Vorentscheidung in Michigan: Biden gewinnt
Sanders erleidet in dem wichtigen Rust-Belt-Bundesstaat, den er 2016 gegen Hillary Clinton gewann, eine Niederlage
Gestern wurde in den USA in den Bundesstaaten Idaho, Michigan, Mississippi, Missouri, North Dakota und Washington gewählt. Der mit Abstand wichtigste ist Michigan, wo 125 Delegierte vergeben wurden. Diesen Bundesstaat hat der 77-jährige Joseph Biden dem aktuellen Auszählungsstand nach ebenso gewonnen wie Mississippi, Missouri und Idaho. Im Bundesstaat Washington ist das Rennen bei gut 67 Prozent der ausgezählten Stimmen noch offen. Hier liegen beide Kandidaten praktisch gleichauf. Nur in North Dakota führt Sanders bei gut 77 Prozent der ausgezählten Stimmen mit 48,5 zu 42,4 Prozent.
In Missouri gewann Biden mit 60,1 zu 34,6 Prozent Stimmenanteil. In Idaho liegt er bei 99,3 Prozent der ausgezählten Stimmen mit 48,9 zu 42,5 Prozent der Stimmen klar vor Sanders. Der Rest der Stimmen verteilt sich hier und in den anderen Bundesstaaten auf die 2020 chancenlose Tulsi Gabbard und an Kandidaten, die inzwischen ausgestiegen sind, aber noch auf Stimmzetteln stehen.
In Mississippi droht Sanders sogar der Verlust des proportionalen Anteils an Delegierten, weil sein Anteil bei 98,5 Prozent ausgezählten Stimmen noch knapp unter 15 Prozent liegt. Trotzdem ist die Niederlage in Michigan, wo Biden bei 99,1 Prozent ausgezählten Stimmen mit 52,9 zu 36,5 Prozent klar führt, für den 78-jährigen Bernie Sanders noch bedeutender. Nicht nur wegen der vielen Delegierten dort, sondern auch, weil er den Rust-Belt-Bundesstaat vor vier Jahren gegen Hillary Clinton gewonnen hatte, obwohl er damals als Außenseiter antrat.
Corona virtualisiert Wahlkampf
2020 war er dagegen bis letzten Dienstag der Favorit. Dann verlor Sanders zehn der 14 Super-Tuesday-Bundesstaaten an Joseph Biden, hinter den sich inzwischen fast alle ausgestiegenen anderen Bewerber gestellt haben. Zuletzt waren das Kamala Harris, Cory Booker und Andrew Yang, der sich gestern Abend für ihn erklärte.
Während Sanders auf eine Rede nach den gestrigen Vorwahlen verzichtete, gab sich Biden bereits ganz als sicherer Endsieger und dankte Sanders und dessen Anhängern für deren "Leidenschaft" und "unermüdliche Energie". Man habe, so der 77-Jährige, das "gemeinsame Ziel",Donald Trump zu schlagen - und heute habe man sich "der Wiederherstellung von Anstand, Würde und Ehre im Weißen Haus einen weiteren Schritt genähert".
Noch wichtiger als die gestrigen Vorwahlen werden die am nächsten Dienstag den 17. März. Dann werden 219 Delegierte aus Florida, 155 Delegierte aus Illinois, 136 Delegierte aus Ohio und 67 Delegierte aus Arizona verteilt. Bei der Werbung um diese Bundesstaaten müssen sich Biden und Sanders wegen der Covid-19-Epidemie auf bezahlte Spots und Soziale Medien konzentrieren: Große Wahlkampfveranstaltungen wurden nämlich ebenso abgesagt wie eine für Sonntag geplante Fernsehdebatte vor Publikum.
Wird Hillary Clinton Bidens Vizepräsidentschaftskandidatin?
Dass Biden - anders als Hillary Clinton 2016 - mit Michigan einen Rust-Belt-Bundesstaat gewann, den die Demokraten später bei der Präsidentschaftswahl an Donald Trump verloren, könnte darauf hindeuten, dass die Präsidentschaftswahl im November 2020 dort vielleicht anders ausgeht als vier Jahre davor. Ob Biden dann besser abschneiden kann, wird aber auch davon abhängen, wen er als Vizepräsidentschaftskandidaten wählt.
Dieser Posten scheint in seinem Fall von besonderer Bedeutung, weil der ehemalige Vizepräsident nicht nur relativ alt ist, sondern auch mehrmals einen gesundheitlich angeschlagenen Anschein erweckte: Zum Beispiel, als er behauptete, seit 2007 seien 15 Millionen Amerikaner durch Schusswaffen ums Leben gekommen, oder als er seine Präsidentschaftskandidatur mit der für den Senat verwechselte (Amerikas Demenzwahlkampf).
Manche Beobachter glauben deshalb, dass Biden keine komplette Amtsperiode durchsteht, sondern das Amt mehr oder weniger bald an seinen Vizepräsidenten abgibt. Der Schauspieler James Woods mutmaßte in einem sehr weit verbreiteten Tweet, dass die 2016 gescheiterte Hillary Clinton vielleicht sogar explizit auf so ein Szenario spekulieren könnte. Sie hat sich im Vorwahlrennen 2020 offiziell für neutral erklärt, lässt aber mit ihren Äußerungen über Biden ("hat Erfahrung", "weiß, was getan werden muss") und Sanders ("niemand mag ihn", "er bekommt nichts erledigt") kaum einen Zweifel daran, wen sie bevorzugt.
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