Von Kuba 1962 bis Ukraine 2002: Stoppt das Russisch Roulette mit der Menschheit!

Seite 2: Kuba-Krise 1962: "Krieg und vollständige Zerstörung"

Es ging den USA darum, zu kommunizieren, dass sie die Sowjetunion zu einer Kapitulation gezwungen hatten, indem sie robust auf die Aufstellung von Atomraketen direkt vor ihrer Haustür reagiert hatten. Dazu musste die Vereinbarung über den Abzug der US-Raketen aus der Türkei geheim bleiben.

Der US-amerikanische Journalist Michael Dobbs erklärte das so:

Wenn es so ausgesehen hätte, dass die USA die Raketenbasen auf Druck der Sowjetunion einseitig abziehen würden, könnte die Nato-Allianz daran zerbrechen.

Dobbs zitierte ein von ihm so genanntes Kernmitglied des CIA Teams, das die sowjetische Raketenaufrüstung überwachte, Dino Brugioni: Er hätte keinen anderen Ausweg gesehen als "Krieg und vollständige Zerstörung" (ebenda).

Im Memorandum der US-Strategieschmiede "Rand" vom September 1962 hieß es damals: "Eine Politik, die jegliches Risiko eines Weltkrieges vermeidet, würde die Nation den feindlichen Drohungen hilflos ausliefern."1

Eine ähnliche Gefährlichkeit weist die aktuelle Globalstrategie der USA auf. "Spätestens als die USA sich zum Sieger des Kalten Krieges erklärten, wurde die Entspannungspolitik unter dem Motto von Willy Brandt Wandel durch Annäherung beendet und es folgte die territoriale Annäherung des Nato-Gebietes an die russische Westgrenze.

Dies widersprach und widerspricht völkerrechtlich relevanten Texten über eine Friedensordnung, die als System gemeinsamer Sicherheit die Sicherheitsinteressen aller Seiten berücksichtigt, wie es die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges und die damals beiden deutschen Staaten 1990 in der Präambel des Zwei-plus-Vier-Vertrages zur Vereinigung Deutschlands vereinbart hatten.

Es verwundert nicht, dass Russland das Militärbündnis, das – so wie seine Führungsmacht USA – die Russische Föderation und China als Rivalen kennzeichnet, als Gefahr ansieht, dies umso mehr, da der Militärpakt Nato mit neu entwickelten nuklearen Arsenalen die Schwelle zum Atomkrieg absenkt, auch indem er Tarnkappenbomber mit der Fähigkeit zu nuklearen Überraschungsangriffen unmittelbar vor Kriegsausbruch in die Ukraine verlegte.

Russland, das im 20. Jahrhundert zweimal vom Westen angegriffen wurde, könnte allzu leicht gegenüber einer Einkreisung, wie sie die USA mit ihren über 700 Militärbasen und die Nato mit ihrer Osterweiterung vorantreiben, eine Abwehrhaltung einnehmen.

Diese Haltung führte unter anderem dazu, dass Russland vor dem letzten Jahreswechsel erneut Sicherheitsgarantien von den USA und der Nato forderte:

"Sie müssen uns Garantien geben, und zwar sofort – jetzt", sagte Präsident Wladimir Putin bei seiner Jahrespressekonferenz in Moskau. Im Konflikt mit der Ukraine wolle Russland eine weitere Eskalation vermeiden. Dazu bräuchte es entsprechende Zusagen des westlichen Militärbündnisses, wie etwa auf eine weitere Expansion nach Osten zu verzichten. Die Nato habe Russland seit dem Ende des Kalten Krieges mit ihrer Osterweiterung immer wieder getäuscht.

Süddeutsche Zeitung