Nach einer Trennung empfinden Männer eher Einsamkeit und neigen weniger dazu, die positiven Seiten der Trennung zu sehen", so Wahring. Frauen falle es offenbar leichter, auch die Vorteile eines Singlelebens zu genießen.
Frauen teilen Gefühle eher mit Freundinnen
Doch woher kommen diese Unterschiede? Die Forscher vermuten, dass emotionale Bedürfnisse eine Schlüsselrolle spielen. Co-Autor Paul van Lange erklärt:
Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Frauen typischerweise mehr emotionale Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld erhalten als Männer. Schon kleine Mädchen lernen, dass es für sie üblicher und angemessener ist als für Jungen, Emotionen und Verletzlichkeiten zu teilen.
Frauen pflegen oft enge Freundschaften, in denen sie Gefühle teilen. Männer hingegen sind emotional stärker von ihrer Partnerin abhängig. "Ohne eine Partnerin fehlt es Männern daher oft an Menschen, denen gegenüber sie sich öffnen können und die sie unterstützen", sagt van Lange. Das könne weitreichende Folgen für die Gesundheit haben.
Auch Männer wollen Nähe und Geborgenheit
Die Studie räumt mit dem Klischee auf, dass Männer weniger an Liebe und Bindung interessiert sind als Frauen. Auch wenn sie es vielleicht seltener zugeben: Männer sehnen sich genauso nach Nähe, Geborgenheit und einer festen Partnerin an ihrer Seite.
Für die Zukunft wünschen sich die Forscher weitere Studien, etwa zu homosexuellen Paaren oder Beziehungen in anderen Kulturen. Denn auch wenn die aktuelle Untersuchung viele Denkmuster auf den Kopf stellt: Um die Liebe in all ihren Facetten zu verstehen, gibt es noch viel zu erforschen.