Während Jemen hungert, breitet sich der Krieg weiter aus
Die große humanitäre Katastrophe und kein erkennbarer Wille seitens der Kriegsparteien, sie zu beenden
Im kriegsbefallenen Jemen eskaliert die Situation für die Zivilbevölkerung stetig seit Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 2014 und der darauffolgenden Militärintervention im Jahr 2015, die bis heute von Saudi-Arabien geführt wird.
Die Vereinten Nationen bestätigen, dass mehr als 10.000 Kinder seit Anfang des Krieges getötet oder verletzt wurden, wobei die reale Zahl weitaus höher sein dürfte. Der Krieg hat die Infrastruktur des Landes verwüstet, Hunderttausende Leben gekostet und Millionen von Menschen dazu getrieben, ihre Heimat zu verlassen. Zahlreiche Jemeniten sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden und drohen am Hungertod zu sterben.
Mit dem Fehlen lebenswichtiger Grundversorgung, der Ausbreitung von Corona und anderer Krankheiten sowie Wasserknappheit und Dürre ist es sehr wahrscheinlich, dass durch die russische Invasion in der Ukraine die Preise von Getreide noch weiter steigen.
Während wir in Europa die Preiserhöhung von Lebensmitteln und Benzin zu spüren bekommen, könnte es für ärmere Länder wie den Jemen zu einer extremen Reduzierung des Imports von Getreide und anderen Nahrungsmitteln kommen, welcher für die Bevölkerung lebensnotwendig ist.
Durch die russische Invasion wird ein erheblicher Teil der Getreideernte in der Ukraine ausfallen. Mehr als 50 Prozent des Weizens des Welternährungsprogramms stammen von dort. Immer, wenn man denkt, dass sich die Situation im Jemen nicht noch weiter verschlechtern kann, kommt eine weitere Tragödie hinzu.
Eine Deeskalation des Krieges ist nicht in Sicht
Als die US-Administration unter Trump die von Iran unterstützten Houthi-Rebellen als "Terrororganisation" eingestuft hat, machte dies der Nachfolger Biden rasch wieder rückgängig, mit der Begründung, dass dies die humanitäre Katastrophe verschlimmern würde, da die von den Rebellen kontrollierten Gebiete dadurch noch mehr isoliert würden.
Die Folge wäre eine Zunahme des Leides unter den Zivilisten. Biden versprach bei seinem Amtseintritt auch, dass die USA Saudi-Arabien nicht mehr bei ihren offensiven Operationen im Jemen unterstützen würden. Gleichzeitig wollte er jedoch der von den Saudis geführten Militärallianz weiterhin dabei helfen, sich gegen jene Truppen zu verteidigen, die vom Iran unterstützt werden (sprich: gegen die Houthi-Rebellen).
Da die Charakterisierung zwischen einer "offensiven" und "defensiven" Operation stets im subjektiven Auge des Betrachters liegen dürfte, bleiben die Worte Bidens in Anbetracht dessen sehr offen und vage. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die US-amerikanische Verstrickung in den Jemenkrieg nicht während der Amtszeit Trumps begann, sondern unter der Präsidentschaft Barack Obamas, dessen Vize der amtierende Präsident Joe Biden war.
Die Houthi-Rebellen wiederum denken genauso wenig wie Saudi-Arabien und deren Verbündete an Frieden oder an eine Deeskalation der Gewalt. Auf Twitter warnte der Huthi-Sprecher Yahya Sare'e, dass die Grenzen innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate unsicher bleiben würden, solange diese ihre "aggressive Eskalation" gegen den Jemen fortsetzen würden.
So gerieten die VAE und Saudi-Arabien unter dem Beschuss von Raketen und Drohnen, die von den Houthis abgefeuert wurden, wobei drei Menschen getötet und sechs verletzt worden sein sollen. Die Militärkoalition antwortete wiederum mit Vergeltungsschlägen und intensivierte ihre Raketenbeschüsse, wodurch 80 Menschen bei der Zerstörung eines Gefängnisses in Sanaa getötet sein sollen.
Die USA reagieren auf die Eskalation damit, dass sie den VAE weitere Kampfflugzeuge verkaufen. Die Reaktion auf den Einmarsch Russlands ins Nachbarland Ukraine zeigt, dass die Durchsetzung von Sanktionen ziemlich konsequent sein kann, wenn der notwendige Wille da ist.
Im Falle von Saudi-Arabien oder den VAE ist dieser hingegen keineswegs vorhanden, obgleich bekannt ist, dass diese (ebenso wie die Houthis) etliche Kriegsverbrechen im Laufe des Krieges begangen haben und zivile Einrichtungen bombardierten. Stattdessen unterstützt die USA die Militärallianz weiterhin mit Waffen. Die Leidtragenden sind wie immer die Zivilisten.