Vorweihnachtliche Beisetzung der Queen

Seite 2: Die wenig ruhmreiche Kolonialgeschichte

Die getragene Musik und die vielen, bunten Soldaten in Paradeunform verbreiteten zumindest eine gewisse vorweihnachtliche Stimmung, wenngleich die im Gleichschritt Marschierenden immer ein wenig aussehen, als würden sie schunkeln.

Die Reste des Commonwealth schauten auch vorbei, wenn sich auch einige von ihnen zuvor bereits sehr distanziert zur Beibehaltung der britischen Krone als Staatsspitze geäußert haben.

Viele afrikanische und karibische Staaten sind innerlich mit den Briten durch. Ein neues Selbstbewusstsein verweist darauf, dass man lieber die eigenen Toten beklagt. Als Elizabeth vom Ableben ihres Vaters erfuhr und selbst zur Königin wurde, befand sie sich gerade in Kenia, dessen Krone sie auch erbte.

Zu den Massakern an den Mau Mau, der kenianischen Freiheitsbewegung der Kikuyu, Meru und Embu, nahm sie nie Stellung. Vielleicht hat man Queen Elizabeth auch nicht von diesem oder anderen grausamen Kapiteln der britischen Kolonialgeschichte erzählt. Sie hätte sicherlich würdevoll dazu schweigen können.

Dass nun der neue König ausgerechnet Charles der dritte ist und just die beiden ersten Charles‘ so etwas wie die Begründer des englischen Kolonialismus im 17. Jahrhundert waren (damals im Kampf mit dem übermächtigen Gegner Niederlande), macht die Sache nicht besser.

Viele Mitglieder des Commonwealth wollen raus aus dem Trauerspiel und erwägen sogar Großbritannien auf Reparationszahlungen zu klagen, oder zumindest ein offenes Eingeständnis der Schuld zu erwirken.

Das ist nicht einmal ausgeschlossen, schließlich muss dem englischen Kolonialreich zugutegehalten werden – trotz aller Verbrechen – zuweilen eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt zu haben. Mahatma Gandhi wurde beispielsweise nicht ermordet, sondern "nur" eingesperrt. Aus dem Gefängnis heraus ließ man ihn agieren, mit dem bekannten Ergebnis.

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