Vielfrontenkrieg

In Kenia, Nigeria und Pakistan töten Gesinnungsgenossen von ISIL

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Der Irak und Syrien sind nicht die einzige Länder, in dem Dschihadisten töten: In Kenia brachten Unbekannte am Sonntag bei einem Anschlag auf die in der Nähe der Ferieninsel Lamu gelegenen Stadt Mpeketoni nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens 48 Personen um. Dazu stürmten sie unter anderem eine Videohalle, in der ein gerade ein Fußballweltmeisterschaftsspiel ausgestrahlt wurde, und zwei Hotels. Angeblich erschossen sie gezielt Männer, während deren Frauen zusehen mussten. Außerdem steckten die Täter mehrere Gebäude an und raubten Waffen aus einem Polizeirevier.

Trotz des Einsatzes von Aufklärungsflugzeugen wurden die nach dem Massaker geflüchteten Verbrecher bislang nicht aufgespürt. Man vermutet, dass sie über die knapp 100 Kilometer entfernte Grenze nach Somalia entkommen konnten. Die kenianischen Behörden gehen aufgrund von Zeugenaussagen über entsprechende Bemerkungen der Täter außerdem davon aus, dass die Täter der Terrorgruppe al-Shabaab angehören, die Somalia erobern will.

Das verhindern bislang unter anderem kenianische Soldaten, die 2011 zusammen mit anderen Streitkräften von Mitgliedsländern der Afrikanischen Union in den gescheiterten Staat einmarschierten. Danach kam es zu mehreren Terroranschlägen in Kenia - unter anderem auf das Westgate-Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi, bei dem die Täter im September 2013 insgesamt 67 Menschen auf teilweise bemerkenswert sadistische Weise umbrachten.

Sehr viel alltäglicher als in Kenia ist der Terror in Nord- und Zentralnigeria, wo die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram seit 2009 für eine hohe vierstellige Zahl von Toten verantwortlich ist und nicht nur regelmäßig Schulen, Kirchen und Kinos in die Luft sprengt, sondern auch Mädchen und Frauen entführt und mit Schnellfeuergewehren Massaker in Dörfern verübt. Am Sonntag stürmten etwa 20 Boko-Haram-Salafisten einem Markt in der Ortschaft Daku im nordöstlichen Bundesstaat Borno und töteten dabei mindestens 15 Dörfler mit Schüssen aus Kalaschnikows und Brandsätzen, mit denen sie dutzende Häuser und Fahrzeuge ansteckten.

Im Fall der am 15. April entführten 223 Schulmädchen ist bislang keine Befreiung in Sicht - stattdessen entführten die Terroristen am 5. Juni weitere 20 Fulbe-Frauen. Weil Polizei und Armee im Kampf gegen Boko Haram bislang weitgehend erfolglos waren, hat sich in Maiduguri mittlerweile eine Bürgerwehr gebildet, die mit Macheten bewaffnet den Zugangsverkehr kontrolliert.

Eine vierte Front des Dschihadismus liegt im paschtunischen Siedlungsraum, der zwischen Afghanistan und Pakistan aufgeteilt ist. Dort kämpfen seit 1994 die Taliban, denen es letzte Woche gelang, den internationalen Flughafen in der pakistanischen 13-Millionen-Metropole Karatschi anzugreifen. Als Reaktion darauf startete das Militär am Sonntag mit 30.000 Mann in Nordwaziristan die nach dem Schwert Mohammeds benannte Großoffensive Zarb-e-Azb, in deren Rahmen durch Luftangriffe, Artillerie-, Panzer- und Infanteriebeschuss angeblich hunderte Taliban getötet wurden.

Die Terrorgruppe reagierte darauf mit der Drohung, dass alle Fluggesellschaften, NGOs und Ausländer sofort Pakistan verlassen sollten, weil sie sonst Opfer von Anschlägen werden könnten, die unter anderem die "Paläste" in der Hauptstadt Islamabad und in der Pandschabmetropole Lahore treffen sollen.

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