Verschmutztes Wasser - trübe Aussichten
Seite 2: Bedrohte Auen
- Verschmutztes Wasser - trübe Aussichten
- Bedrohte Auen
- Auf einer Seite lesen
Auwälder zählen mit einer Vielfalt von bis zu 12.000 Arten zu den strukturreichsten mitteleuropäischen Waldökosystemen. Sie sind von Weich- und Harthölzern geprägt. Weichholzauen bestehen aus verschiedenen Weidenarten wie Silber-, Purpur- oder Korbweide sowie aus Schwarzpappeln.
Zusammen mit den Hochstaudenfluren bildet sie den Übergang vom Spülsaum zu Stromtalwiesen und Hartholzauen. Seltene Specht- und Fledermausarten, aber auch Schwarzstörche und Seeadler finden hier Futter und Lebensraum. Vor allem aber sind Auenlandschaften wichtige Puffer bei Überschwemmungen durch Hochwasser.
Nun kam es an der Flusslandschaft Elbe in Niedersachsen während der Hochwasser in den letzten Jahren immer wieder zum Rückstau in die Nebenflüsse, die durch verschiedene Überleitungswehre, Schöpf- und Absperrwerke vermindert werden.
Um die Abflussgeschwindigkeiten zu erhöhen, fällte man im Deichvorland zahlreiche Bäume der Weichholzaue, vor allem Schwarzpappeln und Silberweiden, wodurch sich der Pegel allerdings nur um wenige Zentimeter senkte. Für einen effektiven Hochwasserschutz wären kleinere Rückdeichungen und Umfluter sinnvoller gewesen, kritisieren Umweltverbände.
Anders wollen Umweltverbände das Problem mit dem Hochwasserstau in der "Hohe Garbe" lösen, eine 420 Hektar große Halbinsel mitten in der Elbe an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachsen. Hier wächst ein alter Hartholzauwald aus Eichen und Flatterulmen, daneben finden sich Weichholzauen u. a. mit Silberweiden, Schwarzpappeln und Brenndolden-Auenwiesen, die von Bibern, Fischottern, Schwarzstörchen, Käfer- und Fledermaus- und Amphibienarten bewohnt werden.
Das Wasser gelangt nur bei höheren Wasserständen in den Auwald, kann aber dann kaum abfließen. Um den auentypischen Charakter der "Hohen Garbe" und ihrer Lebensräume zu erhalten, soll das Gebiet wieder an die natürliche Dynamik der Elbe angeschlossen werden.
Blaues Band soll Gewässer schützen
2015 startete die Bundesregierung eine Initiative zur Renaturierung von Wasserstraßen, Flüssen und Auen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Das damals initiierte Bundesprogramm "Blaues Band Deutschland" wurde auch im neuen Koalitionsvertrag aufgenommen.
Zum Schutz der Gewässer habe man inzwischen das Düngerecht geändert, erklärt Florian Pronold, Staatssekretär für Umwelt und Naturschutz gegenüber 3sat. Immer mehr Fließgewässer sollen aus der ökonomischen Nutzung genommen und renaturiert werden. Vor allem die Nebenwasserarme, für den Gütertransport praktisch ohne Bedeutung, sollen ökologisch und für Freizeit und Erholung aufgewertet werden.
Um die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinien einzuhalten, brauche es mehr Geld und Personal, sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, vor allem aber mehr politischen Willen. Agrar-, Verkehrs- und Industriepolitik sind nun aufgefordert, den Gewässerschutz zielstrebig und konkret umzusetzen. Mit einer öffentlichen Petition an Umweltministerin Svenja Schulze will der Umweltverband seinen Forderungen Nachdruck verleihen.
In diesem Zusammenhang warnt der BUND davor, die Vorgaben der EU-Wasserahmenrichtlinie aufzuweichen. Vor allem müsste die Belastung durch Pestizide, Antibiotika, Gülle aus der industriellen Landwirtschaft reduziert und Randstreifen von zehn Metern Breite flächendeckend an Gewässern angelegt werden.
Wasser ist Leben, heißt es. Gerade die Wasserkreisläufe zeigen uns, dass die Folgen wirtschaftlichen Handelns für die Umwelt immer wieder mit einkalkuliert werden müssen. Momentan trägt die Natur die wahren Kosten. Ist sie erst bankrott, sind es die Menschen und ihre Wirtschaft wenig später auch.
Was ist zu tun? Müll vermeiden, weniger Düngemittel und Chemikalien einsetzen, die Einleitung industrieller Abwässer stoppen. Um Flüsse und Seen für kommende Generationen gesund zu erhalten, müssen letztlich alle mithelfen.
Mehr Infos:
Bundesprogramm Blaues Band Deutschland (Februar 2017)