Vom Sterben der NSU-Zeugen
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Wichtige Augenzeugin nach Kiesewetter-Mord vor Monaten ebenfalls verstorben
Die Umstände des Todes der NSU-Zeugin Corinna B. werden auch nach fast zwei Wochen nicht mitgeteilt. Das Justizministerium von Baden-Württemberg und der NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages schweigen (Weitere NSU-Zeugin tot: Sie kannte Mundlos und Zschäpe).
Gleichzeitig muss ein weiterer Todesfall gemeldet werden: Von den Zeugen, die nach dem Polizistenmord von Heilbronn blutverschmierte Männer sahen, ist eine ältere Frau bereits vor Monaten verstorben.
Zunächst zum Fall Corinna B.: Sie starb am 2. Februar 2017 im Alter von 46. Drei Tage zuvor, am 30. Januar, hatte der NSU-Ausschuss in Stuttgart beschlossen, sie als Zeugin zu hören. In den 1990er Jahren gehörte die Frau zur rechtsextremen Szene in Ludwigsburg und hatte persönlich Kontakt zum späteren NSU-Trio Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe. Wie viele andere Neonazis aus Chemnitz und Jena besuchten auch die drei immer wieder die baden-württembergische Stadt.
Die Abgeordneten wollen diese Vergangenheit durchleuchten und begannen am 30. Januar mit der Befragung von zwei früheren Mitgliedern der rechten Szene: Barbara E.-N. und Hans-Joachim S. Beide standen auf der Namens- und Adressliste von Uwe Mundlos. Corinna B. war einmal mit Hans-Joachim S. liiert.
Der Ausschuss erfuhr am 7. Februar von ihrem Ableben. In einer Pressemitteilung warf der Vorsitzende des Gremiums die Frage auf, "ob die Zeugin eines natürlichen Todes gestorben ist und Fremdeinwirkung oder Fremdverschulden ausgeschlossen" werden kann. Nach Angaben eines Mediziners, der bei der Leichenschau dabei gewesen sein soll, spreche "nichts für einen unnatürlichen Todesfall", heißt es in dem öffentlichen Schreiben zum Tod der Zeugin. Eine rechtsmedizinische Untersuchung ist allerdings nicht mehr möglich. Die Tote wurde bereits eingeäschert.
Wer das entschieden hat, konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden, zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Fragen. Unbekannt sind bis dato die Todesumstände der Frau, die zuletzt krank und auf eine Gehhilfe angewiesen gewesen sein soll. Ein Sprecher des Justizministeriums von BaWü erklärt lediglich: "Es scheint alles sehr wenig spektakulär zu sein. Es war kein unnatürlicher Todesfall." Umso seltsamer, dass die Todesursache nicht genannt wird.
In welcher Stadt Corinna B. gestorben ist, wird bisher ebenfalls nicht mitgeteilt. Gelebt haben soll sie in dem Ort Tamm, nördlich von Ludwigsburg. Doch in Tamm ist sie nicht gestorben, wie man bei der örtlichen Stadtverwaltung erfährt. Vom Untersuchungsausschuss des Landtages, der die amtliche Sterbeurkunde der betreffenden Kommune erhielt und damit wissen müsste, wo Frau B. starb, gibt es keine Auskunft. Er will den Fall erst am 24. Februar in seiner nächsten Sitzung thematisieren.
Laut erwähnter Pressemitteilung des Ausschussvorsitzenden soll Corinna B., deren Name aber darin nicht erwähnte wurde, später liiert gewesen sein mit einem aus Thüringen stammenden und in Baden-Württemberg wohnenden Mann, der Mitveranstalter diverser Konzerte rechtsextremer Skinheadbands war, die als "Geburtstagsfeiern" deklariert waren.
Corinna B. ist schon die fünfte tote NSU-Zeugin, mit der sich der U-Ausschuss von Baden-Württemberg befassen muss.