Von Mäusen und Kühen

Neuer Test kann BSE schneller nachweisen

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In der morgigen Ausgabe von Nature werden erste Ergebnisse über die Genauigkeit des einfachen biochemischen Tests veröffentlicht, der speziell dafür entwickelt wurde, geschlachtetes Rind auf BSE zu untersuchen.

Die Forscher, allen voran Jean-Philippe Deslys vom Service de Neurovirologie, Fontenay-aux-Roses, Frankreich, kommen zu dem Schluss, dass "dieser Test momentan der beste ist, den wir haben, und dabei helfen kann, infiziertes Fleisch aus der Nahrungskette herauszuhalten". Der neue Test - er wurde erst kürzlich von der Europäischen Union genehmigt - wird von Deslys und seinen Kollegen verglichen mit dem bereits länger existierenden "mouse bioassay"-Test, bei dem Mäusen Gewebeproben von Rinderhirnen injiziert werden. Waren die Proben BSE-verseucht, entwickelten die Mäuse auch entsprechende Symptome. Der große Nachteil dieses Tests: er ist sehr zeitaufwendig. Deshalb gilt er als nicht geeignet für die von der EU angekündigte umfassende Überprüfung aller Kühe, die älter als 30 Monate sind.

Der neue Test liefert das Ergebnis innerhalb von 24 Stunden und ist laut Forscher ebenso akkurat wie der "mouse bioassay"-Test.

Anders gesagt, ist dieser neue Schnelltest in seiner Aussagefähigkeit ebenso limitiert wie sein Vorläufer; war man beim "Maus-Test" noch auf die allgemeine Infizierbarkeit von Mäusen angewiesen, kann der neue Test bisher lediglich bestätigen, was man bereits weiß: Die Forscher haben nur Gehirngewebe getestet, dessen Verseuchung mit BSE schon bekannt war - ob er die Krankheit auch bei Tieren nachweisen kann, die noch keine Symptome gezeigt hatten, bleibt also weiter unklar. Sehr unpraktisch für eine systematische Untersuchung.

Laut der Forscher reicht "die Testgenauigkeit aus als Alternative zur Vernichtung aller Tierkadaver, die nach dem 30. Monat geschlachtet wurden". Aber zusätzliche Arbeit sei vonnöten, um die Testergebnisse mit den Diagnosen bisher üblicher BSE-Tests vergleichbarer zu machen.

Das systematische Testen geschlachteter Kühe von über 30 Monaten oder aber deren komplette Entfernung aus der Nahrungskette ist ein wichtiger Punkt in dem Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von BSE, das der Europäischen Union am 1.Januar 2001 vorgelegt wurde. Laut EU Food Safety Commissioner David Byrne ist das "das absolute Minimum, das nötig ist, um das Vertrauen der Verbraucher wiederherzustellen". Seitdem auch jüngere, bereits mit BSE infizierte Rinder entdeckt worden sind, stellt er außerdem in Frage, ob "das Alterslimit von 30 Monaten, das einen Test vorschreibt, nicht abgesenkt werden sollte". In dem Zusammenhang würden u.a. auch die bisher als "sicher" geltenden T-Bone-Steaks als BSE-verdächtig eingestuft werden. Byrne verspricht eine Antwort auf diese Frage, die "sowohl verantwortungsbewusst als auch verhältnismäßig" ausfallen werde, noch innerhalb dieser Woche.

Andere geben sich weit weniger optimistisch. So hieß es während der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin letzte Woche, Deutschland müsse sich dieses Jahr auf bis zu 500 BSE-Fälle einrichten. (2000 wurden 16 Fälle registriert.)

Während also nach wie vor offen bleibt, ob der Kuh-Killer tatsächlich auch der Gesundheit des Menschen gefährlich werden kann, gilt nach dem neuesten Rücktritt (Frau Stamm fühlt sich schuldlos und tritt zurück) als gesichert, dass BSE zumindest als Job-Killer äußerst effektiv ist.

Ein empfehlenswerter Link zum Thema: The BSE Inquiry