Abubakar Shekau präsentiert Schulmädchen-Video
Der Boko-Haram-Führer verlautbart, er habe die Entführten "befreit", indem er sie zum Salafismus bekehrte
Nachrichten aus Nigeria erreichten in Deutschland in der Vergangenheit im Regelfall nicht allzu viele Leser. Das galt bis vor Kurzem auch für die Terrorakte der salafistischen Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram, die 2012 allen Christen ein Ultimatum zum Verlassen Nordnigerias stellte, und der alleine in den ersten vier Monaten des Jahres 2014 bereits mehr als 1.500 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.
Das änderte sich, als die Sekte am 15. April 276 Schulmädchen entführte (von denen 53 fliehen konnten). Seitdem ist Boko Haram auch ein Thema in den meisten europäischen und US-amerikanischen Mainstreammedien. Als der Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in einer höchst bizarren siebenundfünfzigminütigen Videobotschaft nicht nur ankündigte, die entführten Schulmädchen "auf dem Markt" als Sklavinnen verkaufen zu wollen, sondern auch meint, man müsse entweder auf der Seite der Salafisten stehen, oder auf der von "Obama, Francois Hollande, George Bush, Bill Clinton und Abraham Lincoln [sic]", erreichte er einen weltweiten Bekanntheitsgrad, wie ihn Kaiser Bokassa oder Idi Amin in den 1970er Jahren hatten.
Nun erregt er mit einem neuen Video Aufsehen, dass etwa 130 grau und schwarz verhüllte Afrikanerinnen zeigt, die die al-Fātiha rezitieren, die erste Sure des Koran. Abubakar Shekau zufolge handelt es sich dabei um die entführten Schulmädchen, die er und seine Kumpane "befreit" hätten, indem sie sie vom Christentum zum Salafismus bekehrten. Zwei Mädchen, die einen sehr eingeschüchterten Eindruck machen, bestätigen diese Behauptung. Ein Mädchen gibt an, nicht misshandelt worden zu sein.
Außerdem kündigt Abubakar Shekau in dem Video an, die Mädchen, die sich dieser "Befreiung" widersetzt hätten, freizulassen, wenn die nigerianische Regierung im Gegenzug allen inhaftierten Boko-Haram-Terroristen die Gefängnistore öffnet.
Das Video könnte eine Reaktion darauf sein, dass die amerikanische und die britische Regierung letzte Woche ankündigten, die nigerianischen Behörden bei der Befreiung der Mädchen unterstützen zu wollen. Angeblich befinden sich deshalb bereits amerikanische und britische Polizei- und Militärberater im Krisengebiet. Der französische Staatspräsident François Hollande schlug vor, den Kampf gegen die Terrorgruppe Boko Haram durch einen ein Gipfel afrikanischer Staatschefs zu intensivieren, das am 17. Mai in Paris stattfinden könnte. Das könnte auch deshalb sinnvoll sein, weil Boko Haram Rückzugsräume in Kamerun, im Tschad und in Niger nutzt - alle drei Länder waren früher französische Kolonien.